Hardware
19.01.2023, 09:28 Uhr
Server-Parade mit Intels neuem Xeon-Prozessor
Der Chipriese Intel hat die vierte Generation seiner Xeon-Prozessoren lanciert. Auf den Fuss der Bekanntgabe folgen die grossen Server-Hersteller mit Rechnermodellen, darunter Cisco, Dell, HPE und Lenovo.
Intels Xeon-Prozessor der 4. Generation enthält laut Intel mehr eingebaute Akzeleratoren als irgendeine CPU weltweit
(Quelle: Intel)
Nach einigen Verzögerungen hat Intel nun seine neusten Server-Prozessoren auf den Markt gebracht. Der Xeon Scalable Processor der vierten Generation, der unter der Bezeichnung Sapphire Rapids entwickelt wurde, kommt in vielen Varianten daher und verfügt über maximal 60 Prozessorkerne.
Ebenfalls gezeigt wurden Chips der Xeon-CPU-Max-Serie (Entwicklungsname: Sapphire Rapids HBM (High Bandwith Memory)) und Grafikprozessoren, die speziell für den Einsatz in Rechenzentren gedacht sind und folglich von Intel «Data Center GPU Max Series» getauft wurden. Die GPU, die unter der Bezeichnung Ponte Vecchio entwickelt wurden, können untereinander oder mit der Max-CPU verbunden werden, um spezielle Programm- und Netzwerkfunktionen auszulagern.
Die jüngsten Xeon-CPU sollen gemäss Intel eine Verbesserung der allgemeinen Rechenleistung um 53 Prozent gegenüber den Vorgängermodellen bringen. Die Sapphire-Rapids-Produktpallette umfasst insgesamt 52 Modelle. Zu diesen gehören auch spezielle Modelle für flüssigkeitsgekühlte Systeme, für Netzwerkgeräte, Cloud-Server sowie für HPC- (High-Performance Computing) und HCI-Systeme (Hyperconverged Infrastructure). Es scheint, als gäbe es quasi für jede Arbeitslast das passende, spezialisierte Chip-Modell.
Akzeleratoren für spezifische Aufgaben
Um die doch recht Aufgaben-spezifischen Prozessoren bereitstellen zu können, baut Intel ähnlich wie Konkurrentin AMD auf spezielle Beschleunigungsbausteine, sogenannte Akzeleratoren. Diese sollen Aufgaben wie Komprimierung, Verschlüsselung, Datenzugriff, -austausch und -analyse mit mehr Leistung erledigen und damit schneller ausführen können als bisher.
Die Prozessoren lassen sich dabei auch durch ein sogenanntes Pay-as-you-go-Modell erstehen. Das heisst, dass bei Bedarf von speziellen Akzeleratoren, diese nachträglich durch einen Aufpreis freigeschaltet werden können.
Grosse Server-Parade von Hardware-Herstellern
Die Hardware-Industrie hat derweil schon Server vorgestellt, die auf Intels Viertgeneration-Xeon basieren. So haben Cisco, Dell, HPE und Lenovo Rechner mit Sapphire-Rapids-CPU ins Programm aufgenommen, die in der Regel die Aufgabenvielfalt, die mit den jüngsten Xeon-Scalable-Prozessoren möglich ist, auch abbilden.
Basierend auf den von Intel vorgestellten Halbleitern hat Cisco zwei neue High-End-Server der X-Serie vorgestellt. Es handelt sich dabei um den UCS X410c M7 mit vier Prozessorsockeln und den Zwei-Sockel-Server UCS X 210 M7. Daneben führt der Netzwerkriese auch weniger leistungsstarke Rack-Server der C-Serie ein, und zwar den eine Einheit im Serverschrank einnehmenden (1U) UCS C220 und das 2U-Modell UCS C240. Darüber hinaus wird Cisco Prozessoren der Intel-Data-Center-GPU-Serie in die Fabric-Technologie der UCS-X-Serie integrieren, um rechenintensive Workloads zu unterstützen.
Dell wiederum hat diverse Server seiner PowerEdge-Serie mit den jüngsten Xeon-Chips bestückt und spricht grundsätzlich von einer Verdreifachung der Leistung gegenüber der vorherigen, 14. PowerEdge-Generation, die mit Intels Vorgänger-Modell des Xeon-Prozessors bestückt waren.
Trotz dieses Leistungszuwachs, will Dell den Energieverbrauch der Systeme in Schach halten, und zwar durch das sogenannte «Smart Flow», das Teil der «Smart Cooling»-Suite des Herstellers ist. Damit lasse sich die Luftzirkulation in den Servern erhöhen bei gleichzeitiger Reduktion des Stromverbrauchs der Ventilatoren um 52 Prozent.
Zu den gezeigten Geräten von Dell gehören PowerEdge HS5620 und HS5610. Beide Modelle richten sich an Cloud-Dienstleister, die grössere Rechenzentren betreiben, und verfügen über zwei CPU-Sockel. Sie werden in ein und zwei Gehäuseeinheiten (1U und 2U) geliefert und sind gemäss Dell ab April 2023 weltweit erhältlich. Schon früher, nämlich ab Februar 2023, ist dagegen der PowerEdge R760 zu haben. Dieses System soll besonders KI-Anwendungen Beine machen. Dell spricht von einer bis zu 2,9-fachen Beschleunigung. Zudem soll der Server 20 Prozent mehr VDI-Anwender (Virtual Desktop Infrastructure) und 50 Prozent mehr SAP-Nutzer beherbergen können als Systeme der Vorgängergeneration.
Hewlett-Packard Enterprise (HPE) springt ebenfalls auf den Xeon-Scalable-Zug auf und präsentiert ProLiant-Server der 11. Generation mit dem Intel-Chip, nachdem der Hersteller Ende 2022 bereits ProLiant-Modelle mit AMD-Chips bestückt hatte. Konkret wurden die Modelle ProLiant DL320 Gen11, DL360, DL380 für den Serverschrank und das Tower-Modell ProLIant ML350 Gen11 gezeigt.
Während die letzten drei Varianten Updates sind, stösst der DL320 neu zur Familie. Dabei handelt sich laut HPE um ein kostengünstiges Einsteigermodell, das vor allem in Aussenstellen von Firmen zum Einsatz kommen und der Verabeitung von Daten dienen soll, die am Netzwerkrand anfallen (Edge-centric Computing).
Lenovo seinerseits hat gleich 25 Systeme vorgestellt, die auf dem Intel-Prozessor basieren, darunter ThinkSystem-Server, HCI-Systeme des Typs ThinkAgile und ThinkEdge-Rechner. Eines der Flaggschiffe dürfte dabei das ThinkSystem SR850 V3 sein, das für intensive Arbeitslasten ausgelegt ist und über vier CPU-Sockel verfügt sowie zwei Gehäuseeinheiten (2U) im Serverschrank beansprucht.
Nennenswert sind daneben auch die beiden Server ThinkSystem SD650 V3 und SD650-I V3. Diese werden wassergekühlt, und zwar unter Zuhilfenahme der fünften Generation der «Neptune Direct Water Cooling» Technologie. Gemäss Lenovo soll mit diesen Systemen der Stromverbrauch um bis zu 40 Prozent reduziert werden können.