ETH Zürich 28.06.2021, 05:22 Uhr

Kulturstätte und Pionierbau aus dem 3D-Drucker

Ein 23 Meter hoher Turm aus 3D-​gedrucktem Beton soll eine Kulturstätte im Dorf Mulegns am Julierpass werden. ETH-​Architekten und -​Ingenieure entwarfen und planen ihn. Im Frühling 2022 soll der Bau beginnen. Roboter drucken dabei die Bauteile des Turmes vor Ort.
Innenansicht Foyer des Weissen Turms Mulegns
(Quelle: Hansmeyer/Dillenburger)
Das Dorf Mulegns liegt an der Julierpassstrasse und hat noch sechzehn Einwohnerinnen und Einwohner. Jetzt soll die Kultur einziehen und den Ort neu beleben. Diesen Plan verfolgt Giovanni Netzer, Theaterintendant und Gründer des Origen-​Kulturfestivals. Seine Stiftung liess dafür eine alte Villa verschieben, nahm ein Hotel wieder in Betrieb und lässt jetzt einen Turm aus weissem Beton drucken.

Digitale Bautechnologie im Bergdorf

Entworfen und geplant haben den «Weissen Turm» ETH-​Professor Benjamin Dillenburger und Michael Hansmeyer aus der Forschungsgruppe Digitale Bautechnologien zusammen mit der Origen Stiftung. Nun hat die Stiftung das Projekt in Mulegns erstmals präsentiert. Persönlich vorstellen liess sich das Projekt auch der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin.
Aussenansicht des geplanten Weissen Turms in Mulegns
Quelle: Hansmeyer/Dillenburger
Der Turm ist 23 Meter hoch und besteht hauptsächlich aus 3D-​gedruckten, organisch geformten, weissen Betonsäulen. Sie tragen vier Etagen, die zwischen vier und acht Metern hoch sind. Ganz oben bilden sie eine Kuppel und umrahmen eine Bühne, auf der Theater, Tanz und Konzerte stattfinden sollen.
Das Projekt verbindet Kultur und Wissenschaft. Mit der Zusammenarbeit wolle die ETH die Brücke zwischen Kultur, Forschung und Technologieentwicklung stärken, sagt Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung der ETH Zürich. «Denn neues Wissen entsteht oft dort, wo sich unterschiedliche Disziplinen treffen.»
Der weisse Turm wird zu einem markanten Bau am Julierpass. Er soll optisch an die Bündner Zuckerbäcker-​Tradition erinnern. Zahlreiche Bündner Auswanderer hatten sich im 18. Jahrhundert in Europas Hauptstädten einen Namen als Patissier gemacht, ihre Torten waren filigrane, kleine Zuckertürme mit aufwändiger Verzierung.




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