Apple Pay und die Sparkassen: Berührungsfreier Hindernislauf

Killervirus als Innovationstreiber

Das Umdenken kam mit Covid-19. Seit dem Frühjahr 2020 gilt es als eklig, mit jemandem klebrige Münzen und speckige Banknoten auszutauschen. Selbst der RFID-Chip in der EC-Karte wurde plötzlich gewertschätzt: Kein Terminal mehr anfassen müssen, sogar die Geheimnummer nicht mehr auf der Gummitastatur eingeben müssen. In Zeiten der gesundheitlichen Unsicherheit warfen sogar die Sparkassen Sicherheitsbedenken über Bord und erhöhten kurzerhand das Limit, bis zu dem eine Girocard ohne PIN funktioniert.
Das war der Moment, von dem die Protagonisten der Handy-App immer geträumt hatten. Endlich war er da, der Usecase, für den Apple seit Jahren alle seine iPhones technisch vorbereitet: Bezahlen mit dem Smartphone - weil alles andere zu gefährlich ist.
Die Sache hat nur einen Haken: Apple Pay und Google Pay setzen auf Kreditkarten, das Lastschriftverfahren ist in Cupertino unbekannt. Und wie es die Bundesbank gemeldet hat: Jeder dritte Deutsche hat eine Kreditkarte, die beiden anderen haben keine.
Deshalb kann man die Bedeutung der Meldung nicht zu hoch einschätzen, die am 28. August 2020 verbreitet wurde: Die Sparkassen-Gruppe erlaubt die Verknüpfung einer Girocard mit Apple Pay. Mit rund 46 Millionen ausgegebenen Karten sind die Sparkassen mit weitem Abstand Marktführer bei Girokonten in Deutschland.
Ist das der Durchbruch für Bezahlen á la Apple? Die Nutzerschaft hoch motiviert, das iPhone am Mann, die Girocard griffbereit im Geldbeutel - eine einzigartige Gelegenheit. Jetzt ist sie auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten, die Payment-Revolution!

Revolution mit Hindernissen

Doch wer so denkt, hat die Rechnung ohne die Sparkassen gemacht. Seitdem sich das PIN-TAN-Verfahren mit Papierlisten zur Authentifizierung als zu unsicher erwies, haben die Sparkassen den Kunden die Wahl gelassen, mit einem Code-Generator auf dem Bildschirm herumzufingern oder sich die TAN per SMS aufs Handy schicken zu lassen. Beide Verfahren funktionieren nicht mit Apple Pay, stattdessen muss das Konto für Push-TAN freigeschaltet sein.
Kann man sein Konto online für Push-TAN freischalten? Natürlich nicht, sagt mir die nette Sparkassen-Mitarbeiterin am Telefon, dazu müsse ich bitte in einer Filiale vorbeikommen - die gegenüber dem Verlagsgebäude wurde vergangenes Jahr geschlossen. Geht es auch anders, frage ich. Ja sicher, man werde mir ein Antragsformular per Briefpost zusenden. Das möge ich bitte ausfüllen und zurücksenden, und dann würde schnellstens mein Bankkonto umgestellt.
Auf die Unterlagen warte ich noch. Manche Revolutionen dauern etwas länger.



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