HiFi ohne Kabel
03.02.2015, 11:18 Uhr
Multiroom-Soundsysteme: Trends und Technik
Multiroom-Soundsysteme erfreuen sich steigender Beliebtheit, der Konkurrenzkampf lässt die Hersteller zudem immer ausgefeiltere technische Finessen entwickeln.
Beim Stichwort Multiroom fällt den meisten Konsumenten wohl als Erstes der Name Sonos ein, schliesslich haben die US-Amerikaner in diesem HiFi-Segment über Jahre hinweg den Markt dominiert und waren lange Zeit ohne grössere Konkurrenz. Das hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert, denn immer mehr Hersteller haben inzwischen ihre eigenen Soundsysteme für die Beschallung von mehreren Räumen im Programm.
Neben auf Audio-Produkte spezialisierten Herstellern wie beispielsweise Teufel, die sich das Know-how einfach durch die Übernahme des Start-ups Raumfeld zukauften, drängen vor allem die grossen Player wie Sony, LG und Samsung auf den Markt und haben mittlerweile ein relativ umfassendes Sortiment an WLAN-Lautsprechern im Angebot.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ist die Übertragungsqualität und die Reichweite bei WLAN deutlich höher als bei Standard-Bluetooth, was gerade beim Einsatz zu Hause eine grössere Rolle spielt als bei der Nutzung eines kleinen portablen Speakers am Badesee. Zum anderen haben sich die Nutzungsgewohnheiten der Kunden deutlich geändert: Die CD-Sammlung wandert bei immer mehr Hörern digitalisiert auf die Netzwerkfestplatte, in die Cloud oder aufs Smartphone.
Von dort aus muss sie dann wieder auf die Lautsprecher gelangen, was zwar auch mit einem Verstärker mit Ethernet- oder WLAN-Anschluss möglich ist, am komfortabelsten aber mit eigenständigen WLAN-Speakern erreicht werden kann. Die Einrichtung ist meist in wenigen Minuten via Smartphone-App erledigt, zudem können die Boxen relativ frei im Haus oder der Wohnung platziert werden, lediglich ein Stromanschluss muss in der Nähe sein.
Eine Steckdose – mehr braucht es nicht
War in den Anfangszeiten noch eine separate Bridge erforderlich, die an den Router angeschlossen ein eigenes Funknetz zwischen den einzelnen Lautsprechern aufspannte, so sind die meisten aktuellen Geräte auch solo einsetzbar, manche können sogar als WLAN-Repeater genutzt werden.
Kennzeichen aller Multiroom-Systeme ist die Möglichkeit, auf jeden einzelnen Speaker unterschiedliche Musik zu schicken, beispielsweise im Wohnzimmer und im Schlafzimmer. Auch das Verbinden von zwei Geräten zu einem Stereo-Paar oder gar die Erstellung eines 5.1-Surround-Setups sind möglich.
Auf der Consumer Electronics Show (CES) 2015 zeigte der Hersteller Supertooth zwar ein neues Soundsystem mit dem Namen „Multiroom“, das auf Bluetooth basiert, allerdings ist damit kein echtes Multiroom möglich.
Das Smartphone verbindet sich mit dem Basis-Lautsprecher, der wiederum leitet die Musik dann über ein proprietäres Funksignal an die anderen Speaker weiter. Diese können zwar in unterschiedlichen Räumen stehen, es lässt sich aber immer nur dieselbe Musik auf allen Boxen wiedergeben.
Dafür soll das System mit einem günstigen Preis punkten: 299 US-Dollar kostet ein Dreierset, mit fünf Boxen sind es 480 US-Dollar. Und damit sind wir auch bei einem der wesentlichen Punkte, weshalb Multiroom-Systeme noch keine absolute Massenware sind.
Der kleinste Lautsprecher von Sonos, der Play 1, schlägt bereits mit stolzen 199 Euro zu Buche, wohlgemerkt für einen Mono-Lautsprecher. Auch bei der Konkurrenz werden ähnliche Preise aufgerufen – dennoch vermelden die Hersteller steigende Stückzahlen.
Hielten sich die Innovationssprünge bei den Herstellern mangels Konkurrenzkampf in den vergangenen Jahren noch in Grenzen, so versuchen die Entwickler mittlerweile mit zusätzlichen Features ihre Produkte von der Konkurrenz abzuheben.
LG beispielsweise zeigte auf der CES Lautsprecher, die automatisch mit der Wiedergabe von Musik beginnen, wenn ein Gerät in Reichweite kommt. Samsung setzt bei den neuen WAM-Lautsprechern auf einen aussergewöhnlichen Formfaktor, ähnlich wie Bowers & Wilkins.
Jes Mosgaard, Chefentwickler beim dänischen Hersteller Libratone, prophezeite für die nahe Zukunft Lautsprecher, die nicht nur auf Sprachkommandos reagieren, sondern gleichzeitig auch erkennen, von welchem User diese kommen, und entsprechend die Playlisten oder Songs bereitstellen.
Preislich wird sich – auch durch kommende Innovationen – wohl eher wenig tun, Multiroom-Systeme werden auch in Zukunft im mittleren bis oberen Segment zu finden sein.