Business Solutions
12.04.2019, 07:41 Uhr
Cloud bringt Durchbruch für Videokonferenzen
Cloud-basierte Videokonferenz-Lösungen erleichtern die Teamarbeit und sorgen für Kosteneinsparungen aufgrund geringer Hardware-Investitionen.
Seit vielen Jahren schon wird Videokonferenzen der Durchbruch vorhergesagt - nun scheint es wirklich so weit zu sein. Laut Digitalverband Bitkom führte 2018 jedes zweite Unternehmen Online-Meetings und Videokonferenzen durch. Im Jahr davor waren es noch 40 Prozent. "Die Art und Weise, wie Unternehmen operieren und die Mitarbeiter zusammenarbeiten, hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert", sagt auch Paul Scholey, VP International Sales von BlueJeans, einem Anbieter einer cloud-basierten Videokonferenz-Lösung.
Bitkom zufolge lassen mittlerweile vier von zehn Arbeitgebern ihre Mitarbeiter ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten. Statt Präsenzmeetings favorisieren deshalb immer mehr Firmen Videokonferenzen. Darüber hinaus tätigen immer mehr private Anwender Videoanrufe via Facetime von Apple, Duo sowie Hangouts von Google oder auch die Videochat-Funktion von WhatsApp. Damit sinkt die Scheu, Videotelefonie auch im professionellen Umfeld anzuwenden. BlueJeans zufolge wird der globale Markt für Videokonferenzen bis 2025 auf 8,9 Milliarden US-Dollar anwachsen.
Günstiger aus der Cloud
Ein Treiber für diese Entwicklung ist auch das mittlerweile deutlich breitere Angebot an Videokonferenz-Lösungen: Neben den zum Teil sehr hochpreisigen Telepresence-Installationen für die Chefetagen internationaler Konzerne gibt es immer mehr Angebote aus der Cloud, für die meist der ohnehin vorhandene Computer genutzt werden kann - ergänzt um Webcam, Mikrofon und Lautsprecher/Headset. Wichtig ist auch, dass der Arbeitsplatz in der Bandbreite des LANs gut aufgestellt ist. Beim Anbieter Lifesize ist zudem eine Kamera Voraussetzung, die Icon, in der auch der Codec integriert ist.
Die Preise und Angebote der Dienste variieren deutlich, wie die folgenden Beispiele zeigen: Bei BlueJeans etwa beginnen die Preise bei 13,99 Euro pro Nutzer und Monat. Auch bei Fuze fällt eine monatliche Grundgebühr pro Nutzer an, die nach Mengenrabatten gestaffelt ist. Die Lizenz umfasst entweder Collaboration (Chat und Video) oder Telefonie oder eine Kombination aus beidem. "Jeder User kann beliebig viele Geräte mit seinem Account verbinden", erklärt Roland Lunck, Regional Vice President Germany bei Fuze. Die Preise der Icon von Lifesize beginnen bei gut 3.000 Euro - dazu kommen Lizenzgebühren für die Nutzung der Software.
Weitere Vorteile von Videokonferenzen
Neben den deutlich geringeren Hardware-Investitionen haben Videokonferenzen as a Service (VaaS) weitere Vorteile: Die Monatspauschalen enthalten meist auch die Wartung. Und neben der reinen Videokonferenz-Lösung sind häufig auch Telefonie, Messaging und Filesharing integriert. Via App lassen sich zudem mobile Endgeräte einbinden. "Wenn einer unserer Kunden unser System neu einführt, sehen wir erst einen Anstieg von Telefonie und Chats, was dann aber schnell absinkt. Dafür nimmt dann Video-Conferencing extrem zu", so Lunck.
Für VaaS spricht laut Markus Schubert, Vertriebsspezialist beim Systemhaus Hecom TK + IT, auch die geringere Bandbreite, die dafür nötig ist. Bei lokalen Lösungen müsse die Bandbreite für alle Teilnehmer einer Konferenz gewährleistet sein, während bei Cloud-Lösungen nur je ein Kanal pro Teilnehmer nötig sei. Die Mindestbandbreite pro Kanal beziffern die Anbieter jedoch unterschiedlich: Lifesize nennt 2 MBit/s, Fuze nur 300 KBit/s. BlueJeans gibt eine Spitzen-Bandbreitenauslastung bei Nutzung von Content, Audio und Video von 4,5 MBit/s an.
