Pro bedeutet wirklich Pro
24.09.2024, 10:53 Uhr
Test: iPhone 16 Pro
Das iPhone 16 Pro trägt seinen Zusatz zurecht und nimmt die Kreativbranche ins Visier. Doch auch die anspruchsvollen Foto-Amateure werden ihre helle Freude daran haben.
(Quelle: Apple Inc.)
Eine gute Nachricht vorweg: Das iPhone 16 Pro mit 6,3 Zoll und die grössere Ausführung, das iPhone 16 Pro «Max» mit 6,9 Zoll sind sich bis ins kleinste fotografische Detail ebenbürtig. Es gibt also keinen Grund mehr, nur deshalb zur Max-Variante zu greifen, weil sie in einem Bereich leicht überlegen ist. So konnte beim iPhone 15 Pro nur die Max-Variante ein 5×-Tele vorweisen. Vergeben und vergessen, heute sind beide gleich.
Die neue Kamerasteuerung
Während immer mehr Smartphone-Hersteller aus Kostengründen auf mechanische Tasten verzichten, schwimmt Apple erfreulicherweise gegen den Strom. Die vom iPhone 15 Pro her bekannte Aktions-Taste ist in allen iPhone-16-Modellen verbaut. Neu dazu gesellt sich die brandneue Kamerasteuerung, die genau dafür gedacht ist: Sie erkennt beim Fotografieren unterschiedlichen Druck und reagiert auf Streichgesten.
Die neue Kamerasteuerung kommt als spezialisierte Taste und soll das Gefühl einer Kompaktkamera vermitteln – mit unterschiedlichem Erfolg
Quelle: Apple Inc.
Kamera starten. Ein einfaches Drücken startet die mitgelieferte Kamera-App von Apple. Doch das muss nicht sein: Alternative Kamera-Apps tauchen automatisch in den Einstellungen Kamera › Kamerasteuerung auf, wenn sie durch den Hersteller für die Kamerasteuerung angepasst wurden. Oder es wird überhaupt keine App gestartet, was ebenfalls praktisch sein kann, wenn es immer wieder zu unerwünschten Fehlstarts kommt. Das passierte im Test jedoch nie – auch deshalb nicht, weil der nötige Druck auf die Taste nicht zu unterschätzen ist.
Zoomen. Das Zoomen wird gefühlsecht! Durch ein Wischen wird der Ausschnitt stufenlos angepasst – ganz so, als würde man den Tubus eines klassischen Objektivs drehen. Idealerweise sollten die nativen Zoom-Einstellungen 0,5×, 1×, 2× und 5× verwendet werden, damit keine Zwischenstufen durch Software berechnet werden müssen.
Das Zoom über die Kamerasteuerung funktioniert geschmeidig und nahezu stufenlos
Quelle: Apple Inc.
Das kann sich zwar in einigen Situationen positiv auf die Bildqualität auswirken, doch der Unbeschwertheit zuliebe sollte der kleine Qualitätsbonus nicht überbewertet werden. Die Kamerasteuerung «rastet» bei diesen Werten zwar leicht ein – doch am meisten Spass hat, wer sich einfach darüber hinwegsetzt und dem Zoom keine Auflagen macht. Wer mit dieser stufenlosen Zwischenberechnung partout nichts abgewinnen kann, verwendet statt Zoom das Werkzeug Kameras: Jetzt wird nur zwischen den nativen Brennweiten gewechselt.
Im Gegensatz zum Apple-Trackpad ist die Kamerasteuerung eine richtige Taste, die sich drücken lässt. Zusätzlich bietet sie durch die Taptic Engine auch ein haptisches Feedback doch leider werden die Möglichkeiten nicht konsequent genutzt. So wäre ein «Klickern» beim Zoomen eine willkommene Ergänzung. Die Apple Watch zeigt, wie es richtig gemacht wird – etwa beim Drehen der Krone.
Ein kleines technisches Kunstwerk, wie man es von Apple gewohnt ist: die Kamerasteuerung mit Touch-Oberfläche und Taptic Engine
Quelle: Apple Inc.
Funktionen wechseln. Um zwischen den Funktionen zu wechseln, wird der Kameraauslöser zweimal leicht gedrückt, also nicht nur angetippt. Anschliessend wird gewischt, um zur künstlichen Tiefenschärfe, den Stilen oder einer anderen Funktion zu wechseln.
