(Un-)Happy Birthday, Melissa!
Der Morgen danach
Gute Neuigkeiten verbreiten sich in der Regel schnell. Der Kollege und ich machten eine eilige Runde durch die Firmengebäude und verkündeten die frohe Botschaft, dass der Mailserver jetzt wieder laufe.
Wir schickten eine E-Mail in die Runde, um zu informieren, was passiert war, und was dagegen getan worden ist. Ein paar neugierige oder teilnahmsvolle Mitarbeitende erschienen noch in unserem Büro oder riefen an, um uns vielleicht noch ein paar schmutzige Virendetails zu entlocken, mit denen wir leider nicht dienen konnten.
Insofern war die Sache nun ausgestanden und wir hatten viel gelernt. Wir wussten zwei weitere Dinge. Erstens: Melissa würde in den Augen der Mitarbeitenden in den nächsten Wochen für jedes Computerproblem verantwortlich sein; inklusive falscher Excel-Formeleingaben. Zweitens: Der Chef sah zu Recht müde aus.
Epilog
Die Genugtuung, dass der Virenverbreiter David L. Smith relativ schnell gefasst und vor ein Gericht gestellt wurde, war im Informatik-Team meines damaligen Arbeitgebers recht gross. Allzu lange musste er aber die gesiebte Luft nicht geniessen, denn er hat nur knapp zwei Jahre Knast bekommen und durfte danach offenbar sogar fürs FBI arbeiten.
Weil der Quellcode von Melissa einfach zu beschaffen war und innert Kürze im Netz landete, tauchten noch jahrelang neue Varianten auf, die sich Teile des Codes zunutze machten. Etwa im Jahr 2000 (hier und hier) oder im Jahr 2001.
Vor drei Jahren eröffneten Virenexperten eine Art virtuelles Virenmuseum. Mein Kollege Florian Bodoky widmete diesem eine kleine Virenzeitreise.