Testcenter
18.01.2021, 12:03 Uhr
Im Test: Nikon Z6 II
Nikon verpasst einer sehr guten Kamera ein kleines Update und macht sie so fast perfekt. Lesen Sie den Testbericht zur Nikon Z6 II.
Vieles ist gleich geblieben bei der Nikon Z6 II. Und das ist auch gut so. Denn bereits die erste Ausführung des Beinahe-Spitzenmodelles von Nikon war ausgesprochen gut. Die Z6 II setzt dort an, wo die Z6 noch Schwächen aufzeigte und bügelt praktisch alle davon aus.
Das beginnt beim Speicher. Während die ursprüngliche Z6 noch mit einem einzelnen XQD-Slot auskommen musste, bietet die Z6 II zusätzlich einen SD-Slot (UHS-II) an. Die Kombination funktioniert ausgezeichnet und könnte zukunftsweisend sein. Die Vorteile von XQD sind unbestritten und die Nachteile werden durch den zusätzlichen SD-Slot grösstenteils kompensiert. Wer sich jetzt plötzlich fernab jeglicher Fachgeschäfte ohne Speicherkarte wiederfindet, kauft sich einfach eine SD-Karte zur Überbrückung.
Leicht verbessert wurde auch der Autofokus. Neu können die Gesichts- und Augenerkennung auch im «Wide-Area»-Modus verwendet werden, nicht nur in der Vollautomatik. So können Sie die Erkennung auf einen leicht kleineren Teilbereich des Bildausschnittes reduzieren. Die Performance des Autofokus bei wenig Licht wurde ebenfalls leicht verbessert. Bis -4.5EV soll der Fokus klarkommen.
Diese und alle weiteren kleineren Neuerungen sind fast durchgehend dem neuen Prozessor geschuldet. Nikon verbaut einen zweiten Expeed-6-Prozessor in die Z6 II. Das resultiert in kleineren Verbesserungen in fast allen Bereichen. Beispielsweise wurde die Blackout-Zeit des digitalen Suchers verkürzt, und im JPG- oder Compressed-RAW-Modus schafft die Z6 II neu 14 statt 12 FPS. Bei regulären RAW-Bildern bleibt es bei den bisherigen 12 FPS, die aber den meisten Nutzern ohnehin ausreichen sollten.
Der Videobereich erhält ebenfalls einige Neuerungen, allerdings keine davon wirklich bahnbrechend. Das ist auch nicht wirklich nötig, denn die Z6 ist bereits so sehr konkurrenzfähig in Sachen Video. 4K30 ist zum jetzigen Zeitpunkt das Maximum, wobei dieses im Februar 21 per Firmware-Update auf 4K60 mit APS-C-Crop erhöht werden soll. Wer einen externen Recorder verwendet, erhält mit der Z6 II neu HLG-HDR und N-Log.
Äusseres und Bedienung
Äusserlich ist die Z6 II quasi identisch mit der ersten Z6. Das führt uns somit auch zum gleichen Fazit: Wer Nikon bereits kennt, wird die Z6 II lieben, wer nicht, wird sich schnell daran gewöhnen. Das Nikon-Tastenlayout ist simpel, leicht zu lernen und ergibt schnell Sinn. Schade ist nur, dass man für die ISO-Auswahl nach wie vor eine separate Taste braucht. Wirklich schlimm ist das aber nicht, da die Taste sinnvoll platziert ist und sich gut erreichen lässt.
Mit ihrem tiefen Griff und der grundsoliden Verarbeitung liegt die Z6 II ausgezeichnet in der Hand. Alle Buttons sind gut erreichbar und bieten ein angenehmes Druckgefühl. Etwas eigen ist die Verriegelung des Modus-Rades. Dieses klinkt nicht etwa ein, sondern muss beim Verstellen gehalten werden. Es gibt also keine Option, das Rad ausgeklinkt zu lassen, was möglicherweise ein paar Nutzer stören könnte.
Ebenfalls wie gehabt ist die Menüführung der Z6 II. Das Nikon-Menüsystem ist so intuitiv wie immer. Allerdings sind einige Kategorien in den letzten Jahren etwas gar lang geworden. Etwas, womit sich Nikon mittelfristig auseinandersetzen sollte. Die wichtigsten Funktionen lassen sich auch hier auf ein Schnellauswahl-Menü legen, das mit der i-Taste erreicht wird. Wie von Nikon gewohnt, lassen sich die meisten Tasten und Räder auch personalisieren.
Ausstattung
Die grösste Neuerung bei der Ausstattung haben wir bereits erwähnt: Neben dem XQD-Slot gibt es neu einen zusätzlichen SD-Slot. Ein Gewinn für jeden Nutzer. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Sucher und Display sind wie bisher ansprechend und bieten alle Funktionen, die man erwarten kann. Nach wie vor etwas schade ist die Display-Aufhängung. Diese ist zwar sehr stabil gebaut, lässt sich aber im Hochformat nicht nach oben kippen.
