Zerstörerische Fähigkeiten
08.06.2018, 11:25 Uhr
Router-Schädling «VPNFilter» schlimmer als gedacht
Sicherheitsexperten haben weitere verwundbare Router- und NAS-Geräte gefunden. Der Schädling hat zudem zerstörerische Fähigkeiten.
Durch Cisco Talos wurde ein Router-Schädling entdeckt. Die Sicherheitsexperten traten im Mai an die Öffentlichkeit mit ersten Informationen (PCtipp berichtete). Nun haben die Forscher einige weitere Details zum Schädling zutage gefördert und mussten die Liste der verwundbaren Gerätetypen vergrössern. Inzwischen weiss man nicht nur von 500'000, sondern von 700'000 infizierten Einzelgeräten. Die meisten sind Netzwerk-Router; es sind aber auch ein paar NAS-Geräte betroffen.
Was ist VPNFilter?
Was wie der Name eines Sicherheits-Tools tönt, ist in der Tat das Gegenteil: VPNFilter ist eine Router-Malware, die hauptsächlich Geräte betrifft, die in Kleinunternehmen oder Privathaushalten stehen.
Die Malware hat ein ziemlich beängstigendes Potenzial:
- Zunächst fügt sie die infizierten Router zu einem Botnetz hinzu. Dieses kann von einem einzelnen Angreifer ferngesteuert werden, um z.B. Angriffe auf bestimmte Websites oder wichtige Netzinfrastrukturen auszuführen.
- Ferner kann die Malware nach neusten Erkenntnissen in die Netzwerke eindringen, die über diese Router kommunizieren. Dort kann sie zum Ausspähen von Daten verwendet werden.
- Cisco Talos berichtet, dass der Schädling «VPNFilter» auch in der Lage sei, weitere Schädlinge auf Geräte innerhalb der betroffenen Netzwerke auszuliefern. Eines der Schädlingsmodule kann Schadcode in Webseiten einschleusen, die über den infizierten Router besucht werden.
- Ausserdem wurde in der Malware eine neue «Man in the Middle»-Komponente entdeckt. Das bedeutet, dass sie auch verschlüsselten Webverkehr mitlesen oder sogar verändern kann. Das ist eine erhebliche Gefahr z.B. fürs E-Banking oder auch fürs E-Voting.
- Als wäre das nicht schon genug, kann der Schädling den Router komplett unbrauchbar machen, wenn der Botmaster ihm dies befiehlt. Hierfür hat er ein Modul an Bord, das einen wichtigen Bereich in der Firmware überschreiben kann, wodurch sich der Router durch den Benutzer nicht mehr in einen funktionsfähigen Zustand versetzen lässt.
Der ursprünglich durchs FBI empfohlene Router-Reboot behindert den Schädling zwar. Aber er bringt wenig, weil Teile des Schädlings im Router verbleiben und er daher die weiteren Komponenten wieder aus dem Netz nachladen kann. Es ist leider bislang für die Anwender nicht möglich, eine Infektion des Routers festzustellen oder zweifelsfrei auszuschliessen.
Es ist derzeit auch keine gemeinsame Sicherheitslücke feststellbar, über die der Schädling in die bereits entdeckten befallenen Geräte eingedrungen ist. Die betroffenen Geräte haben scheints nur eines gemeinsam: Von allen sind verschiedene, von aussen nutzbare Sicherheitslücken bekannt. Viele der Geräte wurden mit bekannten Standardpasswörtern für den Administrator-Account betrieben; das Ändern dieser Anmeldedaten bei Inbetriebnahme eines Routers ist ohnehin ein Muss.