Highlights der CeBIT 2016 14.03.2016, 22:56 Uhr

Cyborgs, Roboter, Drohnen, Implantate und Avatare

Die CeBIT zeigt, wie Firmen die digitale Transformation erfolgreich meistern: mit innovativen Ideen, neuen Technologien und vielversprechenden Geschäftsmodelle. Einige der Highlights.
(Quelle: Deutsche Messe)
Am Montag hat mit der CeBIT die grösste ITK-Messe der Welt ihre Tore geöffnet. 3.300 Aussteller aus 70 Ländern sind vor Ort. Das offizielle Partnerland ist in diesem Jahr die Schweiz. com! professional hatte am Sonntag bereits Gelegenheit, einige der Messe-Highlights in Augenschein zu nehmen.
Neuer Hindernis-Parcour: Wettkampfdrohne auf der CeBIT in Halle 16.
"Die Drohnen haben wir erst kurzfristig, vor zwei Monaten, ins Programm aufgenommen", sagt Oliver Frese von der Messeleitung. In Zeiten der digitalen Transformation müsse man eben schnell und flexibel sein. In Halle 16 auf dem Messegelände hat die CeBIT einen Hindernis-Parcour aufgebaut, auf dem Flugdrohnenrennen stattfinden sollen. Zuschauer werden durch ein Sicherheitsnetz vor ausser Kontrolle geratenen Flugobjekten geschützt.
Die Wettrennen führt die Messe zusammen mit den im Juni 2015 gegründeten Dronemasters aus Berlin durch. Im Fokus stehen jedoch Business-Anwendungen. Frank Wernecke, Gründer und CEO der Dronemasters, hat sich der automatisierten Mobilität zu Lande, zu Wasser und in der Luft verschrieben. Länder wie Deutschland  und die Schweiz müssten die neuen Technologietrends aktiv mitgestalten, und zwar aus dem Cockpit, nicht aus der Fahrgastkabine, betont Wernecke. Besonderes Potenzial für Drohneneinsätze sieht er in der Foto- und Messtechnik und im Warentransport.

Roboter Pepper: Umsatz um 20% gestiegen

Kleiner Star: Der Held des Tages war der soziale humanoide Roboter Pepper.
Roboter Pepper war bereits am Sonntag der Held des Nachmittags und der Liebling der Journalisten. Pepper von der Firma Aldebaran/Softbank Robotics (CeBIT Halle 8) ist der erste soziale humanoide Roboter, der menschliches Verhalten versteht, der spricht und Emotionen deutet.
Pepper ist bislang nur in Japan erhältlich und wurde dort bereits 11.000 Mal verkauft. Dort berät er in Geschäften und Kaufhäusern die Kunden, empfiehlt Produkte und führt sogar Big-Data-Analysen in Echtzeit durch. In einigen Filialen soll der Umsatz um 20 Prozent gestiegen sein. Die technikverrückten Japaner kommen, nur um Pepper zu sehen. Auch der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé setzt in seinen japanischen Filialen 1.000 der Verkaufsroboter ein.
In Europa laufen einige Pilotprojekte. Der für europäische Märkte anvisierte Verkaufspreis liegt bei etwa 20.000 Euro. Pepper soll das menschliche Personal vor allem von kommunikativen Routineaufgaben entlasten, wie etwa Kunden zu begrüssen und ihnen den Weg zu weisen. Marktpotenzial sieht der Hersteller Aldebaran/Softbank Robotics nicht nur im Verkauf, sondern auch im Hotelgewerbe.

