Berater Bertram Gugel
08.05.2015, 13:44 Uhr
"Facebook stellt eine ernsthafte Gefahr für Youtube dar"
Um Blogs ging es kaum noch auf der re:publica und ihrer Partnerkonferenz Media Convention Berlin. Dafür war das Youtube-Ökosystem Thema. Berater Bertram Gugel über die Zukunft des Quasimonopolisten.
Von Stefan Mey
Um Blogs ging es kaum noch auf der Re:publica und ihrer Partnerkonferenz Media Convention Berlin. Dafür drehten sich viele Sessions um das Youtube-Ökosystem. Im Vortrag "Flüchtige Macht? Youtube im Kreuzfeuer. Facebook und Co greifen an" machte sich der Berater und Trainer Bertram Gugel Sorgen über die Zukunft des Quasimonopolisten im Videobereich.
Sie glauben, dass im 10. Jahr des Bestehens für Youtube die Luft eng wird. Was ist los?
Bertram Gugel: Youtube steht vor verschiedenen Problemen. Einige sind hausgemacht, andere kommen von aussen, und schliesslich stellt auch Facebook eine ernsthafte Gefahr dar.
Welche sind hausgemacht?
Gugel: Youtube hat Probleme mit seiner Community. Es kam nicht bei allen gut an, dass die Plattform ein Steigbügelhalter für das kaum funktionierende Netzwerk Google+ werden sollte. Und dann ist Youtube immer mehr nur noch ein Endpunkt, die User kommen über Links aus Facebook oder Twitter. Das eigenständige Entdecken neuer Inhalte, die "Discovery", spielt hingegen kaum mehr eine Rolle. Und durch die zunehmend starren Sendezeiten grösserer Youtube-Kanäle ist Flexibilität und Bewegung verlorengegangen. Wirklich virale Entdeckungen auf der Plattform gibt es kaum noch.
Was macht die Konkurrenz?
Gugel: Zunehmend machen sich Wettbewerber in Nischen breit, die Youtube nicht optimal bedient. Mittlerweile ist ein Grossteil der Gamer auch auf der Livestreaming-Plattform Twitch vertreten, Vimeo hat sich schon lange als optimales Umfeld für Filmemacher etabliert. Eine besondere Rolle spielen virale, mobile Apps wie Vine oder Snapchat. Smartphones sind immer sowohl Kreations- als auch Distributionskanal.
Welche Rolle spielt Facebook?
Gugel: Das ist der ernsthafteste Wettbewerber. Facebook ermöglicht seit einiger Zeit, Videos direkt hochzuladen und nicht den Umweg über Youtube-Uploads zu gehen. Das wird von der Plattform honoriert und wurde potenziellen Produzenten gegenüber auch offensiv kommuniziert.
Welche Chancen räumen sie der Youtube-Konkurrenz in den nächsten Jahren ein?
Gugel: Facebook, Twitter und die anderen haben noch Hausaufgaben vor sich. Schaffen sie es, vernünftige Werbepreise zu erzielen, Millionen von Videos zu monetarisieren und der Urheberprobleme Herr zu werden, die User-Uploads mit sich bringen? Das müssen sie lösen.
Und was würden Sie Youtube empfehlen?
Gugel: Youtube muss versuchen, zu der Position zurückzukommen, die es vor vielleicht zwei Jahren hatte. Es sollte mehr mit Künstlern und ihrer Community zu arbeiten und vielleicht auch Startups zu kaufen, um neue Entwicklungen und neues Blut ins Haus zu holen. Entweder sie schaffen das, oder sie werden wie eBay. Jeder hat noch einen Account dort, die machen auch noch Umsätze, und man geht ab und zu noch hin, aber mehr nicht.
Der Medienwissenschaftler Bertram Gugel ist selbständiger Berater und Trainer, nach Stationen bei Axel Springer und der Telekom. An der Schnittstelle von Film, Fernsehen und Internet berät er Unternehmen zu Produkt- und Strategieentwicklung.
Sie glauben, dass im 10. Jahr des Bestehens für Youtube die Luft eng wird. Was ist los?
Bertram Gugel: Youtube steht vor verschiedenen Problemen. Einige sind hausgemacht, andere kommen von aussen, und schliesslich stellt auch Facebook eine ernsthafte Gefahr dar.
Welche sind hausgemacht?
Gugel: Youtube hat Probleme mit seiner Community. Es kam nicht bei allen gut an, dass die Plattform ein Steigbügelhalter für das kaum funktionierende Netzwerk Google+ werden sollte. Und dann ist Youtube immer mehr nur noch ein Endpunkt, die User kommen über Links aus Facebook oder Twitter. Das eigenständige Entdecken neuer Inhalte, die "Discovery", spielt hingegen kaum mehr eine Rolle. Und durch die zunehmend starren Sendezeiten grösserer Youtube-Kanäle ist Flexibilität und Bewegung verlorengegangen. Wirklich virale Entdeckungen auf der Plattform gibt es kaum noch.
Was macht die Konkurrenz?
Gugel: Zunehmend machen sich Wettbewerber in Nischen breit, die Youtube nicht optimal bedient. Mittlerweile ist ein Grossteil der Gamer auch auf der Livestreaming-Plattform Twitch vertreten, Vimeo hat sich schon lange als optimales Umfeld für Filmemacher etabliert. Eine besondere Rolle spielen virale, mobile Apps wie Vine oder Snapchat. Smartphones sind immer sowohl Kreations- als auch Distributionskanal.
Welche Rolle spielt Facebook?
Gugel: Das ist der ernsthafteste Wettbewerber. Facebook ermöglicht seit einiger Zeit, Videos direkt hochzuladen und nicht den Umweg über Youtube-Uploads zu gehen. Das wird von der Plattform honoriert und wurde potenziellen Produzenten gegenüber auch offensiv kommuniziert.
Welche Chancen räumen sie der Youtube-Konkurrenz in den nächsten Jahren ein?
Gugel: Facebook, Twitter und die anderen haben noch Hausaufgaben vor sich. Schaffen sie es, vernünftige Werbepreise zu erzielen, Millionen von Videos zu monetarisieren und der Urheberprobleme Herr zu werden, die User-Uploads mit sich bringen? Das müssen sie lösen.
Und was würden Sie Youtube empfehlen?
Gugel: Youtube muss versuchen, zu der Position zurückzukommen, die es vor vielleicht zwei Jahren hatte. Es sollte mehr mit Künstlern und ihrer Community zu arbeiten und vielleicht auch Startups zu kaufen, um neue Entwicklungen und neues Blut ins Haus zu holen. Entweder sie schaffen das, oder sie werden wie eBay. Jeder hat noch einen Account dort, die machen auch noch Umsätze, und man geht ab und zu noch hin, aber mehr nicht.
Der Medienwissenschaftler Bertram Gugel ist selbständiger Berater und Trainer, nach Stationen bei Axel Springer und der Telekom. An der Schnittstelle von Film, Fernsehen und Internet berät er Unternehmen zu Produkt- und Strategieentwicklung.
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