Smart-TVs
02.01.2021, 23:48 Uhr
Wenn der Fernseher Daten sammelt
Viele smarte Fernseher sammeln Daten - oft ohne die Nutzer zu informieren. Oder die Bestimmungen dazu sind so undurchsichtig, dass sich viele in ihr Schicksal ergeben. Geht das auch anders?
Smart-TVs sind aus den Wohnzimmern kaum noch wegzudenken. Mit ihrer Anbindung an das Internet und über diverse Apps bieten sie die Möglichkeit, Streamingdienste ebenso zu nutzen wie Mediatheken oder Video-Plattformen.
«Viele TVs haben Google Assistant, Alexa oder Siri integriert oder sind damit kompatibel», erklärt Ulrike Kuhlmann von der Fachzeitschrift «c't». Dadurch liessen sich die Fernseher und andere Smart-Home-Geräte per Sprache steuern.
Über den «Roten Knopf» wird die HbbTV-Funktion für den Abruf von Zusatzinfos oder Nachrichten aktiviert. Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV) ermöglicht es, Internetinhalte mit dem Fernsehbild zu verbinden.
Wegen ihrer ständigen Anbindung ans Internet sind Smart-TVs quasi prädestiniert, Nutzungsdaten zu sammeln, weiterzugeben und sie gegebenenfalls sogar für personalisierte Werbung einzusetzen.
Bundeskartellamt warnt
Laut einer Untersuchung des deutschen Bundeskartellamts können etwa «das generelle Fernsehverhalten einer Person, ihre App-Nutzung, ihr Surf- und Klickverhalten oder auch biometrische Daten wie Stimme oder Cursorbewegungen sowie die im Einzelnen über den Fernseher abgespielten Inhalte erfasst und ausgewertet werden.»
«Die Hersteller können unter anderem den Standort und IP-Adresse übertragen, die beispielsweise an Netflix und dritte Werbeanbieter geleitet werden», erläutert Andreas Floemer vom Digitalmagazin «t3n». Unabhängig davon, ob man ein Konto bei dem Streaminganbieter hat oder nicht. Darüber hinaus könnten etwa Gerätetyp und Ort sowie die TV-Seriennummer und der Name des WLAN-Netzwerks erfasst werden, womit theoretisch ein Nutzerprofil erstellt werden kann.
Nach Angaben von Ulrike Kuhlmann werden bereits bei der Installation einiger Smart-TVs über 60 Server angesprochen, etwa von Google, Amazon und Microsoft. «Nutzen Sie die HbbTV-Funktion, lässt sich jeder Klick mit der Fernbedienung nachverfolgen.» Deshalb: Den «Roten Knopf» einfach zu deaktivieren, wenn man ihn sowieso nicht nutzt.
Fernseher mit Daten bezahlt
Wie intensiv Daten gesammelt werden, sei abhängig vom Hersteller, führt Floemer aus. «In der Regel sammeln günstigere TV-Geräte mehr Daten als die im höherpreisigen Segment.»
Das Problem: «Nutzer können nicht einsehen, welche Daten gesammelt werden, das geben die Hersteller nicht preis», sagt Kuhlmann. Nach Angaben des Bundeskartellamts wiesen die Datenschutzbestimmungen der untersuchten Hersteller «schwerwiegende Transparenzmängel» auf.
Die Datenschutzbestimmungen seien vor allem deshalb für Verbraucher nicht nachvollziehbar, weil sie für eine Vielzahl von Diensten und Nutzungsprozessen gelten sollen. Sich vor einem Kauf über den Datenschutz des Anbieter zu informieren - etwa über dessen Website - sei praktisch unmöglich, bemängelt das Bundeskartellamt.
Teils kann man der Sammelei und Verwendung von Daten widersprechen, am besten gleich bei der Ersteinrichtung des Geräts. «Das hat keinen Einfluss auf die anderen Funktionen, auch wenn das von den Herstellern suggeriert wird», weiss Ulrike Kuhlmann. Sollte später ein Dienst tatsächlich nicht funktionieren, liesse sich der Datenzugriff im Nachhinein wieder über die Einstellungen erlauben.