Bei Katastrophen Smartphone-Netze optimaler nutzen
Dezentrale Lösungen für die Katastrophe
Die Studie leistet gemäss Helbing einen Beitrag, die Hilfe zur Selbsthilfe der Zivilgesellschaft zu stärken. «In Krisen ist die Bereitschaft zur Hilfe zwar gross. Damit sie erfolgreich ist, muss die Hilfe aber koordiniert werden.» Kommt es heute zu einer Katastrophe, gehen häufig unzählige Anrufe bei einer zentralen Stelle ein – die durch die vielen Anfragen oft überlastet ist. Das ist der Grund, warum dezentrale Lösungen wie das SOS-System im Fall einer Katastrophe nützlich sind. Die Rede ist von «partizipativer Resilienz», also von mehr Krisenfestigkeit durch Beteiligung.
Die Entwicklung der SOS-Methode reiht sich in eine Reihe von Vorschlägen ein, wie digitale Werkzeuge in Notsituationen helfen können. Ihren Ursprung haben sie in einem Hackathon zur Erdbebenbewältigung mit dem Forschungs- und Innovationsnetzwerk «Swissnex». Drei Lösungen fielen in San Francisco damals auf (vgl. Video): Betroffene einer Katastrophe konnten über die App «Amigo Cloud» eine Schadenskarte erstellen. Über die Anwendung «Helping Hands» konnten sie den Nachbarn mitteilen, welche Hilfe sie benötigen. Und die Initiative «Charge Beacon» schlug Sitzgruppen mit Solardächern vor, um Smartphones in Notsituationen auch ohne Stromnetz aufladen zu können. Diese zusätzliche Energie würde ermöglichen, in der kritischen Zeit nach der Katastrophe neben Textnachrichten auch zusätzliche Funktionen zu betreiben.
Die Erfahrungen mit Covid-19 zeigen die Dringlichkeit, mit der das Thema partizipative Resilienz von den Behörden angegangen werden sollte, meint Helbing. «Es ist zu spät, solche Apps zu entwickeln, wenn die Krise bereits da ist.» Konkret ginge es darum, das von den Forschern konzeptionell erarbeitete SOS-System in einer Software umzusetzen und in Notfall-Apps zu integrieren. Denkbar wäre für Helbing beispielsweise, den Funktionsumfang der App «AlertSuisse» des Bundesamts für Bevölkerungsschutz zu erweitern.
Vgl. auch das Computerworld-Interview mit Dirk Helbing
Autor(in)
Andres
Eberhard, ETH-News