Progressive Web Apps
24.06.2019, 16:50 Uhr
PWA: Mobil heisst in Zukunft progressiv
Progressive Web Apps (PWA) werden als Zwitter zwischen mobilen Websites und nativen Apps als das App-Modell der Zukunft gehandelt. Drei Praxis-Beispiele, die zeigen, was PWAs leisten können.
Bis 2020 werden Progressive Web Apps, kurz PWAs, 50 Prozent aller verbraucherorientierten nativen Apps ersetzt haben, so lautete eine Prognose der Analysten des US-Marktforschungsunternehmens Gartner aus dem Jahre 2017. So rasant wie prognostiziert scheint die Entwicklung jedoch nicht voranzuschreiten, wie ein Blick auf die Verzeichnisse von PWAs offenbart: Nur ein paar Handvoll der neuen Apps finden sich bisher in den Listen von Pwa.bar und Pwa.rocks. Diese Seiten verzeichnen bereits bestehende PWAs.
Dennoch werden PWAs als Symbiose aus mobilen Websites und nativen Apps die App-Welt in den kommenden Jahren deutlich verändern, denn eine PWA liefert Funktionen wie eine native App: zum Beispiel Push-Nachrichten, Offline-Fähigkeit und eine Verankerung auf dem Homescreen, muss aber nicht im App-Store heruntergeladen und auf dem Handy installiert werden. Zudem hat sie einen geringen Speicherbedarf und ist über Suchmaschinen auffindbar.
Warum sich Unternehmen für eine PWA entscheiden und was für Erfahrungen sie damit machen, erklären im Folgenden drei Anbieter anhand ihrer Anwendung.
Lotto.de: PWA ist Teil der Mobile-First-Strategie
Im Juni 2018 ist die neue Website von Lotto.de online gegangen, der Service-Plattform der 16 Landeslotteriegesellschaften des Deutschen Lotto- und Totoblocks. "Mobile first Responsive Webdesign" lautete die Vorgabe für den Relaunch, erinnert sich Daniel Beye, Abteilungsleiter Vertrieb bei Toto-Lotto Niedersachsen, der Landesgesellschaft, die für den Betrieb von Lotto.de verantwortlich ist. Bis dahin gab es getrennte Auftritte für Desktop und Mobile.
Ziel war, eine responsive Website inklusive PWA zu entwickeln, die auf allen Endgeräten eine konsistente Nutzererfahrung mit einem modernen Spielerlebnis ermöglicht. Für eine PWA sprachen die Indexierbarkeit der Inhalte in Suchmaschinen, die Bedienung aller Plattformen über nur eine technologische Basis, die einfache Wartung und sofortige Verfügbarkeit neuer Features für alle Nutzer sowie die Unabhängigkeit von Freigabeprozessen der App Stores.
Aus Nutzersicht kamen die einfache Verknüpfung auf dem Homescreen ohne Installation der App, der geringe Speicherbedarf, die kurzen Ladezeiten und die einer App sehr ähnliche User Experience dazu.
Hybrider Headless-Ansatz
Entwickelt wurde der Relaunch und die PWA von der Agentur Neoskop in Hannover binnen sechs Monaten. Technologische Basis ist das Content Management System (CMS) "Magnolia" mit Hybrid-Headless-Ansatz. Das heisst, das CMS bringt die gewohnte nutzerfreundliche Bedienoberfläche mit, ist aber nicht fest an ein bestimmtes Frontend, etwa die Website oder ein Shosystem, gekoppelt, also quasi "headless". Als Kopf können daher ganz unterschiedliche Ausgabekanäle dienen: der Desktop, das Handy, ein Tablet oder künftig vielleicht auch ein smarter Lautsprecher.
Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung war laut Beye die Konzeption einer Navigation für die PWA, die auch ohne Browser-Funktionen wie den Zurück-Button möglich sein sollte, um das App-Feeling zu stützen. Ausserdem sollten im Offline-Modus vorbereitete Spieltipps bis zur Abgabe und damit der Weiterleitung an die zuständige Landeslotteriegesellschaft zwischengespeichert werden können.
Um eine gute Usability der Offline-Fähigkeit gewährleisten zu können, mussten zudem Platzhalter für Ziehungs- und Erklärvideos einfügt werden. Besonders knifflig: Es galt zu verhindern, dass im Offline-Modus alte, im Cache gespeicherte Angaben zur Jackpot-Grösse angezeigt werden, da dies gesetzlich verboten ist.
Um das Problem zu lösen, werden die Jackpot-Angaben mit Ablaufdatum versehen, sodass sie nur bis zum Annahmeschluss angezeigt werden. Ist der Nutzer wieder online, werden die Daten automatisch aktualisiert. Beye ist zufrieden mit seiner PWA: "Wir haben damit einen Meilenstein in der Digitalisierung des deutschsprachigen Glücksspielmarkts erreicht."