Technologie
04.10.2023, 09:57 Uhr
Klimaschutz bei Apple: „Greenwashing“ oder „harte Arbeit“?
Kaum ein anderer Konzern versteht so viel von Marketing wie Apple. Auch bei der Verkündung von Umweltzielen steht daher der Marketingverdacht im Raum. Konzernchef Cook hält Greenwashing für verwerflich.
Das europäische Rechenzentrum von Apple in Dänemark wird zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben.
(Quelle: Christoph Dernbach/dpa)
Apple-Chef Tim Cook hat eine beeindruckende wirtschaftliche Bilanz vorzuweisen. Seit er im August 2011 die Nachfolge von Steve Jobs angetreten hat, hat sich der Börsenwert des Konzerns verachtfacht. Doch der Zahlenmensch Cook hat zwei weitere Ziele ins Visier genommen, die nicht direkt mit den Börsenkursen zu tun haben, sondern die Umweltfreundlichkeit des Konzerns betreffen.
Zum einen hat Cook dem Unternehmen verordnet, mit seinen Büros, Ladengeschäften und Produktionsstätten klimaneutral zu werden. Dieser Wert wurde nach Angaben von Apple-Nachhaltigkeits-Chefin Lisa Jackson bereits 2020 erreicht. Das zweite Ziel ist jedoch deutlich anspruchsvoller: Bis zum Jahr 2030 will der iPhone-Hersteller komplett klimaneutral sein.
Dieses Versprechen umfasst nicht nur den Betrieb bei Apple selbst, sondern die komplette Zulieferkette sowie den ökologischen Fussabdruck der Apple-Produkte. Dabei wird auch der Stromverbrauch der Geräte berücksichtigt, der bei der täglichen Nutzung anfällt. Die ersten Produkte, bei denen dieses Ziel erreicht wird, sind die beiden neuen Apple-Watch-Modelle, zumindest in Kombination mit bestimmten umweltfreundlichen Armbändern.
Keine grössere Krise als Klimawandel
In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur begründete Cook die Umweltpolitik von Apple mit den negativen Folgen der globalen Erderwärmung. "Es gibt wohl keine grössere Krise als den Klimawandel. Man muss sich dafür nicht nur die Dürren, die Waldbrände und die Hitze in diesem Sommer anschauen", sagte Cook in Thisted in der dänischen Region Nordjylland. Der US-Konzern betreibt dort zusammen mit einem dänischen Partner einen Solarpark.
"All diese Ereignisse erinnern uns ständig daran, wie wichtig der Klimaschutz ist." Daher sei es auch im besten Interesse der Aktionäre, dass sich Unternehmen wie Apple mit dem Klimawandel befassten. Cook betonte, bei der Umweltpolitik seines Konzerns handele es sich nicht um eine Marketing-Massnahme oder sogenanntes Greenwashing, also den Versuch, sich in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gebe. "Ich halte Greenwashing für verwerflich. Wenn Sie sich ansehen, was wir tun, dann ist das harte Arbeit."
Als Beispiel für die Klimaschutz-Aktivitäten von Apple nannte Cook den Solarpark in Thisted, der das europäische Rechenzentrum von Apple in Viborg mit Strom versorgt. Cook betonte auch, dass Apple bereits 30 Prozent der Bauteile der Apple Watch aus recycelten Materialien herstelle und dass das Unternehmen seine Verpackungen verkleinere und bis zum nächsten Jahr alle Kunststoffe aus den Verpackungen entfernen werde.
Diese Bemühungen werden auch von Umweltschutzorganisationen anerkannt. Das war nicht immer so: Nach der Vorstellung des ersten iPhone 2007 beschwerten sich die Experten von Greenpeace, dass Apple damals den umstrittenen Kunststoff PVC verwendet hatte. Die Greenpeace-Chemiker entdeckten ausserdem Bromide, die bei Verbrennung giftige Dioxine freisetzen können. Auf diese umweltfeindlichen Inhaltstoffe verzichtet Apple aber schon seit über zwölf Jahren.
2014 wurden auch die Klimaziele von Apple für 2020 und 2030 formuliert. Bei der jüngsten Untersuchung der Klimaversprechen grosser Konzerne durch den Thinktank New Climate Institute und die Umweltorganisation Carbon Market Watch erzielte Apple hinter der dänischen Reederei Maersk die besten Noten, deutlich vor Konzernen wie Amazon, Volkswagen, Mercedes-Benz, Deutscher Telekom und Samsung. Allerdings konnten die Autoren der Studie "Corporate Climate Responsibility Monitor 2023" nicht sämtliche Berechnungen von Apple im Detail nachvollziehen. Ausserdem bekommt der grosse Apple-Zulieferer Foxconn schlechte Noten.