Fokus und Belichtung speichern. Erst im Verlaufe dieses Jahres wird ausserdem eine weitere Funktion über ein Software-Update eingeführt: die Möglichkeit, durch leichtes Drücken vor der Aufnahme die Belichtung und den Fokus zu fixieren. Das bedeutet nicht, dass sich der Fokus nicht mehr ändert, im Gegenteil: Es handelt sich um eine Motivverfolgung bei bewegten Sujets – ganz so, wie man es von gehobenen Systemkameras kennt.
Die Funktion für das Sperren der Belichtung und des Fokus wird noch dieses Jahr nachgereicht
Quelle: Apple Inc.
Nicht ohne Tücke
Grundsätzlich fühlt sich die Taste für die Kamerasteuerung sehr gut an – aber sie ist nicht automatisch eine Liebe auf den ersten Klick.
Was auf Anhieb gefällt, ist das Gefühl der halb gedrückten Taste. Die Schaltfläche besteht aus glattem Saphirglas. Die Taptic Engine erzeugt ein hauchdünnes Klicken, wenn die Taste nur leicht gedrückt wird. Wie viel Druck dafür benötigt wird, lässt sich in den Einstellungen unter «Bedienungshilfen › Kamerasteuerung» festlegen.
Doch gerade in der ersten Zeit tat ich mich damit schwer – vor allem auf dem grossen iPhone 16 Pro Max. Denn diese Taste liegt zu weit innen, ohne jeden Zweifel. Wird das iPhone 16 Pro «Max» wie eine Kompaktkamera an der Seite gehalten, reicht der Finger nicht bis über die Taste. Vermutlich wollte Apple den Hochformat-Fotografen entgegenkommen; doch in dieser Haltung wäre es praktischer, wenn sich die Taste noch weiter in der Mitte befinden würde. Wesentlich besser funktioniert es beim kleineren iPhone 16 (Pro), dessen Kompaktheit zu einem ergonomischen Vorteil wird.
Eine mögliche Abhilfe besteht darin, dass das iPhone um 180 Grad gedreht wird, sodass die Kamerasteuerung unter den linken Daumen zu liegen kommt. Doch ihm fehlt es wortwörtlich am Fingerspitzengefühl, um die Einstellungen sicher und komfortabel vorzunehmen.
Wird das Gerät bei der einhändigen Bedienung in der linken Hand gehalten, lassen sich Selfies so komfortabel wie nie schiessen. Wer das iPhone hingegen rechts hält, kann die Kamerasteuerung überhaupt nicht nutzen.
Die zweite Schwäche betrifft die Bauart der Taste. Ich bin es seit Jahren gewohnt, die «Lauter»-Taste als Auslöser zu verwenden – und die steht aus dem Gehäuse hervor. Die Kamerasteuerung ist hingegen flächenbündig verbaut, sodass der Kraftaufwand höher ist. Ein ruhiges, konzentriertes Auslösen wird dadurch erschwert.
Kurzum: An die Kamerasteuerung muss man sich etwas gewöhnen. Obwohl bei mir langsam das Umdenken einsetzt, lässt sich noch nicht sagen, ob ich diese Taste auch weiterhin verwende – oder ob ich zurück zur klassischen Auslösung über die «Lauter»-Taste wechsle.
Und wie sieht es aus, wenn das iPhone in einer Hülle steckt? Zumindest mit den Apple-Hüllen funktioniert die Steuerung so gut, wie mit einem nackten iPhone: Der eingearbeitet Saphirkristall überträgt die Bewegungen des Fingers zur Kamerasteuerung. Bei Hüllen von Drittanbietern kann das eventuell anders sein – ganz zu schweigen von jenen Anbietern, die einfach ein Loch in das iPhone-Kleid stanzen. Vermutlich wird die Kamerasteuerung mit dieser Billig-Lösung nahezu unbenutzbar, Irrtum vorbehalten.
Endlich perfekte Farben
Zu den Highlights des iPhone 16 (Pro) gehören zweifellos die «fotografischen Stile der neusten Generation» (O-Ton Apple). Ganz neu ist diese Funktion nicht, denn sie wurden bereits mit dem iPhone 13 eingeführt. Jeder Stil passt die Farbgebung an, indem Voreinstellungen wie «Kontrastreich», «Lebendig» oder «Warm» gewählt werden – aber ohne dabei die Hauttöne zu sehr zu verfälschen.
