Ratgeber 26.11.2014, 09:12 Uhr

Was Sie über Akku-Technologien wissen sollten

Bei den Kunden kursiert jede Menge Halbwissen über den Smartphone-Akku. Online PC räumt mit verbreiteten Mythen auf und erklärt die Technologien.
(Quelle: vege-Fotolia)
Wer bereits um die Jahrtausendwende im Mobilfunkgeschäft war, dürfte sich an den Kassenschlager C35 des Herstellers Siemens nur allzu gut erinnern. Das Einsteiger-Handy brachte etliche Kunden in den Shop – leider manche auch zweimal, weil der Akku plötzlich rapide an Leistungsfähigkeit verlor.
In den meisten Fällen half da auch das im Menü versteckte Programm „Akkupflege“ nichts mehr, der Kunde musste wohl oder übel einen neuen kaufen. Damals musste man den verärgerten Kunden erklären, warum der Nickel-Metallhydrid-Akku im C35 so wenig standhaft war und wieso der Lithium-Ionen-Kraftspender im teureren S35 nicht mit diesen Problemen zu kämpfen hatte.
Heute ist der LiIon-Akku längst zum Standard bei Mobiltelefonen geworden, vereinzelt kommt auch die Lithium-Polymer-Technologie zum Einsatz. Doch wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Akku-Typen und welche Auswirkungen hat dies auf den täglichen Gebrauch?
Ein wesentlicher Unterschied ist die Energiedichte eines Akkus, also die Wattstunden pro Kilogramm. Das ist besonders bei Smartphones entscheidend, wo die Hersteller auf möglichst wenig Raum eine hohe Kapazität bei gleichzeitig geringem Gewicht erreichen wollen.
Die Energiedichte bei LiIon-Akkus liegt zwischen 120 und 210, die Lithium-Polymer-Variante erlaubt dank einer Energiedichte von 140 bis 260 eine geringfügig leichtere Bauweise. Auch wenn er heute nicht mehr zum Einsatz kommt, sei der NiMH-Akku der Vollständigkeit halber dennoch erwähnt. Damit waren bestenfalls 110 Wattstunden pro Kilogramm möglich.

Viel Halbwissen

Doch auch aus zwei anderen Gründen spielt diese Technologie im Mobilfunkbereich keine Rolle mehr: Zum einen hat eine­ NiMH-Zelle nur eine Spannung von 1,2 Volt, LiIon und LiPol erreichen dagegen 3,7 beziehungsweise 3,6 Volt. Zum anderen hat NiMH bei Teilentladung mit dem sogenannten Batterieträgheitseffekt zu kämpfen, wodurch sich die abgegebene Spannung verringern kann. Der häufig in diesem Zusammenhang gebrauchte Begriff „Memory-Effekt“ für den Kapazitätsverlust trifft streng genommen nur auf die seit 2009 nicht mehr erlaubten Nickel-Cadmium-Akkus zu.
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Auch heute noch hält sich die Mär vom Memory-Effekt hartnäckig, und viele Kunden wollen ihrem Akku etwas Gutes tun, indem sie ihn ab und an komplett leerlaufen lassen. Auch das „Trainieren“ des Kraftspenders durch mehrere Komplettentladungen zu Beginn gehört zum Halbwissen. Was aber die wenigsten wissen: Die Lebensspanne eines Akkus, der häufig teilentladen wird, ist signifikant höher als bei einem identischen Akku, der oft komplett entladen und wieder vollgeladen wird. Moderne Energiespeicher haben deshalb eine Schutzfunktion, die das Gerät abschaltet, bevor die schädliche Tiefentladung eintritt.
Auch was die Zahl der möglichen Ladevorgänge angeht, herrscht die Meinung vor, dass man das Smartphone nur etwa 500-mal an die Steckdose hängen dürfe, bevor die Leistungsfähigkeit signifikant nachlässt. Dabei werden aber die Begriffe Ladezyklus und Ladevorgang durcheinandergebracht: Ein Ladezyklus entspricht dem Aufladen eines Akkus von 1 auf 100 Prozent, und dieser kann sich zum Beispiel auch auf drei Ladevorgänge mit jeweils 33 Prozent aufteilen.
Fakt ist jedoch, dass mit jedem Ladezyklus der Akkumulator ein klein wenig schwächer wird – was bei Smartphones, die oft täglich komplett geladen werden müssen, schneller eintritt als etwa bei Tablets, die dieselbe Akku-Technologie verwenden. So kann bei einem iPhone beispielsweise nach 200 Ladezyklen bereits ein Kapazitätsverlust von 200 mAh eintreten – eine genaue Vorhersage ist aufgrund verschiedener Einflussfaktoren wie Temperatur, verwendeten Apps und anderen nicht möglich.

Finger weg von Billigware

Neben dem Akku selbst spielt aber auch das verwendete Ladegerät eine wichtige Rolle. Ein zu schwaches Netzteil muss dauernd mit Volllast laufen und wird dadurch sehr heiss. Dabei wird mehr Energie vergeudet als beim Laden mit einem passenden Netzteil.
Ebenfalls ein Irrglaube bei vielen Kunden: Ein Ladegerät mit höherer Ampere-Zahl lädt immer schneller. Das Ladekabel des iPhone 5 beispielsweise gibt 1 A aus, das des iPad Air 2,1 A. Trotzdem ist das iPhone damit nicht doppelt so schnell vollgeladen, da es sich nur so viel Strom „zieht“, wie es benötigt. Dass das Ladegerät des iPad deutlich mehr zur Verfügung stellen könnte, ist dabei unerheblich. Beim neuen iPhone 6 Plus ist es aber nun möglich, den Ladevorgang mit einem iPad-Netzgerät deutlich schneller durchzuführen als mit dem iPhone-Lader.
Android-User können über solche „Fortschritte“ nur lächeln, bei ihren Geräten ist es seit jeher möglich, mit anderen, stärkeren Netzteilen die Ladezeit zu verkürzen. Allerdings funktioniert das nicht automatisch bei allen Smartphones. Die integrierte Ladeelektronik kontrolliert, wie viel Strom fliessen darf, damit das Gerät optimal geladen wird und nicht überhitzt. Dass diese Schutzfunktion aber vor allem bei billigen Netzteilen nicht immer so funktioniert, wie sie sollte, kann man in etlichen Internet-Foren nachlesen – ein gutes Argument beim Verkauf von hochwertigen Zubehörprodukten.




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