Virtual Reality in der Touristik
Premium-Economy-Upgrade
Die Deutsche Lufthansa setzt bei der Kundengewinnung ebenfalls auf Virtual Reality. In der App Lufthansa VR für Android und iOS können sich Passagiere ein Bild vom Innenraum eines Airbus A380 machen oder einen Blick ins Cockpit werfen.
Hinzu kommen virtuelle Reisen zu Lufthansa-Destinationen wie Hongkong, Miami und Tokio. So können sich Betrachter virtuell auf die bekannte Kreuzung im Tokioter Stadtteil Shibuya stellen und das Treiben beobachten.
Selbstverständlich sollen die Apps die Vorzüge der teureren Buchungsklassen an Bord der Kranich-Maschinen ins rechte Licht rücken. So fehlen keine Touren durch die höherpreisigen Klassen – inklusive einer freundlich lächelnden Stewardess. „Die Apps kommen sehr gut an, weil sie einen einfachen Einstieg in die Thematik Virtual Reality bieten“, so Torsten Wingenter, Senior Director Digital Innovations bei Lufthansa.
“„Im Rahmen der Gate-Promotion konnten wir eine Steigerung der Upgrades von bis zu 50 Prozent erzielen.“ „
Die Fluggesellschaft geht sogar schon einen Schritt weiter. An den Flughäfen in Frankfurt und New York setzte Lufthansa vor Kurzem bei einer Aktion VR-Brillen ein, um Langstrecken-Passagiere der Economy Class zu einem Upgrade auf die geräumigere Premium Economy Class zu bewegen. So konnten sich die Gäste virtuell ansehen, wie viel Platz sie bei einem Upgrade erwarten würde. Das virtuelle Hineinschnuppern in die Premium Economy Class hat den Fluggästen offenbar gut gefallen: „Im Rahmen der Gate-Promotion konnten wir eine Steigerung der Upgrades von bis zu 50 Prozent erzielen“, resümiert Wingenter. Inzwischen setzt Lufthansa weltweit bereits 300 VR-Brillen im Vertrieb ein.
Virtuelle Alpen
Marie aus dem Ammergau zieht für das Studium weg – und hat schon Heimweh. Und was macht Maries moderner bayerischer Papa? Er bastelt seiner Tochter eine VR-Brille und dreht einen VR-Film aus der Heimat.
Mit dieser Geschichte präsentierte die Ammergauer Alpen GmbH im letzten Jahr einen VR-Werbefilm für die Region. Potenzielle Urlauber schweben darin per Gondel zur Almhütte, dirigieren die örtliche Blaskapelle oder bewundern die Rokoko-Klosterbasilika in Ettal. Damit zeigen die Ammergauer, wie man VR geschickt für das Marketing nutzt.
Ausblick
In Sachen Virtual Reality in der Touristik ist in absehbarer Zeit noch einiges zu erwarten, vor allem was die virtuellen Touren im Reisebüro angeht. So werden künftig bei einer virtuellen Besichtigung einer Kreuzfahrtschiffkabine gleich die tagesaktuellen Preise miteingeblendet. Und wenn sich der Kunde für eine Kreuzfahrt nach Norwegen interessiert, dann erscheint beim Gang auf den Balkon passend dazu der Geirangerfjord.
Derzeit ist VR noch Mittel zum Zweck: Man bekommt einen Vorgeschmack auf das, was einen erwartet. Doch viel fehlt nicht mehr und man kann auf Gepäck, Flug und Hotel verzichten und gleich die ganze Reise virtuell unternehmen. Bei VR ist mit zahlreichen Weiterentwicklungen zu rechnen, die zu völlig neuen Geschäftsmodellen führen.
Auch die Berater von KPMG sehen im virtuellen Reisen viel Potenzial. So könne damit jeder unabhängig von Zielort, Transportmittel oder anderen Umständen eine Reise antreten – auch mit körperlichen Einschränkungen. Ein Beispiel: Ein älteres Ehepaar unternimmt eine Kreuzfahrt. Während sich die noch rüstige Frau keinen Landausflug entgehen lässt, ist ihr Gatte nicht mehr so fit und bleibt an Bord. Die Frau nimmt ihren Mann virtuell mit an Land, indem sie den Ausflug im Video festhält. Ihr Mann ist mit einer VR-Brille an Bord live dabei und hat so in Echtzeit an den Eindrücken teil.
Auch beim Fliegen werden sich die VR-Fortschritte zeigen: Die Lufthansa stellte auf der Touristik-Messe ITB die Konzeptstudie Moving Map vor. „Vereinfacht gesagt macht diese App den Flugzeugboden gläsern“, so Lufthansa-Manager Wingenter. Wenn Passagiere über Berge oder Städte fliegen, können sie nachts oder aufgrund von Wolken nichts sehen. „Mit der Moving Map sehen sie mit Hilfe einer VR-Brille die Landschaft unter ihnen.“