Doch ein kleiner Makel trübte bis anhin die Freude: Diese Manipulationen werden durch die Image-Pipeline dauerhaft ins Bild eingebacken und lassen sich später nicht mehr zurücknehmen. «Kontrastreich» führt also zu kräftigen, saftigen Bildern. Doch wenn im harten Sonnenlicht die Schatten am falschen Ort absaufen, sind sie später nur noch schwer zu korrigieren.
Die Image Pipeline des iPhones optimiert jedes Foto auf zahlreiche Arten und in Echtzeit; die fotografischen Stile stehen jetzt ganz am Schluss an
Quelle: Apple Inc.
Mit dem iPhone 16 (Pro) erledigt sich das Problem vollständig. Die fotografischen Stile lassen sich nachträglich zurücknehmen oder ändern, da sie erst am Schluss am Ende der Image-Pipeline angewendet werden.
Bereits vor der Aufnahme wird mit der Kamerasteuerung durch die mitgelieferten Stimmungen gewischt, wobei das Ergebnis vorab gezeigt wird. Ab Werk sind Varianten wie «Kaltrosa», «Leuchtend» oder «Gemütlich» auf Knopfdruck verfügbar, wobei sich diese Stile auch später in der Intensität zurücknehmen lassen. Dabei werden in erster Linie die Hauttöne angepasst, während der Charakter des Bildes weitgehend erhalten bleiben soll.
Die neuen Funktionen zur Farbgebung lassen sich auch in der Fotos-App unter macOS 15 ‹Sequoia› ändern oder zurücknehmen
Quelle: PCtipp
Wichtig zu wissen ist, dass diese Stile nicht gleichermassen auf das Bild wirken. Hauttöne werden anders behandelt als der Himmel, Lichter anders als Schatten. Das ermöglicht wesentlich subtilere und professioneller wirkende Ergebnisse, als wenn ein Filter pauschal über das ganze Foto gepinselt wird.
Der nächste Schritt
Beim Tippen auf einen Stil erscheint ein zweidimensionales Raster, um die Werte für «Ton» und «Farbe» zu manipulieren. Für «Palette» steht wiederum ein Schieberegler zur Verfügung.
Ton. Dieser Parameter beeinflusst die Helligkeit und den Kontrast eines Fotos. Ich stehe in einer langen Linie von Anwendern, die mit der HDR-Funktion des iPhones nicht immer glücklich sind. Die Apple-Kamera versucht manchmal zu verbissen, in jedes Spitzlicht und in jeden Schatten noch Zeichnung hineinzuprügeln, sodass die Bilder zuweilen kraftlos wirken. Mit der Einstellung «Ton -25» wirken die Fotos auf mich sehr viel attraktiver – aber das ist natürlich Geschmacksache.
Farbe. Dieser Parameter steuert die Sättigung und Lebendigkeit der Farben. Je nach Einstellung wirken die Farben intensiver oder gedämpft, um einen eher verträumten Look zu generieren.
Palette. Beeinflusst die allgemeine Farbgebung und den Stil des Fotos. Der Schieberegler steht beim Stil «Standard» nicht zur Verfügung. Die Palette ändert vor allem die Hauttöne, ohne dass die Charakteristik im Allgmeinen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Für mich sind die «fotografischen Stile der neusten Generation» die wichtigste Neuerung des iPhone 16 überhaupt. Allerdings verlangt ihr Einsatz, dass man sich mit der Materie beschäftigt, Einstellungen gegeneinander abwägt und sich mit den eigenen Vorlieben auseinandersetzt.
Dieses Ausloten kann zu Beginn in Arbeit ausarten. Es wird wohl vielerorts darauf hinauslaufen, dass Anwender diese feine Einrichtung links liegen lassen und einfach so weiterfotografieren, wie sie es schon immer getan haben. Daran ist nichts falsch und man das auch niemandem zum Vorwurf machen. Doch wer sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, findet hier ein neues mächtiges Werkzeug, das die Kamera-App des iPhones von Grund auf in einem neuen Licht erstrahlen lässt.