Smarte Implantate per Spritze

Der provozierendste Mann des Nachmittags war sicher Patrick Kramer von Digiwell (Halle 8). Kramers Firma stellt smarte Implantate her und schiesst sie Leuten mit einer Spritze unter die Haut. Zusammen mit der skandinavischen Airline SAS erprobt Digiwell gerade das automatisierte Boarding beim Abflug. Denkbar ist aber auch, Rechnungen in Bitcoins zukünftig mit einer Handbewegung zu bezahlen oder die verschlossene Bürotür zu öffnen statt mit einem Schlüssel mit einem Implantat.
Patrick Kramer provoziert: Den Manager leitet die Vision, dass der Mensch ein Teil der Internet-Cloud wird.
In drei bis vier Jahren will Kramer smarte Implantate herstellen, die sich mit der Cloud vernetzen können. In 10 bis 15 Jahren stehen für ihn smarte Gehirnimplantate auf der Agenda, aber das sei bislang eine Vision, betont er. "Uns leitet die Vorstellung, dass der Mensch ein Teil der Internet-Cloud wird", so Kramer. Junge Menschen stünden dem sehr aufgeschlossen gegenüber, die mittlere Generation zögere, und bei den Älteren sei meist nichts zu holen - der typische Generationensplit. Auf der CeBIT präsentiert der Digiwell-Chef die neueste Version seines smarten RFID-NFC-Implantats.

Shopping-Avatare von HPE

Hewlett Packard Enterprise (HPE) zeigt auf der CeBIT einen Prototypen seiner Avatar-Plattform. Eigentlich untypisch für HPE, aber sehr vielversprechend: Kernstück der Lösung ist ein 3D-Raum, in dem 50 Kameras - sogenannte Body Scanner - in sieben Minuten einen exakten Stellvertreter (Avatar) mit den Live-Körperproportionen erstellen. Das kann jeder, der sieben Minuten Zeit hat, in Halle 4 selbst ausprobieren.
Volkhard Bregulla von HPE sieht besonders im Mode-Online-Handel ein grosses Potenzial. Die Branche leide unter der hohen Zahl von Rücksendungen, weil die Kleidungsstücke nicht richtig passen oder dem Kunden die Farbe nicht gefällt. Der Einkauf mit Avataren, also einer virtuellen Anprobe, könne die Rücksendungsquote deutlich senken und die Umsätze steigern, ist Bregulla überzeugt. Der 3D-Scanner soll 175.000 Euro kosten. An der Entwicklung beteiligt waren die Firmen Doob (3D-Technologie), Quantum Matrix (3D-Animation) und Physan (Digital Clothing).

Direktangriffe auf Banken und Sicherheit durch Bodycams

Kaspersky warnt auf der Messe vor sogenannten "Advanced Persistent Threats". Banken und Unternehmen würden nicht mehr über ihre Kunden/Mitarbeiter, sondern immer öfter direkt attackiert. Als Antwort auf diese aggressive, zielgerichtete Form von Cyberattacken hat Kaspersky seine "Anti Targeted Attack Platform" entwickelt, und stellt sie auf der Messe vor.
Das Internet of Things (IoT) - so das düstere Motto des Sicherheitsspezialisten, sei eigentlich ein Internet of Threats. Advanced Persistent Threats machten zwar nur 1 Prozent alles Angriffe aus, seien aber extrem gefährlich.

Vernetzte Bodycams

Vernetzte Zukunft: Polizisten tragen vernetzte Bodycams und sollen so die Sicherheit auf Konzerten und Fussballspielen erhöhen.
Ebenfalls um das Dauerthema Sicherheit ging es am Stand von Vodafone. Der deutsche Telekommunikationsanbieter will Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrleute mit einer vernetzten Bodycam ausstatten. Damit liesse sich zum Beispiel auf Grossveranstaltungen wie Fussballspielen oder Konzerten die öffentliche Sicherheit erhöhen.
Die mit dem Kameras aufgenommenen Bilder werden in Echtzeit in die Zentrale übertragen, wodurch die Einsatzleitung oder die Staatsanwaltschaft entsprechende Massnahmen ergreifen kann. Die Lösung sei beweissicher und gerichtsfest, beteuert Vodafone. Zum Einsatz kommen die Motorola Solutions Bodycam Si500 und das Vodafone LTE-Netz.



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