Trojaner-Hersteller
01.06.2020, 12:02 Uhr
Hacking Team, das der Zürcher Kapo einen Staatstrojaner verkaufte, ist «tot»
Der Gründer und ehemalige CEO des Trojaner-Herstellers hat Hacking Team für «tot» erklärt. Die Firma verkaufte unter anderem der Zürcher Kantonspolizei einen Staatstrojaner.
Der italienische Trojaner-Hersteller Hacking Team soll am Ende sein. Zumindest hat David Vincenzetti, der Gründer und ehemalige CEO, diesen auf seinem LinkedIn-Profil für tot erklärt. Die umstrittene Firma schaffte es hierzulande etwa in die Schlagzeilen, weil sie unter anderem der Zürcher Kantonspolizei einen Staatstrojaner verkauft und sich mit Berner Behörden mehrmals getroffen hatte.
2013 erklärte die international tätige NGO «Reporter ohne Grenzen» die Software-Hersteller von Hacking Team zu Feinden des Internets, weil die italienischen Tüftler ihre Spionage- und Überwachungs-Software an repressive Regimes, unter anderem an Russland, Saudi-Arabien oder den Sudan, verkauft haben.
Wie «Golem» berichtet, wurde Hacking Team ursprünglich im Jahr 2003 gegründet. Anfangs beschäftigte sich die Firma vor allem mit Pentesting und Sicherheitsdienstleistungen. Spätestens seit 2013 sei dann die Spionagesoftware Remote Control System (RCS) zum Hauptgeschäft von Hacking Team avanciert. Mit dieser konnte man Computer und Smartphones aus der Ferne überwachen. Dem Bericht zufolge zählten im Jahr 2015 41 Staaten zu den Kunden der Firma. Sie hätten teils Millionenbeträge für die Spionagesoftware und den Support bezahlt. Im gleichen Jahr wurde Hacking Team dann selbst Opfer eines Hacks. Unbekannten gelang es dabei, insgesamt 416 GB an Daten zu erbeuten.
Nachfolger mit «hartem Jahr»
2019 sei Hacking Team schliesslich von der Überwachungsfirma Inthecyber aufgekauft worden, schreibt «Golem» weiter. Seither sind die beiden Firmen gemeinsam unter dem Namen Memento Labs unterwegs.
Doch auch unter neuem Namen scheint es nicht rund zu laufen. Den Angaben des Tech-Portals zufolge kehrten Vincenzetti und weitere Mitarbeitende dem Unternehmen den Rücken zu. Der aktuelle Chef Paolo Lezzi erklärt die Firma – anders als Vincenzetti – zwar nicht für tot, sprach gegenüber dem Magazin «Motherboard» kürzlich allerdings von einem «harten letzten Jahr». Ihm zufolge hätten einige loyale Mitarbeitende des ehemaligen CEOs das neue Management boykottiert, auch seien eingesessenen Angestellten überhöhte Gehälter gezahlt worden.