Die Kameras
Bei der Kamera-Hardware spielen sich viele Verbesserungen hinter den Kulissen ab. So wird der neue Fusion-Sensor doppelt so schnell ausgelesen, wie beim Vorgänger. Das ist vor allem bei RAW-Aufnahmen spürbar. Ausserdem preist Apple den «Zero shutter lag»: Beim Drücken des Auslösers wird die Aufnahme ohne jede Verzögerung ausgelöst und aufgezeichnet, auch wenn mit 48 Mpx in ProRAW oder HEIF fotografiert wird.
Fusion-Kamera. Die Bezeichnung steht für die Hauptkamera des iPhone 16 mit 48 Mpx – und für die wichtigste Kamera überhaupt. Der Markteing-Begriff «Fusion» bezieht sich darauf, dass zwei Fotos in verschiedenen Auflösungen gleichzeitig aufgenommen und anschliessend zu einem besseren Bild kombiniert werden: eine 48-Mpx-Aufnahme mit maximalen Details und eine 12-Mpx-Aufnahme mit maximalen Belichtungsinformationen. Daraus resultiert ein Foto mit 24 Mpx, das die besten Informationen in sich vereint.
Die Fusion-Kamera kitzelt das Beste aus zwei Ausnahmen heraus
Quelle: Apple Inc.
Ultraweitwinkel. Neu erfasst auch diese 13-Millimeter-Kamera 48 Mpx. Ausserdem weicht der Fixfokus dem Autofokus. Vor allem aber sind jetzt auch Makro-Aufnahmen mit 48 Mpx möglich. Dazu muss in den Einstellungen zur Kamera die Option «ProRAW und Auflösungssteuerung» aktiviert und als Pro-Standard «HEIF Max (bis zu 48 MP») angewählt werden. Erst dann lässt sich diese Auflösung auch der Kamera-App anwählen.
Tele. Einzig das Tele verharrt bei 12 Mpx – davon abgesehen, dass diese Kamera jetzt auch beim kleinen iPhone 16 Pro verbaut ist. Damit verschwindet ein Alleinstellungsmerkmal, wie es das iPhone 15 Pro Max noch bieten konnte. Die Brennweite beträgt (auf KB umgerechnet) 120 Millimeter. Und damit Verwackelungen ausbleiben, arbeitet im iPhone 16 Pro ein optischer Bildstabilisator mit Sensor-Shift in drei Richtungen.
Geblieben ist bei allen Kameras die feste Blendenöffnung: Auch das iPhone Pro verzichtet auf Lamellen hinter der Optik, um den Lichteinlass oder die Tiefenschärfe manuell zu beeinflussen. Wenn also die starre Offenblende für eine dezente Unschärfe im Hintergrund nicht ausreicht, muss wie bis anhin auf Software-Tricks zurückgegriffen werden.
Videos
Seit jeher gelten die iPhones bei der Videoproduktion als Mass aller Dinge. An ihnen kann sich die Konkurrenz aufreiben, bis jetzt allerdings mit mässigem Erfolg.
Vollwertige QuickTake-Videos
Zuerst soll das Augenmerk auf ein Detail gelenkt werden, das aus meiner Amateur-Sicht zu den besten Neuerungen gehört: QuickTake-Videos werden jetzt endlich in 4K mit bis zu 60 fps und in Dolby Vision HDR aufgenommen – also so, wie es eigentlich seit jeher sein sollte. Denn bis anhin wurden diese Streifen aus unbekannten Gründen nur in 1440p (1920×1440 Pixel) bei 30 fps aufgezeichnet.
Zur Erinnerung: QuickTake-Videos sind die beste Möglichkeit, um in der Kamera-App auch im Foto-Modus sofort ein Video zu schiessen. Dazu wird der virtuelle Auslöser in der Kamera-App einfach gedrückt gehalten. Wenn Sie hingegen gewohnt sind, über die Lauter-Taste ein Bild zu schiessen, muss in den Kamera-Einstellungen die Option ‹Lauter› für Serie verwenden deaktiviert werden. Die neue Kamerasteuerung kann auf keinen Fall für Serienaufnahmen verwendet werden, sondern dreht immer ein Video.
