Mobilfunk 12.03.2020, 09:03 Uhr

Bahn testet neue Fenster für besseren Handyempfang

Das E steht für Edge: Vor allem Bahnfahrer kennen das Symbol für schlechten Empfang auf dem Handydisplay. Denn die Mobilfunkversorgung im Zug ist nach wie vor lückenhaft. Um das zu ändern, experimentiert die Bahn derzeit mit neuartigen Fenstern.
(Quelle: picture alliance / dpa)
Schlechter Empfang für mobile Geräte: „Wir können es probieren, aber ich sitze im Zug.“ Wer oft Bahn fährt, kennt die Warnung, die - so oder so ähnlich - dort geführten Telefonaten häufig vorangestellt wird.
Nicht unwahrscheinlich schliesslich, dass das gerade begonnene Gespräch nach wenigen Sekunden wieder unterbrochen wird. Zu lückenhaft ist nach wie vor der Mobilfunk-Empfang auf der Schiene.
„Selbst auf Hauptstrecken ist die Funkversorgung noch nicht optimal“, sagt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender beim Fahrgastverband Pro Bahn. Als Grund dafür verweist die Deutsche Bahn stets auf die Infrastruktur entlang der Strecke: „Ohne ein gutes und flächendeckendes Netz entlang der Bahnstrecken ist in den Zügen kein guter Mobilfunkempfang möglich“, teilt die Bahn mit. Und für den Ausbau des Netzes sind die drei Mobilfunkbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica verantwortlich.
Eigentlich sollten bis Ende vergangenen Jahres zumindest sämtliche ICE-Strecken in Deutschland mit schnellem Mobilfunk, also LTE, versorgt sein. So hatte es die Bundesnetzagentur vorgeschrieben. Doch die Betreiber mussten schliesslich einräumen, dieses Ziel nicht rechtzeitig zu erreichen. Die Telekom kam immerhin auf eine Netzabdeckung von 96,4 Prozent, Vodafone auf 95 Prozent. Telefónica-Kunden haben auf lediglich rund 80 Prozent der ICE-Strecken guten Empfang.

Scheiben in ICEs verschlechtern Empfang massiv

Fragt man die Unternehmen, sind sie jedoch nicht alleine schuld daran, dass das mobile Surfen und Telefonieren oft so schlecht funktioniert. „Scheiben in ICE verschlechtern den Empfang massiv und sorgen so dafür, dass zum Beispiel von 300 MBit pro Sekunde, die direkt am Gleis ausserhalb des Zuges erreicht werden können, nur 30 im ICE ankommen“, sagt ein Vodafone-Sprecher. Auch die Telekom und Telefónica sind sich einig: Fensterscheiben können den Empfang negativ beeinflussen.
Dass tatsächlich viele Bahnfenster den Empfang schlecht durchlassen, ist kein Zufall: Sie sind so isoliert, dass die Züge nicht überhitzen. „Diese Fenster sind mit einer dünnen Metallschicht versehen, die Sonnenstrahlung fernhält“, erläutert die Bahn - und räumt ein: „Auch Mobilfunkwellen gelangen nur schwer durch die Metallschicht ins Zuginnere.“
Damit das Signal trotzdem beim Fahrgast ankommt, setzt die Bahn Signalverstärker - sogenannte Repeater - ein. Dabei werden die Funkwellen an der Aussenseite des Zuges mit Antennen aufgefangen, ins Innere übertragen und über die Repeater durch die Waggons geleitet. „Wir haben bereits alle ICE mit Mobilfunkrepeatern ausgestattet“, teilt Technik-Vorständin Sabina Jeschke mit. „Jetzt arbeiten wir daran, auch die IC-Flotte technisch aufzurüsten“. Für den Pro-Bahn-Ehrenvorsitzenden Naumann ist das schon mal hilfreich. „Man merkt schon den Unterschied, ob man in einem Zug mit Repeatern sitzt, oder in einem alten Zug, der keine hat“, sagt er.



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