Die dunkle Seite des Metaverse 16.08.2022, 13:56 Uhr

Gefahr aus dem «Darkverse»

Das Metaverse verspricht viele neue digitalen Möglichkeiten. Doch es droht auch eine dunkle Kehrseite – das Darkverse analog zum Darkweb. Welche Gefahren dort lauern könnten, hat Trend Micro analysiert.
Das Metaverse bietet auf für Cyberkriminelle ein Betätigungsfeld, und zwar im «Darkverse»
(Quelle: Trend Micro)
Das Metaverse wird von der ICT-Industrie als grosse Chance erachtet, vor allem was etwa neue Arbeitsformen anbelangt. Doch wo viel Licht ist, kann auch Schatten nicht weit sein. Wie sich Cyberkriminelle Techniken des Metaverse zu eigen machen könnten, zeigt der Cybersecurity-Anbieter Trend Micro in einem aktuellen Bericht auf. Darin warnen die Forscher unter anderem vor einem «Darkverse», das schnell zu einem neuen Raum der Cyberkriminalität im Metaverse werden könnte.
So wird erwartet, dass das Darkverse einer Metaversion des Dark Web ähneln wird, in der Cyberkriminelle illegale Aktivitäten koordinieren und ungestraft durchführen können. Im Darkverse betriebene Untergrundmarktplätze wären für die Polizei ohne die richtigen Authentifizierungs-Token unmöglich einzusehen. Die Tatsache, dass Nutzer nur dann auf eine Darkverse-Welt zugreifen können, wenn sie sich an einem bestimmten physischen Ort befinden würden, böte geschlossenen kriminellen Gemeinschaften einen zusätzlichen Schutz, warnen die Trend-Micro-Experten.

Zahlreiche mögliche Bedrohungen

Das Darkverse könnte gemäss dem Bericht eine Plattform für zahlreiche Bedrohungen darstellen – von Finanz- und E-Commerce-Betrug bis hin zu NFT-Diebstahl (Non-fungible Token), Ransomware und mehr. Ausserdem werde die cyber-physikalische Beschaffenheit des Metaverse neue Türen für Bedrohungsakteure öffnen, heisst es in dem Report weiter.
Laut der Studie handelt es sich bei den fünf grössten Bedrohungsszenarien, mit denen im Metaverse künftig zu rechnen ist, um folgende:
  1. NFTs werden im Metaverse zu immer beliebteren Methoden, um Eigentum zu definieren und sind deshalb zunehmend von Phishing, Ransomware, Betrug und anderen Angriffen betroffen.
  2. Da es für die Strafverfolgungsbehörden schwer zu betreten und zu überwachen ist, entwickelt sich das Darkverse zum bevorzugten Ort für illegale/kriminelle Aktivitäten. Tatsächlich könnte es Jahre dauern, bis die Polizei darin wirksam agieren kann.
  3. Eine weitere Kriminalitätsform stellt die Geldwäsche mit Hilfe von überteuerten virtuellen Metaverse-Immobilien und -NFTs dar.
  4. Social Engineering, Propaganda und Fake News haben in einer cyber-physischen Welt tiefgreifende Auswirkungen. Kriminelle und staatliche Akteure setzen einflussreiche Narrative ein, um verwundbare und für bestimmte Themen empfängliche Gruppierungen zu erreichen.
  5. Die Privatsphäre wird neu definiert. Die Betreiber Metaverse-ähnlicher Räume bekommen einen beispiellosen Einblick in die Handlungen der Nutzer – eine Privatsphäre, wie wir sie kennen, gibt es dort nicht mehr.
«Das Metaverse ist eine milliardenschwere Hightech-Vision, die das nächste Internet-Zeitalter bestimmen wird. Obwohl wir nicht genau wissen, wie es sich entwickelt, müssen wir jetzt schon darüber nachdenken, wie es von Bedrohungsakteuren ausgenutzt werden kann und wie wir unsere Gesellschaft sinnvoll schützen können», sagt Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro. «Angesichts der hohen Kosten und juristischen Herausforderungen werden die Strafverfolgungsbehörden in den ersten Jahren Schwierigkeiten haben, das Metaverse generell zu überwachen», ist Schneider überzeugt. «Die IT-Security-Branche muss jetzt eingreifen oder riskieren, dass sich vor unserer digitalen Haustür ein neuer Wilder Westen entwickelt», folgert er.
Den komplette Report ist unter dem Titel «Metaverse or MetaWorse? Cyber Security Threats Against the Internet of Experiences» erschienen.






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