4K mit bis zu 120 fps
Videografen werden begeistert sein, dass sich Videos neu in 4K mit bis zu 120 fps in Dolby Vision drehen lassen: eine glatte Verdoppelung der Bildrate. Damit werden hochwertige Zeitlupen möglich. In der Kamera-App wird nachträglich die Wiedergabe nach Belieben über ein Einblendmenü heruntergeregelt. Oder die Zeitlupe wird in einer professionellen Software wie Final Cut Pro zurechtgebogen.
Die Bildrate – und damit die Stärke der Zeitlupe – lässt sich auch in der Fotos-App manipulieren
Quelle: Apple Inc.
In beiden Fällen ist es also nicht mehr nötig, sich vor der Aufnahme zwischen den Modi Video und Zeitlupe zu entscheiden, wenn eine Stelle mit 120 fps gefilmt und später in Clips mit 30 fps eingearbeitet wird. Die Datenmenge ist dabei nicht zu unterschätzen: So verbraucht ein Video in 4K mit 120 fps etwa 800 MB pro Minute. Und wenn der Sinn nach ausgeprägteren Zeitlupen steht, bleibt immer noch die Option von 240 fps in Full-HD.
Profi-Formate
Die neue Bildrate in voller Auflösung funktioniert auch in den Profiformaten ProRes und Log, damit das Color-Grading später einer fähigen Software nachgeholt werden kann. Damit steigt der Speicherbedarf noch einmal sprunghaft an. So verschlingt eine einzige Minute 5,3 GB. Das führt unter anderem dazu, dass solche Videos nicht mehr intern gespeichert, sondern über den USB-3-Port auf ein externes Speichermedium gesichert werden müssen.
Dazu taugt jede SSD, die schnell genug ist – und natürlich muss auch das Kabel mithalten. Für 4K-Videos in ProRes mit bis zu 60 fps muss die SSD 220 MB pro Sekunde stemmen, bei 120 fps sind es sogar 440 MB. Solange das SSD bei der Leistungsaufnahme unter 4,5 Watt liegt, wird kein externes Netzteil benötigt.
Unterdessen haben sich auch einige Hardware-Hersteller auf das iPhone eingeschossen. So wird die Lexar SL500 mit 4 TB direkt über MagSafe am iPhone gehalten. (Gesehen bei digitec.ch.) Andere Hersteller bieten lediglich ein MagSafe-fähiges Leergehäuse an, das mit einem SSD der Wahl angereichert wird.
Die SSD von Lexar hält über MagSafe magnetisch am iPhone
Quelle: Apple Inc.
Ton aus allen Richtungen
Doch auch die Tonqualität mit den internen Mikrofonen erreicht neue Höhen – und davon profitieren nicht nur die Profis. Im iPhone 16 Pro sind jetzt vier Stück verbaut, die gemäss Apple mit «Studioqualität» aufwarten sollen. Das lassen wir hier so stehen, denn über dieses Prädikat lässt sich vorzüglich streiten.
Vier Mikrofone sorgen für räumlichen Klang und bieten Raum für Software-Tricks
Quelle: Apple Inc.
Unbestritten ist jedoch die deutlich bessere Qualität, wenn kein weiteres Equipment zum Einsatz kommt. Das ist der neuen Funktion Audiomix zu verdanken. Der Ton wird in jedem Fall auf dieselbe Weise aufgezeichnet. Später wird der gewünschte Modus bei der Nachbearbeitung ausgewählt, was sogar in der Fotos-App möglich ist.
Auch im Nachhinein kann die Charakteristik des Tons verändert werden
Quelle: Apple Inc.
Im Bild. Dieser Modus reduziert die Aufnahme von Gesprächen auf jene Personen, die tatsächlich im Bild zu sehen sind. Andere Personen ausserhalb des Ausschnitts werden weggefiltert.
Studio. Studio filtert alles weg, was nicht Stimme ist – also auch Gemurmel im Hintergrund oder ganz allgemein die Umgebungsgeräusche. Damit wird weitgehend der Effekt in einem schallgedämpften Raum simuliert. Auch die Stimme klingt so, als wäre die Person deutlich näher am Mikrofon.
Kino. Hier werden alle Stimmen gesammelt und akustisch zusammengeführt – auch von Personen, die sich nicht im Bild befinden.
