Ein Idealist, der Drohnen baut

Schlüsselmoment im Fokusprojekt

Das Studium war aber härter als alles, was Weibel bisher kannte. Vor allem am Anfang musste er sich durchbeissen, gewann aber zusehends Freude daran. Denn er sah, dass er mächtige Werkzeuge erlernte, die er später in der Praxis einsetzen kann. Ende Bachelor kam Weibel mit Robotik und Drohnen in Kontakt. Da fasste er den Gedanken, die Transportkosten im Paketversandmarkt mit einem flexiblen Flugroboter zu senken. In einem Fokusprojekt, in dem Studierende das erworbene Wissen praktisch anwenden, entwickelte er mit einem kleinen Team eine Transportdrohne, die flexibel wie ein Multikopter starten und landen, aber effizient wie ein Flugzeug fliegen kann. Das Resultat überzeugte derart, dass es das Autonomous Systems Lab der ETH Zürich als Förderprojekt aufnahm. Diese Erfahrung und der Support, den er erfuhr, waren für Weibel ein Schlüsselmoment: «Da wurde mir klar, genau das will ich tun!» Wenig später gründete er Wingtra.

Vom Student zum Jungunternehmer

Von da an ging alles Schlag auf Schlag. 2015 erhielt das Projekt entscheidende Finanzierung von der Gebert Rüf Stiftung. Im Februar 2016 nahm Wyss Zurich die Jungfirma als Förderprojekt auf. Bald stiegen private Investoren ein. Anfang 2017 hat Weibel die ersten Drohnen verkauft. Allerdings nicht für den Pakettransport wie er ursprünglich dachte, sondern für Vermessung und Landwirtschaft. Denn mit Kameras ausgerüstet kann der schlaue Flugroboter präzise Geländekarten erstellen und Felder überwachen. Bauern können so Dünger und Pestizide einsparen, wovon auch Konsumenten und die Umwelt profitieren. Endlich hat Weibel gefunden, was er lange suchte: Die Möglichkeit, eine positive Veränderung mit zu gestalten. Das Abenteuer forderte aber auch seinen Tribut: Weibel und die drei Mitgründer schossen ihre gesamten Ersparnisse ein, verzichteten ein Jahr lang auf Lohn, arbeiteten auch an Wochenenden und manchmal nachts. Das braucht Biss. Erst diesen Sommer hat Weibel seit vier Jahren wieder richtige Ferien gemacht: Mit seiner Freundin eine zweiwöchige Kanutour in Schweden.

Vielseitig gefordert

Was vor vier Jahren mit einer Skizze auf einer Papierserviette begann, ist heute ein Unternehmen mit 36 Mitarbeitenden. Als CEO kommen Weibel seine vielseitigen Interessen zugute: Er packt an, wo es ihn gerade braucht. Zudem plant er die Strategie, kümmert sich um Kapital und stellt neue «Wingtranauten» an. Ein motiviertes Team mit einer starken Mission ist für ihn denn auch das Wichtigste, was es braucht. «Wenn das stimmt, lassen sich fast alle Herausforderungen meistern», ist er überzeugt. Weibel und sein Team haben für ihren Spin-off von verschiedenen Seiten viel Unterstützung erhalten. Ohne diese wäre Wingtra nicht möglich gewesen. Dafür ist er enorm dankbar. «Dass wir an dieser Hochschule ein solches Projekt umsetzen konnten, ist ein besonderes Glück», sagt er. In der einen oder anderen Form, ist sich Weibel sicher, wird er der Gesellschaft später etwas zurückgeben können.



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