Rückblick: Das Internet wird 50
1983: Einführung des TCP/IP-Protokolls
Es dauerte dann noch einmal zehn Jahre, bis ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Internets erreicht wurde, um die Qualität der Datenverbindungen zu verbessern: 1983 wurde das TCP/IP-Protokoll eingeführt, mit dem im Prinzip noch heute Daten übertragen werden. Bei diesem Verfahren werden die Nachrichten zunächst in kleine Pakete aufgeteilt, dann unabhängig voneinander im Netz übertragen und beim Empfänger wieder zusammengesetzt. Die grundlegende Entwicklungsarbeit an dem TCP/IP-Protokoll hatten die US-Wissenschaftler Robert Kahn und Vint Cerf geleistet.
Beim Design des Netzes spielten auch Forderungen der Militärs eine Rolle. Das US-Verteidigungsministerium wollte ein Netzwerk haben, das auch grossflächigen Ausfällen nach feindlichen Angriffen standhalten kann. Prof. Meinel vom HPI glaubt allerdings, dass der militärische Aspekt bei der Entwicklung des Internets überschätzt wird. Die Entwicklung sei zwar in der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) angesiedelt gewesen, die dem US-Verteidigungsministerium unterstand. "Die DARPA war innerhalb der staatlichen Verwaltung aber vor allem die Stelle, die Dinge unbürokratisch finanziell fördern konnte, wenn sie wichtig genug erschienen. Die DARPA hat viele Wissenschaftler mit innovativen Projektideen arbeiten lassen. Und die Universitäten haben dankbar dieses Geld für ihre Forschungsförderung genommen."
Dass eher die Wissenschaftler als die Militärs die Eigenschaften des Internets definierten, kann man auch an einem gravierenden Mangel ablesen, der es bis heute plagt. In dem Protokoll gibt es quasi keine eingebauten Sicherheitsfunktionen, "eigentlich gibt es die Vorgabe, dass jeder jedem im Netz vertraut", sagte Grant Blank vom britischen Oxford Internet Institute der Zeitschrift "New Scientist". Dieser Geburtsfehler erleichtert bis heute Kriminalität und Spionage, aber auch Desinformations-Kampagnen und Hass-Rede im Internet.
Massgebliche Impulse kamen zuerst aus den USA
Bis Anfang der 90er Jahre kamen die massgeblichen Impulse der Internet-Entwicklung vor allem aus den USA. Die erste "Killer-Anwendung" des Internets, das World Wide Web, wurde allerdings in Europa erfunden. Der britische Wissenschaftler Tim Berners-Lee trieb 1991 am europäischen Forschungszentrum CERN Konzepte voran, um Daten länderübergreifend und unkompliziert austauschen zu können. "Die ersten Versionen des WWW waren aber noch mit komplizierten Kommandos zu bedienen", erinnert sich Meinel.
Das änderte sich dann 1994, als der erste Mosaic-Browser mit einer grafischen Oberfläche erschien. Ab diesem Zeitpunkt reichte ein Mausklick aus, um dafür zu sorgen, dass im Hintergrund die notwendigen Kommandos in der richtigen Reihenfolge gestartet wurden.