Hotel- und Reisebuchungen
15.03.2021, 15:12 Uhr
Google Travel: Gratis-Attacke auf Tourismus-Portale
Ab sofort bietet Google Hotels die Möglichkeit, direkt auf ihre Buchungsseite zu verlinken - ohne Provision. Für Hotels, die jetzt schon bei Google werben, ein nettes Zusatz-Extra. Andere Häuser sollen damit auf die Plattform geholt werden - an der Konkurrenz vorbei.
Eine gute Nachricht für von Corona gepeinigte Hotels und Reise-Unternehmen - eine weniger gute Nachricht für Online-Buchungsportale wie Booking.com: Google bietet ab sofort weltweit allen Anbietern von Beherbergungen die Möglichkeit, kostenlos ihre Buchungs-Links auf google.com/travel zu platzieren.
"Kostenlos" bedeutet in diesem Fall, dass nicht nur die Präsentation des Angebots kostenfrei ist, sondern auch im Buchungsfall keine Vermittlungsprovision an Google anfällt.
Abwicklung liegt beim Wirt
Im offiziellen Google-Blog erklärt Richard Holden, Vice President Product Management für den Bereich Travel, die Aktion zu einem Akt, der nach einem baldigen Ende der Pandemie die Planung von Reisen weiter vereinfachen soll. Das Angebot ist Google-typisch selbsterklärend aufgebaut.
Dem Reisenden, der etwa nach "Hotels in München" sucht, werden auf einem Stadtplan Lage und Übernachtungspreise der verschiedenen Herbergen angezeigt. Filterfunktionen stehen zur Verfügung, können allerdings mit denen auf Portalen wie Booking.com oder HRS nicht ganz mithalten. Entscheidend für den Hotelier ist der Link "auf Hotelseite buchen", denn er bringt den Interessenten mit einem Klick direkt auf den Online-Auftritt der Herberge, ohne dass dafür eine Quotage anfällt. Ob der Gast dann tatsächlich bucht, bekommt Google nicht mehr mit, die komplette weitere Abwicklung liegt beim Wirt.
Um dem potenziellen Kunden innerhalb der Google-Hotelübersicht einen überzeugenden Auftritt zu liefern, ist indes einige Vorarbeit erförderlich. Betriebe, die bereits über die Hotel Prices API Daten mit Google austauschen oder Google Hotel Ads geschaltet haben, müssen gar nichts tun, der Reservierungslink wird ihrer Angebotsdarstellung automatisch hinzugefügt. Häusern, die noch nicht auf Google werben, stellt Holden in seinem Blogbeitrag Tools in Aussicht, die ein Onboarding erleichtern und "es einzelnen Hotels ermöglichen, ihre Preise und Verfügbarkeiten direkt und ohne komplexe technische Anforderungen anzubieten."
Kampfansage an die Wettbewerber
Mit Sorge betrachten dürften diese Entwicklungen Player wie Booking.com, HRS und Trivago. Sie könnte auf die Dauer ein ähnliches Schicksal ereilen wie Preisvergleichs- und Shopping-Portale, die von Google schlicht aus dem Geschäft gedrängt wurden.
Kurzfristig will Google den etablierten Bettenvermittlern den Stuhl wohl noch nicht vor die Tür stellen: Wer aktuell auf Google nach "Hotels in München" sucht, findet auf Platz 1 eine Anzeige von Booking.com. Danach folgen Anzeigen für zwei Hotelketten und Trivago - und dann kommt schon die grosse One-Box mit den Google-Travel-Angeboten.
Zwischen den Anzeige und dem eigenen Angeboten erscheint ganz verschämt eine kleine Auswahlbox.
Kann es sein, dass damit Wettbewerbshüter beruhigt werden sollen? Nur so ein Gedanke...