Project Debater
19.06.2018, 15:53 Uhr
IBM Research präsentiert KI mit Debattierfunktion
IBMs Forschungsabteilung hat eine Künstliche Intelligenz für die Kunst des Debattierens entwickelt. In Streitgesprächen greift die Konversations-KI auf Informationen aus Millionen von Zeitschriften- und Zeitungsartikeln zurück.
Seit jeher verweist IBM stolz auf die kognitiven Fähigkeiten seiner Watson-KI. Jetzt präsentierte die Forschungsabteilung der US-Amerikaner mit dem Project Debater eine Künstliche Intelligenz, die eigens für die Kunst des Debattierens entwickelt wurde. In San Francisco demonstrierte IBM nun vor einem Publikum von Technikjournalisten die Praxistauglichkeit der neuen KI. Dort trat Project Debater in einer Diskussion um Weltraumforschung und Telemedizin gegen die Debattier-Spezialisten Dan Zafrir (Präsident der International Debate Society in Israel) und Noa Ovadia (Champion der nationalen israelischen Debatte 2016) an.
Die Informationen für die Debatte bezieht die KI aus einem riesigen Sammelsurium aus Millionen von Zeitschriften- und Zeitungsartikeln. Daraus filtert die Lösung relevante Fakten für eine möglichst stringente und überzeugende Argumentation. Für die Präsentation nutzte IBM kuratierte Themenlisten, um eine sinnvolle Diskussion zu gewährleisten. Allerdings wurde Project Debater nicht speziell zu den Themen geschult.
Ganze sechs Jahre Entwicklungszeit stecken in Project Debater. Die KI wurde dahingehend aufgebaut, um drei neue Funktionalitäten zu testen, die in der Folge in die Watson-Lösungen von IBM einfliessen sollen:
- datengesteuertes Schreiben und Bereitstellen von Sprache
- Hörverständnis, das Kernaussagen identifizieren kann, die in einer langen kontinuierlichen gesprochenen Rede verborgen sind
- Erkennen und Modellieren von Konflikten für die Argumentationstruktur
In der Debatte sehen die IBM-Forscher ein ideales Testfeld für ihre KI, da dort ein festes Diskussionsregelwerk auf oft subjektive Wertungen von Argumentationen trifft. Project Debater muss sich an die menschliche Logik anpassen und Argumentationslinien vorschlagen, denen der Zuhörer folgen kann. Dies sei nur möglich, wenn das System erfolgreich durch die unstrukturierte Gedankenwelt des Menschen navigiert.
In der Praxis schlägt sich Project Debater indessen recht wacker: So konnte die Lösung neun der rund 40 Zuhörer für die Telemedizin gewinnen und damit sogar den Kontrahenten Dan Zafrir schlagen.