Fazit
Lange Jahre dümpelte der Markt für Videokonferenzen vor sich hin. Das lag an den zum Teil horrenden Investitionen, die nötig waren. Häufig reichte auch die Internetbandbreite dafür nicht aus. Und viele Mitarbeiter hatten eine grundsätzliche Scheu vor Videokonferenzen. Nun allerdings steigt die Akzeptanz für Videokonferenzen beständig - und dank deutlich preisgünstigerer Systeme aus der Cloud sind die Investitionen auch für kleinere Unternehmen überschaubar geworden.
Interview mit Markus Schubert von Hecom TK +IT
Markus Schubert, Vertriebsspezialist bei Hecom TK + IT in Ludwigshafen, registriert ein wachsendes Interesse an Videokonferenzen aus der Cloud.
Welche Vorteile haben die Cloud-Lösungen gegenüber On-Premise-Systemen?
Markus Schubert: Eine On-Premise-Lösung kostet mehrere Tausend Euro nur für Hard- und Software. Dazu kommen laufende Kosten für Service und Wartung. Der Meetingraum einer Cloud-Lösung kostet 100 bis 200 Euro pro Monat.
Markus Schubert: Eine On-Premise-Lösung kostet mehrere Tausend Euro nur für Hard- und Software. Dazu kommen laufende Kosten für Service und Wartung. Der Meetingraum einer Cloud-Lösung kostet 100 bis 200 Euro pro Monat.
Gibt es auch Nachteile von Videokonferenzen as a Service im Vergleich zu On-Premise-Lösungen?
Schubert: Für Unternehmen, die höchsten Wert auf Datenschutz legen, sind Videokonferenzen as a Service aus der öffentlichen Cloud nicht geeignet - schliesslich haben sie keine Kontrolle über die Server, die dort stehen. Für Banken kommen sie deshalb beispielsweise nicht infrage. Für solche Kunden bieten wir alternativ datenschutzkonformes VaaS in einem Tier-IV-Rechenzentrum in Deutschland an.
Schubert: Für Unternehmen, die höchsten Wert auf Datenschutz legen, sind Videokonferenzen as a Service aus der öffentlichen Cloud nicht geeignet - schliesslich haben sie keine Kontrolle über die Server, die dort stehen. Für Banken kommen sie deshalb beispielsweise nicht infrage. Für solche Kunden bieten wir alternativ datenschutzkonformes VaaS in einem Tier-IV-Rechenzentrum in Deutschland an.
Markus Schubert, Vertriebsspezialist bei Hecom TK + IT
Quelle: Hecom TK + IT
Schafft VaaS jetzt denn Durchbruch?
Schubert: Ganz langsam kommt das Thema an. Vielleicht sind die Anwender in Deutschland auch konservativer und nehmen immer noch am liebsten den Telefonhörer in die Hand und möchten sich nicht unbedingt zeigen. Dabei kann man Themen viel besser besprechen, wenn man auch das Gesicht seines Gegenübers sieht. Wir haben etwa momentan einen Interessenten, der Dolmetscher für seltene Sprachen ist. Der sagt, er kann keine Telefonkonferenzen übersetzen, da in manchen Sprachen ein Wort verschiedene Bedeutungen hat - die letztlich nur dann erkannt werden können, wenn er auch die Mimik des Sprechers sieht.
Schubert: Ganz langsam kommt das Thema an. Vielleicht sind die Anwender in Deutschland auch konservativer und nehmen immer noch am liebsten den Telefonhörer in die Hand und möchten sich nicht unbedingt zeigen. Dabei kann man Themen viel besser besprechen, wenn man auch das Gesicht seines Gegenübers sieht. Wir haben etwa momentan einen Interessenten, der Dolmetscher für seltene Sprachen ist. Der sagt, er kann keine Telefonkonferenzen übersetzen, da in manchen Sprachen ein Wort verschiedene Bedeutungen hat - die letztlich nur dann erkannt werden können, wenn er auch die Mimik des Sprechers sieht.
Aktuell bemerken wir anhand der Anfragen einen hohen Bedarf an Video-Cloud-Lösungen. Es ist ganz klar ein Trend von On-Premise- hin zu Video-Cloud-Lösungen wahrnehmbar. Ich denke, dass sich in Zukunft nur noch Video-Cloud-Lösungen erfolgreich am Markt etablieren können.
Gibt es bestimmte Branchen, die Videokonferenzen gegenüber aufgeschlossener sind?
Schubert: Gross ist das Interesse im Bereich Telemedizin, allerdings müssen die gesetzlichen Vorgaben wie Datenschutz oder Abrechnungssysteme noch final geklärt werden.
Schubert: Gross ist das Interesse im Bereich Telemedizin, allerdings müssen die gesetzlichen Vorgaben wie Datenschutz oder Abrechnungssysteme noch final geklärt werden.