Musik-Streaming
29.08.2016, 12:15 Uhr
Spotify benachteiligt Künstler mit Apple-Music Deals
Es rumort im Streaming-Markt: Während sich Amazon wappnet einzugreifen, stecken die beiden Marktführer Spotify und Apple Music in Querelen fest. Nun soll Spotify auch noch Künstler, die Deals mit Apple haben, benachteiligen.
Der Kampf zwischen den beiden erfolgreichsten Musik-Streaming-Diensten Spotify und Apple Music geht in die nächste Runde. Leidtragende sind dieses Mal die Musiker. Wie Bloomberg berichtet, benachteiligt Spotify offenbar gezielt Künstler, die Exklusiv-Deals wie den alleinigen Zugang zu neuer Musik mit Konkurrent Apple schliessen. Deren Songs sollen dann schwerer zu finden sein, in der Suche weiter unten auftauchen und nicht mehr in Playlists aufgenommen werden.
Laut Bloombergs Informanten, die in die Strategie des schwedischen Streaming-Riesen eingeweiht sind, betreibt Spotify diese Taktik bereits seit einem Jahr. Offenbar stehen aber nicht nur Künstler, die Exklusiv-Material an Apple geben im Visier. Auch Musiker, die Deals mit Jay-Zs Streaming-Service Tidal schliessen, werden von Spotify benachteiligt. Spotify bestreitet, die Suche zu manipulieren.
Apple ist grösster Konkurrent von Spotify
Seit dem Start von Apple Music im Juni vergangenen Jahres hat sich der Dienst mit 15 Millionen zahlender Abonnenten zum grössten Konkurrenten von Spotify mit 30 Millionen zahlender Kunden gemausert. Apple Music profitiert dabei vielfach von Exklusiv-Deals mit Musikern, die ausschliesslich dem Dienst aus Cupertino ihre Musik zur Verfügung stellen. Dazu gehören Taylor Swift, Drake und Frank Ocean. Laut Medienberichten überlegt der Tech-Riese ausserdem, den Service Tidal zu kaufen, was noch mehr exklusive Partnerschaften mit Künstlern wie Beyoncé bedeuten würde.
Es ist nicht klar, wie sehr grosse Künstler wie Drake oder Frank Ocean von Spotifys Taktik beeinträchtigt werden. Auf eine Anfrage von Bloomberg wollte das Management der Künstler keine Antwort geben.
Für Spotify kommen die Berichte zu einer ungünstigen Zeit. Die Schweden stecken mitten in Verhandlungen über die Vertragsverhandlungen mit den grössten Plattenfirmen. Ausserdem soll ein Börsengang Ende nächsten Jahres geplant sein. Um den allerdings erfolgreich zu gestalten, ist es dringend notwendig, dass Spotify längerfristige Deals mit der Musikindustrie schafft. Trotz eines Umsatzes von zwei Milliarden US-Dollar im Jahr, schreibt der Dienst immer noch rote Zahlen. Das liegt laut Spotify hauptsächlich daran, dass 55 Prozent an die Musikindustrie abgegeben werden.
Apple Music profitiert von besseren Beziehungen zu Musikern
Und auch wenn Spotify noch deutlich mehr Abonnenten hat als der grösste Konkurrent, hat Apple Music doch ein weitaus besseres Standing bei den Künstlern. Nicht nur ziehen Leute wie der ehemalige Musik-Manager Jimmy Iovine und Nine-Inch-Nails-Frontmann und Produzent Trent Reznor die Strippen. Apple geht auf die Wünsche der Industrie ein, zahlt zum Beispiel für Exklusiv-Deals oder bietet den Musikern an, neues Material nur über bezahlte Downloads im iTunes Store zur Verfügung zu stellen. Ausserdem gefällt den Künstlern, dass es von Apple Music keine werbefinanzierte Gratis-Version gibt. Spotify wiederum weigert sich, bestimmte Musik nur für die Bezahl-Version freizugeben. Auch wenn sich die Schweden um Exklusiv-Deals bemühen, nennenswerte Kooperationen sind dabei noch nicht herausgesprungen.
Die Benachteiligung der Künstler ist jedoch nicht die erste Runde im Kleinkrieg der Streaming-Giganten. Erst vor kurzem hatte Spotify Apple vorgeworfen, die neueste Version der App nicht im App Store anzubieten. Das läge daran, dass sich Spotify nicht auf die Bezahl-Standards in Apples Store einlassen will. Denn die garantieren wiederum Apple 20 Prozent der Einkünfte aus In-App-Verkäufen.