Marketing-Guru Scott Galloway
26.03.2018, 11:01 Uhr
"3D-Druck ist lächerlich, VR ist eine Enttäuschung"
Scott Galloway ist Marketing-Professor an der New York University Stern School of Business und bekannt für seine Anti-GAFA-Haltung. Auf den Online Marketing Rockstars provozierte er in bekannter Manier und prophezeite Amazons nächste Zukäufe.
Scott Galloway, Marketing-Professor an der New York University Stern School of Business
(Quelle: YouTube/L2inc)
Gegen die grossen US-Konzerne zu bashen, ist erst einmal leicht. Man muss seine Anti-Haltung dann aber auch belegen können - und das kann Scott Galloway, Marketing-Professor an der New York University Stern School of Business und gern gesehener Speaker auf Digital-Events wie jüngst den Online Marketing Rockstars.
Dort forderte er eine Zerschlagung der Konzerne wie Google, Amazon oder Facebook. Als Monopolisten würden sie Innovation und Fortschritt verhindern, ihre Gewinne gingen zu Lasten kleinerer Unternehmen und zudem würden sie kaum Steuern zahlen. "In den vergangenen drei Monaten hat Amazon seinen Börsenwert um den Gesamtwert von Walmart vergrössert. Trotz der Tatsache, dass Amazon in den vergangenen zehn Jahren 1,4 Milliarden Steuern gezahlt hat und Walmart 64 Milliarden", so der Wissenschaftler und Autor. Unerwähnt blieb jedoch, dass Amazon angesichts hoher Investitionen in den vergangenen Jahren auch nur sehr geringe Gewinne verzeichnet hat.
"Instagram ist die mächtigste Plattform der Welt"
Galloway stand 2016 schon einmal auf der Bühne der Hamburger Rockstars. Dort traf er Vorhersagen, die er nun auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfte. So prognostizierte er damals, Amazon würde ins stationäre Handelsgeschäft einsteigen und entsprechende Übernahmen aus dem "Brick and Mortar"-Geschäft tätigen. Tatsächlich kaufte Amazon dann im Juni 2017 Whole Foods. Auch für 2018 erwartet Galloway Zukäufe, er hält Übernahmen von Carrefour, französisches Unternehmen im Einzelhandel und Grosshandel, oder Nordstrom, eine US-amerikanische Kaufhaus- und Versandhauskette, für wahrscheinlich.
Ansonsten mangelte es nicht an pointierten, provokanten Thesen: Eine der grossen Enttäuschungen ist für den Marketing-Guru Snapchat - "die mächtigste Plattform der Welt" im Moment Instagram. Grundsätzlich aber seien Soziale Netzwerke "der Sauerstoff oder das Öl für Fake News". Weitere Spitzen: "Chatbots werden überbewertet, Virtual Reality (VR) ist eine Enttäuschung und 3D-Druck lächerlich", so der NYU-Professor. "Die USA hat ausserdem längst ihren eigenen 3D-Drucker. Er heisst China."
Interessant wird für Galloway noch Walt Disney's Rolle auf dem Streaming-Markt. Im vergangenen Jahr kaufte das Unternehmen Anteile von 21st Century Fox - Walt Disney sei damit der einzige klassische Player, der Amazon und Netflix gefährlich werden kann.
Abschliessend plädierte Scott Galloway noch an Europa: Die USA hätten es versäumt, die Macht der GAFAs zu begrenzen. "Wir brauchen einen D-Day aus Europa. Europa, wir brauchen dich", so sein Fazit.