Der Ton wirkt auf jeden Fall besser als bei den Vorgänger-iPhones, auch wenn ihm die digitale Nachbearbeitung je nach Szene anzuhören ist. Aber für Videografen ohne spezielles Equipment ist sie definitiv ein Gewinn.
Feinheiten beim Äusseren
Neben der neuen Kamerasteuerung bleibt das iPhone 16 Pro seinem Design weitgehend treu – «leider», werden vielleicht einige hinzufügen. Denn das iPhone wird durch sein Design auf den ersten Blick als solches erkannt; der Wiedererkennungswert ist enorm. Und ja, es wirkt auch zu Ende gedacht. Doch nach fünf Jahren im selben Outfit wäre es an der Zeit für etwas Neues, einfach nur aus Spass an der Freud’.
Immerhin: Das Titan-Gehäuse kommt jetzt mit einem leicht modifizierten Finish, wirkt dezent matt und damit etwas weniger «industriell» als das iPhone 15 Pro. Falls Sie nach der neuen Farbe «Wüstensand» Ausschau halten, sollten sie sich keine allzu grossen Hoffnungen auf eine aussergewöhnliche Farbe machen, denn da sandet gar nichts. Stattdessen ist es schlicht das güldenste iPhone seit dem iPhone 5s.
Auffällig ist auch das Display, dessen Ränder noch einmal dünner geworden sind. Gerade das iPhone 16 Pro Max mit seiner Diagonale von 6,9 Zoll wirkt, als würde das ganze Gerät nur noch aus einer Glasoberfläche bestehen. Sehr schick!
Seine Eigenschaften sind weitgehend gleichgeblieben. Die Wiederholrate variiert dynamisch zwischen 1 Hz und 120 Hz. Die Auflösung beträgt beim 6,9-Zoll-Gerät 2868×1320 Pixel, beim kleineren 6,3-Zoll-Gerät 2622×1206 Pixel. Wie schon seit Jahren bleibt die Pixeldichte bei allen Modellen konstant bei 460 ppi.
Die minimale Helligkeit beträgt 1 Nit – ideal, wenn das iPhone als Wecker verwendet wird und die Display-Anzeige auf ein Glimmen reduziert wird. Die maximale typische Helligkeit beträgt 1000 Nits; bei HDR-Inhalten bringt es die Spitzenhelligkeit auf1600 Nits, während im Freien bis auf bis zu 2000 Nits hochgeregelt wird, sodass Inhalte auch im direkten Sonnenlicht immer noch einwandfrei ablesbar sind.
Noch mehr Details
Und hier noch einige Details, der Vollständigkeit halber.
eSIM. Bereits das iPhone 15 wurde in den USA ohne physischen SIM-Slot verkauft – und es wurde vermutet, dass das mit der nächsten Generation auch in Europa so sein wird. Irrtum. Das iPhone 16 bietet in unseren Breitengraden weiterhin einen SIM-Slot. Der kann wahlweise mit Karton gefüllt und zusammen mit einer eSIM verwendet werden. Oder der Slot bleibt leer, dann lassen sich zwei eSIMS parallel verwenden.
Wi-Fi 7. Alle iPhone-16-Modelle unterstützen jetzt Wi-Fi 7 (802.11 be) mit 2×2 MIMO.
Batterie. Hier hat Apple deutlich nachgelegt: Hielt der Akku des iPhone 15 Pro Max bei Videowiedergabe noch 29 Stunden durch, sind es beim iPhone 16 Pro Max bis zu 33 Stunden. Beim kleineren Gerät stieg die Ausdauer von 23 Stunden auf 27 Stunden. Die Angaben stammen von Apple und können mit dem eigenen Nutzungsverhalten erheblich variieren.
Ladezeiten. Und wenn doch geladen wird, schluckt das iPhone deutlich mehr Strom. Zusammen mit einem 30-Watt-Netzteil und dem neuen MagSafe-Ladepuck mit Qi 2 wird kabellos mit bis zu 25 Watt geladen.
«Apple Intelligence!» «Wo?!»
Es herrscht ein breiter Konsens darüber, dass «Apple Intelligence» der grösste Umsatztreiber für die neuste Generation werden soll – also Apples eigene Implementierung von künstlicher Intelligenz. Alle iPhone-16-Modelle sind deshalb mit 8 GB RAM bestückt. Diese Minimalanforderung wird bei den Vorgängern nur vom iPhone 15 Pro erfüllt, das als einziges Gerät nachträglich mit K.I.-Funktionen ausgerüstet wird.
