Fitnesstracker
06.09.2019, 10:00 Uhr
Wearables: Aus diesen Gründen kann die Schrittzählung ungenau sein
Wer regelmässig Smartwatches oder Fitnesstracker nutzt, um Schritte zu zählen, dürfte Unterschiede feststellen. Manchmal zählt das Gerät zuviel, mal zuwenig; ab und an ist das Resultat gar nicht nachvollziehbar. Daran kann es liegen.
Bewegung ist gesund, das ist nichts Neues. Fitnesstracker und Smartwatches können uns helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden, indem sie die von uns getätigten Schritte zählen. Klar, das geht auch mit dem Smartphone, aber vielleicht hat man das nicht immer dabei, oder möchte es beim Sport nicht mitschleppen. Bewegungserinnerungen von Wearables, wenn man zu lange im Büro rumhockt und v.a. Schritte-Fortschritte in der App können sehr motivieren. Die Redaktorin hat das, als sie vor einem Jahr damit anfing, fast ein wenig süchtig gemacht, obwohl sie sicher kein Sportfreak ist.
Wer regelmässig seine Schritte von Fitnesstrackern oder Smartwatches zählen lässt, stellt vermutlich Differenzen fest, die nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Wer die Standort-Ortung zulässt, erhält wohl die genausten Messungen. Doch was, wenn man das nicht (ständig) möchte?
Auch zwischen Geräten verschiedener Hersteller kann die Schrittezählung bei derselben Strecke oder Bewegungshäufigkeit variieren. Wie funktioniert denn das Messen unserer Schritte genau? Wir haben bei einer Handvoll Hersteller von Fitness-Trackern und Smartwatches nachgefragt.
Fitbit
Bei Fitbit ist die Erschütterung ausschlaggebend. Die Geräte verwenden einen 3-Achsen-Beschleunigungsmesser, mit dem unsere Bewegungen beim Tragen des Geräts analysiert werden. Der Beschleunigungsmesser wandelt Bewegungen (Beschleunigung) in digitale Messwerte um.
Die Analyse dieser Beschleunigungsdaten sollen Informationen zu Häufigkeit, Dauer, Intensität und Bewegungsmuster liefern, um z.B. die gemachten Schritte, die zurückgelegte Strecke oder die Qualität des Schlafs festzustellen.
Laut Fitbit besitzen die Geräte einen fein abgestimmten Algorithmus für das Schrittezählen. Dieser legt einen Schwellenwert fest. Wenn eine Bewegung diesen Schwellenwert überschreitet, also wenn Sie wandern oder einfach joggen gehen, dann wird die Bewegung als Schritt erfasst. Wird der Schwellenwert nicht erreicht, wird sie nicht als solcher erfasst.
Offenbar kann der Schwellenwert aber auch ohne Gehen überschritten werden: Unser Fitbit Charge 3 vermeldete kürzlich nachmittags freudig, dass wir unser Ziel von 10'000 Schritten erreicht hätten. Nur: die Autorin hatte das Haus noch nicht verlassen. Allerdings hatte sie beim Möbel zusammenbauen über eine längere Zeit von Hand den Schraubenzieher kräftig und schnell tanzen lassen, während sich der Fitnesstracker am Handgelenk befand.
Kleine Unregelmässigkeiten
Manchmal kann es zu minimalen Unregelmässigkeiten kommen. Wenn Sie mit dem Auto oder Velo über holprige Strassen fahren, kann es laut Fitbit vorkommen, dass diese Situationen genug Beschleunigung erzeugen, um die Schwelle zu erreichen und darum zu viele Schritte gezählt werden. Auf der anderen Seite, wenn jemand beim Joggen auf sehr weichen Oberflächen unterwegs ist, können zu wenige Schritte gezählt werden.
Fitbit sagt dazu: «Hierfür wurden jedoch auch Algorithmen programmiert, die die Aufzeichnung solcher versehentlich falschen Schritte und Aktivitäten minimieren. Das richtige Tragen ist darüber hinaus wichtig, Sie sollten also darauf achten, dass das Gerät fest genug, aber nicht zu eng, am Handgelenk sitzt.» Ausserdem spielen die Handgelenkseinstellungen und die Körpergrösse eine wichtige Rolle.
Garmin, Fossil, Xiaomi
Garmin
Auch Garmin nutzt bei seinen Geräten einen verbauten 3-Achsen-Beschleunigungssensor. Die aktuelle Multisport-Uhr der Fēnix-6-Reihe wurde gerade lanciert (Online PC berichtete). Mit dem Beschleunigungssensor wird die Armbewegung während des Gehens erfasst. Jede vollständige Schwingung des Armes wird laut Garmin in zwei Schritten aufgezeichnet.
Zu Abweichungen der aufgezeichneten Schritte kann es folgendermassen kommen: Fahrzeug fahren – sei das Auto, Motorrad oder Velo – hauptsächlich durch unwegsames Gelände oder wenn das Steuer vibriert; Duschen (wir verkneifen uns hier einen Kommentar) oder einen unruhigen Schlaf. Wer keine elektrische Zahnbürste benutzt: Ja, offenbar kann auch Zähneputzen das Resultat verfälschen.
Auf der anderen Seite können aufgrund mangelnder Armbewegungen Schritte während des Gehens nicht gezählt werden. Beispielsweise wenn Sie mit dem Kinderwagen gehen oder sich an einem Griff am Laufband festhalten. Ausserdem beim Rasenmähen oder beim «Tragen einer Tüte oder eines Kindes», wie Garmin auf einer Supportseite schreibt.
Falls Sie denken, Ihre Schrittlänge sei falsch erfasst, können Sie diese übrigens übers Web unter Garmin Connect oder mit der mobilen Garmin-Connect-App anpassen, indem Sie Ihre Schrittlänge erfassen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Support-Webseite.
Fossil Group
Smartwatches, die Fossil betreibt, verwenden ebenfalls Sensoren und einen komplexen Algorithmus, um Schritte zu zählen.
Zum Portfolio der Fossilgroup gehören unterschiedliche Marken: Nebst Fossil (z.B. Smartwatch-Reihe der 5. Generation) zum Beispiel Diesel, Emporio Armani, Miachel Kors oder Skagen (Test Skagen Holst Hybrid).
Die verschiedenen dazugehörigen Apps verwenden jeweils einen anderen Algorithmus, was zu unterschiedlichen Daten für die verschiedenen Tracking-Apps führen kann.
Der chinesische Hersteller Xiaomi, welchen wir ebenfalls angefragt hatten, hat bisher keine Auskunft erteilt. Beispielsweise der aktuelle Fitnesstracker, das Mi Smart Band 4 verfügt auch über einen 3-Achsen-Beschleunigungssensor, womit er wohl ähnlich wie die Geräte von Fitbit oder Garmin funktionieren dürfte, obwohl er im Vergleich zu anderen Herstellern sehr günstig ist.