Open-Source-Projekt 10.08.2017, 11:27 Uhr

Kubernetes von Google als IT-Infrastruktur-Dirigent

Container, Microservices und Googles Beitrag: Wie das Open-Source-Projekt Kubernetes zum Schrittmacher für neue hybride IT-Infrastrukturen wird.
In der hin und her tobenden Debatte, ob es in der IT sinnvoller ist, alles im eigenen Haus zu erledigen oder das bestehende Rechenzentrum komplett oder teilweise auszulagern, wird gern übersehen, dass gerade ganz grosse Konzerne ausgesprochen erfolgreich eine selbst definierte Mischung fahren. Und dass heute von dort aus viele Vorbilder entstehen und Initiativen starten.
Container-Technik nimmt langsam Fahrt auf © Pixabay / gemeinfrei
Nicht nur die grossen Autokonzerne sind bei fast jeder neuen Technologie mit dabei und testen fortlaufend die ganze Palette von On-Premise bis extern, auch IT-Giganten wie Facebook, Netflix oder Google betreiben ihre IT nur noch zum Teil in den traditionellen Formen: Sie bauen sich eigene, günstige, per Software skalierbare Server-Farmen, geben manches an Provider wie Amazon AWS ab und zeigen sich grundsätzlich empfänglich für Entwicklungskonzepte wie Open Source und DevOps.
Auch das noch vor Jahren eher verpönte Betriebssystem Linux gehört inzwischen für manche Aufgaben und Anwendungen zur Alltagsausrüstung gestandener Unternehmen – und ist in der Open-Source-Welt sogar so etwas wie ein Standard.
Eine überraschend grosse Rolle in der Open-Source-Bewegung spielt ein Konzern, der in der Öffentlichkeit eher das Image eines gierigen Monopolisten hat: Google. Das jedenfalls stellt Aparna Sinha, Produktmanagerin bei Google in Kalifornien, im Gespräch mit Computerworld heraus.

Google puscht Open Source

Google habe sich zwar, so Aparna Sinha, eine umfassende, nicht standardisierte verteilte Umgebung aufgebaut, um mit den riesigen Datenmengen und der stetig wachsenden Zahl an Such­an­fragen zurechtzukommen. Das aber sei nicht damit gleichzusetzen, dass Google sich von der übrigen IT-Welt abgewendet hätte. Im Gegenteil. Google arbeite aktiv in vielen freien Communities und Entwicklungsgremien mit, stifte immer wieder intern erstellte Programme und Produkte oder verzichte auf Gebühren. Beispiele dafür seien etwa das Betriebssystem Android, das Portal Blogger.com, der Browser Chrome oder der E-Mail-Dienst Gmail.
Für die Entwicklung neuartiger IT-Techniken und die Rolle der Open-Source-Bewegung dabei beinahe noch wichtiger ist ein Faktor, der von der europäischen Warte aus oft nicht so sichtbar ist: Neben dem regen Gedankenaustausch über die Communities der diversen Produkte und Projekte bieten zahllose Konferenzen – davon etliche an der Westküste der USA – mit ihren Vorträgen und dem inoffiziellen Networking ein höchst befruchtendes Podium für die laufenden Debatten. Dort finden sich die Experten der grossen Hersteller und der renommiertesten Universitäten, aber auch die grossen Stars aus dem Silicon Valley. Man werfe nur einen Blick auf die meist frei verfüg­baren Vorträge von Konferenzen wie FAST ’17 (Storage), Usenix (Security und andere Themen) oder VLDB (Very Large Data Bases). Oft haben sie Teams aus diversen Bereichen unterschiedlicher Hersteller oder Hochschulen verfasst. Mittendrin statt nur dabei sind oft die Leute von Google.
Im Rahmen der zur Linux Foundation gehörenden CloudNativeCon kündigte Aparna Sinha zum Beispiel auf einer Konferenz in Berlin Ende März dieses Jahres Version 1.6 von Kubernetes an, einem Orchestrierungs-Tool für Container, das Google dieser Open-Source-Community 2014 übergeben hatte. Sinha wies in ihrem Vortrag ausdrücklich darauf hin, dass an diesem Projekt mittlerweile eine grosse Zahl von Mitarbeitern verschiedenster Unternehmen mitwirken, keineswegs nur solche von Google oder dem Linux-Distributor Red Hat. Letzterer führt seine auch ökonomisch wachsende Bedeutung nicht nur auf seine Rolle als Player bei traditionellen Unternehmen zurück, sondern auch und gerade auf seinen Beitrag zur Open-Source-Welt, seine Events und seine vielen Produkte.



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