Allerdings gab es wohl wohl selten eine Apple-Neuerung, die nach der Ankündigung so viele offene Fragen zur Verfügbarkeit zurückliess. Was wir heute wissen: Apple Intelligence wird in den USA erst mit dem kommenden iOS 18.1 eingeführt. Andere Sprachen (darunter Deutsch) und Regionen werden nächstes Jahr unterstützt. Sicher ist, dass nach den USA zuerst andere englischsprachige Länder wie U.K., Kanada oder Australien folgen.
Apple Intelligence ist zwar in aller Munde, aber zurzeit nichts weiter als eine wässerige Ankündigung
Quelle: Apple Inc.
Sicher ist auch, dass die Länder der EU zuerst einmal hintenanstehen. Apple wird von der Sorge getrieben, dass einige Funktionen gegen den schwammig definierten «Digital Market Act» verstossen könnten. Das Unternehmen wurde von der EU als «Torwächter» klassifiziert und muss nun andere Herstellern dieselben Rechte und Zugriffe auf Schlüsseltechnologien gewähren, die es selber nutzt. Da jedoch Apple wie keine andere Firma für die nahtlose Verschmelzung von eigener Hard- und Software steht, wird befürchtet, dass es zu Komplikationen mit den EU-Wächtern kommen wird. Und dann erzwingt die EU entweder eine Öffnung oder macht das, was sie am besten kann: Milliarden-Bussen aussprechen. Es verwundert also nicht, dass Apple die EU-Länder so lange von Apple Intelligence ausschliesst, bis die Details geklärt sind.
Allerdings können wir in der Schweiz hoffen. Eine weitere herbeigesehnte Funktion von macOS 15 und iOS 18 ist die Möglichkeit, über die «iPhone-Synchronisierung» das iPhone zu einem integralen Bestandteil des Macs zu machen: durch die Nutzung aller Apps, den geteilten Benachrichtigungen oder dem unkomplizierten Datenaustausch. Auch diese Funktion bleibt den Ländern in der EU zurzeit vorenthalten, funktioniert in der Schweiz jedoch lupenrein.
In der Schweiz verfügbar, während die EU-Länder in die Röhre schauen: die neue iPhone-Synchronisierung bringt das iPhone und den Mac fast nahtlos zusammen
Quelle: Apple Inc.
Kaufberatung und Fazit
Bei der Kaufentscheidung sollte Apple Intelligence aus der Gleichung entfernt werden. Will heissen: Wer es nur auf Apple Intelligence abgesehen hat, sollte zuwarten – entweder, bis sich die Frage nach der Verfügbarkeit klärt oder bis das iPhone 17 erscheint. Denn zurzeit gibt es einfach zu viele Unwägbarkeiten, um Apple Intelligence zu einem belastbaren Argument für den Kauf zu machen.
Wenn hingegen ein älteres iPhone reif für ein Update ist, wartet mit dem iPhone 16 Pro ein solides, überzeugendes Upgrade, das viel Freude macht – ganz besonders, wenn die Kamera im Mittelpunkt steht. Hier muss jeder seinen eigenen Kaufreflex ertasten. In meinem Fall sind es die neuen fotografischen Stile: Sie ermöglichen endlich eine bessere Kontrolle über die Farbgebung und die Hauttöne, ohne dass man sich dabei in die Abgründe der RAW-Bearbeitung mit all ihren Unbequemlichkeiten abseilen muss.
Die Grösse ist hingegen nicht länger relevant – technisch gesehen. Da die kleine und die grosse Ausführung einen identischen Funktionsumfang und dieselben Kameras bieten, entscheidet nur noch die eigene Vorliebe. Ja, das grosse Gerät mit 6,9 Zoll wirkt im ersten Moment riesig. Doch alles, was darauf betrachtet und getippt wird, lässt die 6.3-Zoll-Ausführung im Vergleich wie ein Mäusekino wirken. Und auch wenn die Skepsis gross ist: Hier kann es sich lohnen, über den eigenen Schatten zu springen. Nach kürzester Zeit gibt es kein Zurück mehr.
