Stand der Digitalisierung bei Schweizer KMU
Die Grösse ist entscheidend
Umsatzstarke Unternehmen sind Vorreiter
«Size matters» – zumindest wenn es darum geht, neue Technologien für das eigene Geschäft einzusetzen: Laut der EY-Studie nutzen beinahe drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) mit einem Umsatz über 100 Millionen Franken digitale Technologien. Bei Unternehmen mit einem Umsatz unter 30 Millionen Franken dagegen sagt nur knapp jedes Fünfte (21 Prozent), digitale Technologien hätten eine sehr grosse Bedeutung.
Digitale Technologien sind für die Geschäftsmodelle von Grossunternehmen im Durchschnitt deutlich bedeutsamer als für die Geschäftsmodelle kleinerer Unternehmen: Während mehr als sieben von zehn Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Millionen CHF (73 Prozent) digitalen Technologien eine mittelgrosse bis sehr grosse Bedeutung zumessen, liegt der Anteil bei kleineren Unternehmen bei nur 55 Prozent © EY Schweiz
Ceccon ruft daher auch die kleineren Unternehmen auf, offen für die Digitalisierung zu sein, sich neue Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen und in entsprechende Technologien zu investieren, denn sonst drohe eine gefährliche Abwärtsspirale. «Auch Betriebe mit 100 oder 200 Mitarbeitenden können Lieferketten optimieren, Kundenbeziehungen intensivieren oder Produkte individualisieren. Sie werden so flexibler und sparen Geld, Zeit und Ressourcen. Kooperationen sind wichtig, nicht nur wenn im Betrieb das Geld oder das Wissen für eigene digitale Lösungen fehlt. Die Unternehmen müssen ein digitales Ökosystem mit Partnern aufbauen. Dies bedeutet mehr und mehr auch anorganisches Wachstum.»
Neben einer Zunahme der Kooperationen rechnet Ceccon auch damit, dass die Zahl der spezialisierten digitalen Lösungsanbieter in den kommenden Jahren massiv zunehmen wird. «Es besteht noch viel Luft nach oben für digitale Lösungen als Baukastensysteme. So können kleinere Unternehmen, die keiner eigenen Lösung bedürfen, auf offene Plattformen zurückgreifen und diese in ihre Prozesse einbauen. Wir werden in Zukunft vermehrt solche Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen auf dem Markt sehen.»
Kein Röstigraben
Bei der Digitalisierung ist in der Schweiz kein Röstigraben erkennbar. Die Umfrage zeigt, dass der Digitalisierung von Genf bis Romanshorn beinahe der gleiche Stellenwert zugemessen wird. Auch die von EY Schweiz und vielen anderen Organisationen unterstützte Standortinitia¬tive für Digitalisierung und Innovation, digitalswitzerland, setzt sich zum Ziel, dass digitale Strategien, Businessmodelle und Technologien in der ganzen Schweiz Verbreitung finden, vor allem auch durch die Förderung von Start-Ups. Ein im Vergleich unausgeglichenes Bild bezüglich regionaler Verteilung zeigt die gleichzeitig in Deutschland durchgeführte Befragung: Im Nordosten des Landes ist der Anteil der Unternehmen, welche die Digitalisierung als sehr wichtig für ihr Geschäft bezeichnet, sechs Mal tiefer als im Südwesten.
Die Bedeutung der einzelnen Technologien und Anwendungsgebiete ist gemäss der Umfrage in der Schweiz durchgehend gestiegen. Vor allem Kundenbeziehungen werden von den befragten Unternehmen inzwischen digital organisiert. 69 Prozent der Unternehmen nutzen dafür digitale Technologien. Mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets werden inzwischen von 54 Prozent der Unternehmen eingesetzt, sei es für die Arbeit ihrer Mitarbeitenden oder den Vertrieb der Produkte. Bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen verkauft zudem Produkte online, der Anteil stieg von 44 auf 52 Prozent.