Meltdown und Spectre: Lesen ohne zu lesen

2. Risiken und Nebenwirkungen

Angriffe

Die Angriffe nutzen nun aus, dass nicht der ganze Zustand wiederhergestellt wird, sondern der Cache auch weiterhin die Werte enthält, welche durch die spekulativ ausgeführten Instruktionen geladen wurden. Sie nutzen diese auf drei unterschiedliche Weisen.

Meltdown: Rechteanmassung

Ein Programm darf nicht auf den gesamten Speicher zugreifen, sondern nur auf Bereiche, die ihm auch zugewiesen wurden. Intel macht in seinen Prozessoren diese Überprüfung zu spät. Sie findet nämlich nicht dann statt, wenn der fragliche Operand geladen werden soll, sondern erst wenn der Befehl in Pension gehen soll.
Dadurch kann ein Programmierer in spekulativen Instruktionen auf Speicherbereiche zugreifen, die er sonst gar nicht zu sehen bekäme. Er kann das Resultat aber nicht verwenden, denn die Resultate des Befehls werden weggeworfen. Er kann aber aufgrund des gelesenen Wertes in weiteren spekulativen Befehlen den Cache so verändern, dass später im Programm dann Rückschlüsse auf diese gelesenen Daten möglich sind.
Damit kann Speicher ausgelesen werden, auf den das Programm eigentlich gar nicht zugreifen dürfte. Da der Lesebefehl aber ja nicht wirklich (sondern nur spekulativ) ausgeführt wird, gibt es auch kein Problem.
Damit lassen sich auf Intel-Prozessoren Speicherbereiche des Betriebssystems oder von anderen virtuellen Maschinen auslesen – eine Gefahr für alle Cloud-Dienste.

Spectre 1: Indexgrenzenüberschreitung

Programme greifen regelmässig auf Felder (Arrays) zu: Sequenzen von Speicheradressen, die zusammengehörige Informationen enthalten und durch eine Startadresse und eine Länge definiert sind. Die einzelnen Positionen sind durchnummeriert (indexiert); nur Positionen bis zur maximalen Länge sind gültig.
Mittels zu grosser Indizes könnte auf Bereiche ausserhalb des Arrays zugegriffen werden, Bereiche, an denen sich andere Daten befinden. Deshalb finden – insbesondere in Programmen, die mit Indizes arbeiten, die von aussen beeinflusst werden können – Überprüfungen statt, ob der Index auch innerhalb des gültigen Bereichs liegt:
Der Spectre-1-Angriff greift nun genau hier ein: Da im Normalfall der Index im gültigen Bereich liegt, prognostiziert der Prozessor, dass der lade-Befehl ausgeführt werden soll und liest spekulativ aus dem ungültigen Bereich. Obwohl der Fehler später bemerkt wird und der gelesene Wert nie in einem normal zugreifbaren Register landet: Der Cache bleibt verändert und lässt durch sein Verhalten Rückschlüsse wie oben zu.

Spectre 2: Unterjubeln von Befehlen

In vielen Programmen werden sogenannte Sprungtabellen verwendet: Die Adresse des nächsten auszuführenden Befehls steht an einer spezifischen oder zu berechnenden Speicheradresse. Betriebssysteme und objektorientierte Programmiersprachen sind zwei fleissige Nutzer dieser Technik.
Beim Spectre-2-Angriff wird der Prozessor so vorbereitet, dass die Sprungvorhersage auf einen präparierten Codeblock zeigt. Auch hier werden die Befehle nur spekulativ ausgeführt, ihre Auswirkungen auf den Cache sind aber erkennbar.



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