Die 6,9 Zoll grosse «Max»-Version wird auch heuer viele Freunde finden
Quelle: Apple Inc.
Die Preise
Das «Max» kostet fast in jedem Fall 100 Franken mehr als die kleine Ausführung. Den einzigen Ausreisser findet man in der tiefsten Speicherklasse. Denn das kleinere iPhone 16 Pro gibt es bereits mit 128 GB für 1049 Franken, während das Max mit mindestens 256 GB für 1249 Franken angeboten wird. Danach pegelt sich der Preisunterschied ein: Für die Ausführungen mit 256 GB, 512 GB und 1 TB kostet die Max-Ausführung stets 100 Franken mehr.
Jeder Wechsel zur nächsthöheren Speicherausstattung kostet dann 200 Franken – ein geradezu toxischer Betrag, der den «Man-gönnt-sich-sonst-ja-nix»-Nerv arg strapaziert. Apple bleibt der inoffizielle Weltmeister des Upsellings.
Sinnvoller Speicher
Doch wer braucht so viel Speicher? Wer hat so viel Geld? Die zuverlässigste Antwort liefert das alte iPhone. Öffnen Sie die Einstellung Allgemein (hier unter iOS 18) und tippen Sie auf den Bereich iPhone-Speicher. Nun sehen Sie, was bis anhin benötigt wurde. Wenn der Speicher eher knapp ist, sollten Sie mindestens eine Stufe höher gehen. Wenn also 200 GB von 256 GB belegt sind, ist ein iPhone mit 512 GB angezeigt.
Wer gerne filmt, sollte 512 GB ins Auge fassen. Ironischerweise gilt das nicht, wenn das speicherfressende ProRes-Format zum Einsatz kommt – denn in diesem Fall muss sowieso eine externe SSD verwendet werden, sodass der Aufpreis für die 1-TB-Version besser in dieses Zubehör investiert wird.
Oder vielleicht ein iPhone 16?
Wir werden uns in einem weiteren Beitrag auch mit dem iPhone 16 befassen. So viel vorweg: Wenn die Fotografie nicht im Vordergrund steht, sollten Sie einen Blick darauf werfen. Das reguläre Modell ist ebenfalls für Apple Intelligence gerüstet, kommt in knalligen Farben, bietet dieselbe Kamerasteuerung und neuerdings auch die Aktionstaste. Einzig das Display bietet eine antiquierte Wiederholfrequenz von 60 Hz. Doch wer damit leben kann, ist beim kleinen Modell eventuell besser, weil günstiger aufgehoben.
Fazit
Das iPhone 16 Pro verkörpert ein steinsolides Update, das seine Stärken im Detail zeigt – und das gilt besonders für die Kameras. Für alle Besitzer eines iPhone 13 oder älter verdient das Update eine unbedingte Kaufempfehlung.
Kniffeliger wird es, wenn bereits ein iPhone 14 Pro oder iPhone 15 Pro in der Hosentasche steckt. Hier lohnt sich das Update nur, wenn die neuen Kameras zum Objekt der Begierde werden – dann aber richtig. Das verbesserte Ultra-Weitwinkel, die neuen fotografischen Stile und die exklusive Kamerasteuerung bieten einen deutlichen Mehrwert, von den Videos mit 120 fps und den neuen Mikrofonen ganz zu schweigen.
Testergebnis
Display, neue Kamera, Videos in 4K mit 120 Hz, fotografische Stile, Tempo, Software
Kamerasteuerung gewöhnungsbedürftig
Details: Wahlweise 6,3 Zoll oder 6,9 Zoll, 120 Hz Always-On-Display mit TrueTone und P3-Farbraumabdeckung; Kameras: Ultra-Weitwinkel und Fusion-Kamera mit 48 Mpx, Tele mit 12 Mpx, Videos mit bis zu 4K bei 120 Hz und Dolby Vision HDR; A18 Pro Chip mit 6-Core CPU, 6-Core GPU und 16-Core Neural Engine, Wi-Fi 7, USB-C (USB 3) mit bis zu 10 Gbit/s, iOS 18
Preis: ab 1049 Franken (iPhone 16 Pro mit 128 GB); ab 1249 Franken (iPhone 16 Pro Max mit 256 GB)
Infos:apple.com/chde