Streaming-Dienst
01.07.2022, 10:21 Uhr
Jeder vierte Netflix-Neukunde bleibt nicht länger als einen Monat
Die Generierung neuer Kunden wird für den Videostreaming-Pionier Netflix immer schwieriger. Nach US-Medienberichten beträgt die Absprungrate nach vier Wochen 23 Prozent - so viel wie bei keinem anderen Wettbewerber.
17 Milliarden US-Dollar gibt der Video-on-Demand-Pionier Netflix jedes Jahr für die Produktion neuer Inhalte aus. Zum Vergleich: Das Gesamtbudget aller ARD-Anstalten liegt bei weniger als die Hälfte. Doch trotz dieser Materialschlacht scheint immer mehr Neukunden das Netflix-Angebot das Geld nicht wert zu sein, das das Unternehmen dafür verlangt. Das geht aus einem Bericht des US-Nachrichtenportals Vox hervor, der sich auf eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Antenna bezieht.
Absprungrate hoch wie nie
Demnach kündigen 23 Prozent aller Neukunden in den USA nach einem Probemonat ihr Abo wieder. Dieser Wert liege höher als bei allen relevanten Wettbewerbern, so Vox. Die Zahl der Kurzfrist-Kunden hat sich über die Jahre nicht in eine eindeutige Richtung entwickelt, sie schwankte nach Erkenntnissen von Antenna in den letzten Jahren zwischen 14 und 19 Prozent - doch so hoch wie jetzt war die Absprungrate noch nie. Bislang sei es Netflix immer gelungen, eine hohe Umwandlungsquote von Neu- zu Bestandskunden zu nehmen. Bei Wettbewerbern wie Apple TV+ oder HBO Max hatte Antenna dagegen bereits Absprungraten von zum Teil über 30 Prozent vermeldet.
Die Meldung passt in eine Zeit, in der Netflix das Ende einer scheinbar ewig währenden Erfolgsgeschichte erleben muss. Anfang dieses Jahres schockte das 1997 gegründete Unternehmen seine Aktionäre mit der Nachricht, zum ersten Mal seit Gründung eine Rückgang der Abonnentenzahlen zu verzeichnen, innerhalb von drei Monaten verlor Netflix über 200.000 zahlende Kunden. Auch im zweiten Quartal dürfte die Zahl der Kunden rückläufig sein.
Konkurrenz von Disney
Als Hauptgrund für diese Krise sehen Marktbeobachter die zunehmende Konkurrenz von Medienkonzernen wie Disney. Die Micky Mouse Company änderte 2021 ihre Politik und lizenzierte eine ganze Reihe neue Serien und Spielfilme nicht mehr für andere Streaming-Dienste. Während sich Disney+ derzeit zum neuen Star am Streaming-Himmel entwickelt, muss Netflix Kunden ziehen lassen, weil zum Teil Serien, die Publikumsmagneten waren, auf Netflix nicht mehr laufen.
Diese Entwicklung hat Netflix zwar nicht überrascht - siehe 17 Milliarden Dollar Produktionsbudget. Doch Studios wie Paramount und Disney sitzen auf einem gewaltigen Berg an fertig produzierten Filmen und Serien, eine Situation, die es für einen relativen Produktions-Newcomer schwierig macht, dort mitzuhalten. Auf der anderen Seite lockt E-Commerce-Gigant Amazon mit Prime Video. Dort ist das Video-Angebot Bestandteil des Prime-Pakets, mit dem man noch mehr anfangen kann als nur Filme zu sehen.