Wir haben die Apple Watch Series 4 getestet
Komplikationen
Die Designer bei Apple haben die grössere Arbeitsfläche aber auch dazu genutzt, um die Komplikationen grundlegend zu überarbeiten. (Die «Komplikationen» sind die kleinen Informations-Häppchen, die über die Anzeige der Zeit hinausgehen.) Sie sind es auch, die jeder Apple Watch eine persönliche Note verleihen.
Das neue Aushängeschild ist dabei das Zifferblatt «Infograph», das ganze acht Plätze für Komplikationen anbietet, die jedoch nicht alle gefüllt werden müssen. Dabei wirkt das Zifferblatt fast immer quietschbunt; wem das nicht gefällt, der muss wohl ein anderes nehmen. Ausserdem weicht die anfängliche Begeisterung bald der Erkenntnis, dass man sich auch bei den praktischen kleinen Infos eine Überdosis einfangen kann. In solchen Fällen sollte Infograph einfach auf den Kern reduziert und dann langsam aufgebaut werden:
Das zweite wichtige Zifferblatt für Informations-Junkies nennt sich «Infograph Modular». Es zeigt einen klaren, strukturierten Aufbau mit einer grossen Fläche in der Mitte, die für Komplikationen genutzt wird, die einen interessanten Verlauf zeigen: Sport, Wetter, Herzfrequenz.
Komplikationen mit Ebengenannten
Allerdings sind die neuen Komplikationen nicht ohne Tücke. So müssen sich gerade gestandene Apple-Watch-Träger neu orientieren, weil ein Tippen auf ein Symbol oft nicht mehr die gleichen Informationen zeigt. Ein Tippen auf die Wetterprognose zeigt zum Beispiel nicht länger die 10-Tage-Vorschau; die sieht man erst beim zusätzlichen Dreh an der Krone.
Ausserdem sind zurzeit fast alle Komplikationen von Drittanbietern mit einigen der neuen Zifferblätter inkompatibel und werden gar nicht erst eingeblendet. Hier hilft nur, auf Updates zu warten.
Apropos Krone: Die ist jetzt mechanisch an die «Taptic Engine» gekoppelt, die bei Hinweisen dezent ans Handgelenk klopft. Dadurch fühlt sich die Krone beim Drehen genauso an, als würde sie mechanische Baugruppen bewegen – eine sehr schöne Ergänzung der Benutzerführung!
Tempo und Batterielaufzeit
Die S4-CPU bringt gemäss Apple die doppelte Leistung des Vorgängers, was sich vor allem beim App-Wechsel und dem Laden der App bemerkbar machen soll. «Soll» deshalb, weil ich beim Umstieg von Series 3 keine grossen Unterschiede festgestellt habe – es gibt keine Steigerung zu «absolut flüssig». Allerdings attestieren im Internet die Träger der Series 2 dramatische Verbesserungen, und die Besitzer noch älterer Modelle sowieso.
Einen direkten Vergleich sehen Sie in diesem Video, das alle bisherigen Modelle miteinander vergleicht:
Batterielaufzeit: kürzertreten
Die Angaben, die Apple zur Batterielaufzeit macht, wirken ein wenig kurios. So soll die Apple Watch im täglichen Gebrauch 18 Stunden durchhalten. Bei Workouts im Freien sollen es mindestens 6 Stunden sein; die Unterschiede sind der ständigen Erfassung des GPS-Signals und der Herzfrequenz geschuldet.
Als «normaler» Nutzer (Benachrichtigungen, Timer u.ä.) zeigt meine Apple Watch nach einem typischen 16-Stunden-Tag etwa 55 Prozent Restladung. Bei der Series 3 waren es zwar meistens etwa 10 Prozent mehr, aber durch den Tag reichte es immer. Doch das will für andere Träger nichts heissen.
Telefonie
Und dann darf natürlich die Telefonie nicht vergessen werden. Mit dem Modell «GPS + Cellular» und einem passenden Mobilvertrag funktioniert diese völlig losgelöst vom iPhone. (Mehr dazu im Test zur Series 3.) Ohne LTE wird mit der Apple Watch telefoniert, indem das nahe iPhone eine Brücke schlägt, zum Beispiel im Auto mit der Apple Watch als Freisprech-Einrichtung.
Die Gesprächsqualität war noch nie richtig schlecht, aber jetzt macht die Telefonie mit der Apple Watch auch Spass. Die zwei neuen Lautsprecher sind doppelt so laut, was die Verständlichkeit deutlich erhöht. Das Mikrofon wurde ausserdem auf die andere Seite geschoben, um Störungen durch Rückkoppelungen zu verhindern.
In der Praxis führt das zu sehr klaren Gesprächen, wenn die Apple Watch vors Gesicht gehalten wird. Baumelt der Arm herunter, ist die Qualität immer noch «gut», aber ein wenig dumpf.