Serie, Teil 1 26.02.2018, 11:11 Uhr

Googles Mobile First Index: Hintergründe und Folgen

Google testet den Mobile First Index: Künftig basiert das Ranking bei Google auf den ­mobilen Webseiten. Wie können sich Seitenbetreiber schon heute darauf vorbereiten?
(Quelle: shutterstock.com/Bloomua)
Von Mario Träger, Geschäftsführer der Agentur Webworks
Bereits am 15. November 2016 ­kündigte Google die wohl grösste Veränderung der letzten Jahre beim Ranking an: Der Desktop Index soll vom Mobile Index als Hauptindex abgelöst werden. Das bedeutet, dass Google künftig in erster Linie die mobile Version einer Webseite analysiert, bewertet und beim Ranking berücksichtigt.
Ein grosser Schritt am Ende einer langen Reihe von Massnahmen, die das Thema Mobile bei Google immer weiter in den Fokus gerückt haben. Seit der Ankündigung des Mobile First Index haben sich Webseitenbetreiber bereits viele Fragen gestellt. In der Vergangenheit war die Angst, durch Änderungen von Google bei Ranking und Traffic zu verlieren, besonders gross.
In dieser zweiteiligen Serie soll es im Detail um die Google-Ankündigung gehen. Offene Fragen und ­bestehende Sorgen werden dabei hoffentlich aus dem Weg geräumt. Denn wir stellen Massnahmen vor, die bereits jetzt getroffen werden können, um nicht überrascht zu werden. Auch neue SEO-Kriterien lassen wir dabei nicht ausser Acht.

Was genau ist der Mobile First Index?

Im Google "Webmaster Zentrale Blog" wurde das Thema Mobile-First-Indexierung knapp und einfach zusammengefasst: "Mittlerweile wird die Google-Suche vor allem auf Mobilgeräten verwendet, unsere Ranking-Systeme ermitteln die Relevanz einer Seite für die Nutzer aber normalerweise immer noch anhand der Desktop-Version. Dies kann zu Problemen führen, wenn die mobile Seite weniger Inhalt als die Desktop-Seite hat, da unsere Algorithmen so nicht die Seite analysieren, die mobile Nutzer tatsächlich sehen. Um die Relevanz unserer Ergebnisse weiter zu verbessern, haben wir mit Tests für die Umstellung auf einen Mobile First Index [...] begonnen. Es wird auch künftig nur einen einzigen ­Suchindex aus Websites und Apps geben, aber unsere Algorithmen werden dann vor allem auf die mobile Version einer ­Website zurückgreifen, um das Ranking ihrer Seiten zu ermitteln, strukturierte Daten zu ­erfassen und Snippets dieser Seiten in den Ergebnissen zu zeigen."
Der angekündigte Mobile First Index bedeutet demnach, dass Google von seiner bisherigen Indexierungsvorgehensweise abweicht und eben nicht mehr nur die Desktop-Seite, sondern in Zukunft vor ­allem die mobile Seite indexiert.

Unterschied im Ranking: Desktop vs. Mobile First

Desktop First, also die bisherige und aktuelle Form der Indexierung, lässt den ­Googlebot, den Webcrawler von Google, stets auf die Desktop-Variante einer Webseite zugreifen. Die Grundfunktion des Googlebot ist dabei, neue und aktualisierte Inhalte für den Google Index zu finden. Aufgrund der Daten der Desktop-Seite wird sowohl das Desktop und als auch das Mobile Ranking generiert. Erkennt Google zudem eine Mobile-optimierte Variante derselben Webseite, so fliesst dies positiv in das Mobile Ranking der Seite ein. Dabei handelt es sich um das "Mobile-Friendly"-Update von Google - aktiv seit April 2015. Bisher war es demnach einfach nur wichtig, eine mobile Variante zu haben, um bei der mobilen Suche durch Google gut gefunden zu werden. Dabei spielte es keine Rolle, ob die mobile Seite beispielsweise eine lange Ladezeit ("Page Speed") oder womöglich deutlich weniger Inhalte hat als auf dem Desktop. Für das aktuelle Ranking sind im Grunde nur die Ladezeit sowie der Inhalt der Desktop-­Seite für das Ranking relevant.
Mobile First verändert das Ranking-Prinzip nun deutlich. Zukünftig greift der Googlebot, wie bereits der Titel "Mobile First" verrät, auf die mobile Variante einer Webseite zu. Nun werden Desktop und Mobile Ranking aufgrund der mobilen Seite generiert. Bei Mobile First handelt es sich jedoch nicht um eine "Mobile Only" (dt.: "ausschliesslich mobil")-Indexierung. Hat eine Webseite in Zukunft keine mobile Variante, greift Google weiterhin auf die Desktop-Version zurück. Eine gute Nachricht für alle Webseitenbetreiber ohne mobile Version. Denn, anders als von einigen Panikmachern verbreitet, geht bei der Umstellung nicht der ganze Traffic durch eine Deindexierung der Seiten verloren. Existiert keine mobile Variante, wird weiterhin die Desktop-Seite für das Ranking genutzt und vom Googlebot mit Smartphone-Kriterien bewertet. Dies kann insbesondere in der mobilen Suche bei Google zu deutlichen Ranking-Einbussen führen. Denn dass eine Desktop-Seite bei mobilen Endgeräten schlechte User-­Signale, gerade durch die längere Ladezeit, mit sich bringt, sollte nicht verwundern. Setzt Google das Vorhaben wie geplant um und gibt es nur noch einen Index, wird die vollständige Implementierung einen sichtbaren Effekt - im negativen Sinne - auf das Ranking von Desktop-Seiten haben.