Als Anschlüsse gibt es ebenfalls die übliche Kost: Einmal Audio-In und einmal Audio-Out, dazu HDMI, USB-C und einen proprietären Steckplatz für die Fernbedienung. Kabellos gibt es Wi-Fi und Bluetooth. Mehr oder weniger neu ist auch der Akku. Nikon verwendet bei der Z6 II den verbesserten EN-EL15c. Dabei handelt es sich um den altbekannten EN-EL15-Akku, den bereits viele Nikon-Spiegelreflex-Kameras seit über zehn Jahren verwenden, allerdings mit einem verbesserten Innenleben. Im Vergleich zum EN-EL15b der ersten Z6 schafft die neuste Iteration rund 100 Bilder mehr pro Akkuladung. Im CIPA-Rating heisst das: 410 Bilder mit LCD und 340 Bilder über den Sucher. In der Praxis ist meistens mehr möglich. Damit gewinnt die Z6 keinen Akku-Preis, hält aber etwa mit den meisten Konkurrenten mit. Lediglich Sony bietet derzeit eine deutlich bessere Akkuleistung.
Bildqualität
Nichts zu bemängeln gibt es bei der Bildqualität. Diese ist mit der ersten Z6 identisch und überzeugt, wie der Rest der Kamera, durchgehend. Die Z6 II kommt mit allen Lichtverhältnissen klar und liefert klare, detaillierte Bilder mit ansprechenden Farben. Bei schwachem Licht lässt sich die Z6 II problemlos in höhere ISO-Bereiche pushen. Nativ ist bei 51'200 ISO Schluss. In der Praxis ist aber bei etwa 20'000 ISO fertig mit brauchbaren Bildern. Damit hält sich die Z6 II ausgesprochen gut. Bei leicht erhöhten ISO-Werten, etwa im vierstelligen Bereich, zeigt die Z6 II so wenig Bildrauschen wie nur möglich.
Objektive und System
Beim Launch der ersten Z6 war das Objektiv-Angebot von Nikon noch etwas sehr begrenzt. Mittlerweile hat sich einiges getan und Nikon bietet praktisch alle gängigen Objektive in einer Version für das Z-Mount an. Wer nicht auf ein sehr spezifisches Modell angewiesen ist, muss sich in diesem Bereich keine Sorgen mehr machen. Die heilige Dreifaltigkeit der ƒ/2.8-Zoom-Objektive ist genauso da, wie ein breites Angebot von starken Festbrennweiten. Und natürlich gibt es immer noch den FTZ-Adapter, mit dem Sie F-Mount-Objektive verwenden können. Diese profitieren dann sogar von der eingebauten Bildstabilisation.
Das häufigste Kit-Angebot besteht mit dem sehr guten 24-70mm ƒ/4, das einen schönen Kompromiss zwischen Preis, Formfaktor und Lichtstärke bietet. Der Aufpreis für das Objektiv liegt dabei bei nur etwa 500 Franken. Das FTZ-Adapterkit ist ebenfalls erhältlich und kostet rund 300 Franken mehr als die Body-only-Variante. Wer ein noch günstigeres und flexibleres Objektiv möchte, kann sich das Kit mit 24-200 ƒ/4-6.3 zulegen. Wobei dieses Objektiv dann doch einen etwas starken qualitativen Flaschenhals darstellt. Wir raten wie immer: Lieber ein etwas besseres Objektiv und dafür beim Kamera-Body sparen.
Video
Die Neuerungen in Sachen Video hatten wir eingangs bereits erwähnt. Mit einem Firmware-Update im Februar erhält die Z6 II 4K-Aufnahmen mit 60 FPS, allerdings nur mit einem 1,5-fachen Zuschnitt. Also im Prinzip mit einem APS-C-Äquivalent. Die bestehenden Video-Optionen sind jedoch bereits sehr gut und auch qualitativ kann die Z6 II mit der Konkurrenz mithalten. UHD-Aufnahmen bis 30p und FHD-Aufnahmen mit 100 oder 120p liefern eine Bitrate von bis zu 144 Mbps, während langsamere FHD-Aufnahmen mit 56 oder 28 Mbps daherkommen. Wie schon bei anderen Werten der Z6 II: nichts Überragendes aber grundsolid.
Fazit
Die Nikon Z6 II ist die ultimative Allrounder-Kamera. Die Kamera ist für praktisch jede Aufgabe geeignet und kann in jedem Umfeld liefern. Ein grosser «Unique Selling Point» fehlt der Kamera zwar, aber mit einem so breiten Feld von Stärken muss sie sich vor niemandem verstecken.
Beim Test der Z6 Ende 2018 bemängelten wir drei Dinge besonders: Die mässige Akkulaufzeit, den einzelnen Kartenslot, und die begrenzte Objektivauswahl. Die Punkte eins und drei wurden deutlich verbessert, Punkt zwei komplett behoben. Dazu ein durchgehend schnelleres Erlebnis. Mehr kann man eigentlich von einem leichten Update nicht erwarten.