Hightech im Zürcher Untergrund

Grosser Datenstrom

Während der Roboter im Beisein von Fankhauser und Hutter noch etwas weiterpatrouilliert, gehe ich zurück zur Schachtöffnung und steige nach oben, wo unter einem weissen Zelt zwei ETH-Assistenten auf einer Festbank sitzen, den Blick auf ihren Laptop gerichtet.
Ein Stromgenerator brummt, ein Router blinkt, und von der Durchfahrtstrasse her blickt manch ein Velofahrer verwundert auf das Geschehen rund um den offenen Schachtdeckel am Strassenrand. Über die Schultern der Forscher sehe ich einen fast unaufhörlichen Datenstrom über den Bildschirm fliessen. Auf einem externen Bildschirm sind dank modernster 3D- und Lasertechnologie Livebilder vom Roboter im Untergrund zu sehen.
Als Fankhauser nach oben funkt, dass der Roboter mit einem Fuss die Wand des Kanals berühren soll, sind die ETH-Mitarbeiter gefordert. Denn die verwendete Software ist dafür nicht vorprogrammiert. Kurzerhand verwenden sie einen Algorithmus, der ursprünglich programmiert wurde, um Anymal das Händeschütteln beizubringen. Damit der Roboter nicht mit voller Wucht gegen die Wand schlägt, müssen die Forscher die Parameter anpassen – es handelt sich in diesem Fall um den Winkel, mit dem der Roboter das Bein anheben soll. «100», tippt einer der Mitarbeiter, dann erhöht er den Wert kontinuierlich. Bei 180 passt es perfekt, das Manöver klappt.
Nun verlassen auch Fankhauser und Hutter die kühlnasse Kanalisation zugunsten der warmen Herbstsonne. Ihre Gesichtszüge entspannen sich, als sie sich ihrer leuchtenden Überkleider entledigen. «Der Roboter war nonstop im Einsatz und hat eine Menge Daten gesammelt», sagt Fankhauser, während er die langen Gummistiefel losknotet und sich aus dem Overall befreit. Auch Professor Hutter ist zufrieden. «Alle Teams nehmen ein grosses Datenset nach Hause, mit dem wir weiterforschen können.» Man ist dem Ziel, dass der Roboter auch bei anspruchsvollen Bedingungen unter der Erde funktioniert, einen Schritt näher gekommen. Noch ist die Arbeit aber nicht getan, im Gegenteil: Rund 500 000 Messungen pro Sekunde hat der Roboter an diesem Tag aufgezeichnet. «Das reicht für ein halbes Jahr Arbeit», sagt Fankhauser und lacht.
Dieser Artikel erschien zunächst auf ETH-News.

Autor(in) Andres Eberhard, ETH-News




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