Was bringt Google dazu, den Index zu wechseln?

Hat man in den letzten Jahren das Nutzerverhalten im Internet beobachtet, ist es nicht verwunderlich, dass sich Google für diesen Schritt entschieden hat. Bereits 2015 gab Google über den Adwords-Blog bekannt, dass bereits in zehn Ländern, darunter auch die USA und Japan, mehr als die Hälfte der Suchanfragen von mobilen Endgeräten stammt. Die mobilen Suchanfragen haben demnach die Desktop-Suchanfragen überholt. Tablets berücksichtigt Google in dieser Statistik nicht. Spricht der Netzriese von Mobile, sind für gewöhnlich, auch in Tools wie Google Analytics, Smartphones gemeint. Da wir in einer mobilen Welt leben, ist die Massnahme von Google ein logischer Schritt. Die mobile Internet-Nutzung der letzten Jahre ist rasant gewachsen: Sie umfasst mittlerweile mehr als vier Milliarden User und nimmt weiter zu.
Das oberste Ziel von Google ist natürlich auch in Zeiten von Mobile First, seinen Nutzern das bestmögliche Ergebnis zu ihren Suchanfragen anzuzeigen. Sieht man sich die bisherige Desktop-First-Indexierung an, erkennt man schnell den Nachholbedarf. Denn mobile Seiten werden weiterhin so gut wie gar nicht bewertet.
Ist eine mobile Variante vorhanden, setzt Google einen imaginären Haken und startet den "Mobile-Friendly"-Ranking-Boost. Dabei bleibt offen, ob die Seite für mobile Endgeräte womöglich zu langsam, inhallich massiv reduziert oder gar komplett ohne Inhalte ist. Diese Faktoren fliessen somit nicht in das Google-Ranking ein. Gleichzeitig will die Suchmaschine beim Thema User-Signale besser werden und auf lange Sicht auch eine Alternative für die Bewertung von externen Faktoren finden.

Von langer Hand vorbereitet und seit Jahren getestet

Die Umstellung auf einen Mobile First ­Index hat sich über Jahre angekündigt. Google arbeitet seit 2014 an dem Thema. Letzter Stand der Mobile-First-Index-­Implementierung ist eine Mitteilung im "Webmaster Zentrale Blog" vom Dezember 2017: "Anhand [unserer] Kriterien werden wir prüfen, ob die einzelnen Websites für die Mobile-First-Indexierung geeignet sind, und diese gegebenenfalls umstellen. Einige Websites werden bereits bearbeitet. Dieser Prozess wird vom Team der Google-Suche genau überwacht. Wir lassen bei der Einführung der Mobile-First-Indexierung weiterhin Vorsicht walten und gehen langsam vor, damit Webmaster ihre Websites für mobile Nutzer optimieren können. Aus diesem Grund haben wir derzeit auch keinen Termin für die Fertigstellung."
Demnach geht Google bei der Umsetzung mehr als behutsam vor und testet die Umstellung genau. Eine Verschlechterung der Suchergebnisse möchte man vonseiten Googles auf jeden Fall vermeiden. Das Unternehmen gibt zudem keinen genauen Start der Indexierung an. Den ersten Termin Ende 2017 hat man bereits verpasst. Nun wird wohl das Ziel sein, die Implementierung des Mobile First Index möglichst ohne grosse Veränderungen der ­Suchergebnisse, also neutral und quasi ­unsichtbar, umzusetzen.
Fakt ist, dass Google fleissig testet. Auch die eigene Seite lässt sich bereits durch den Googlebot für Smartphones crawlen und bewerten. Google hat hier angemerkt, dass man anhand der "LogFiles" einen Anstieg des "Smartphone Googlebot" feststellen kann, sobald Google die eigene Webseite als Mobile First indexiert. Auch kann man im "Google-Cache" schon die Inhalte der mobilen Seite erkennen, falls Google die eigene Seite nach dem Mobile First Index analysiert hat. Mobile Varianten sollten somit auf jeden Fall in den nächsten Monaten Stück für Stück optimiert werden. Webseiten, die noch immer keine mobile Variante haben, sollten hier schnellstmöglich nachziehen. 

Algorithmus und Ranking zielen auf mobile Webseiten

Die Einführung des Mobile First Index ist nur ein sinnvoller, weiterer Schritt in der Massnahmenliste von Google. Da schon heute mehr mobile Suchanfragen erfolgen als über den Desktop, hat Google nun die Aufgabe, den Algorithmus und das Ranking auf mobile Webseiten auszurichten. Dabei geht Google mit der Implementierung und dem Testen sehr behutsam vor. Panikmache ist, wie bei der Einführung des "Mobile-Friendly"-Update, übertrieben. Trotzdem sollte man zeitnah die ­neuen SEO-Kriterien einbinden.
Bis der Mobile First Index Realität wird, ist es nur eine Frage der Zeit. Für Juli hat Google die Bewertung der Ladezeiten bei der mobilen Suche angekündigt. Schritt für Schritt wird demnach der Mobile First Index getestet und ausgerollt. Möchten Sie auch in Zukunft gute Rankings über Google erhalten oder diese weiter ausbauen, sollten Sie sich rechtzeitig mit der ­Optimierung der mobilen Seite auseinandersetzen. Mögliche Auswirkungen des Mobile First Index auf die Suchmaschinenoptimierung müssen dabei rechtzeitig erkannt werden.
Wie die Optimierung in der Praxis funktioniert und welche möglichen Folgen der Mobile First Index für die Suchmaschinenoptimierung hat, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Serie.




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