Software-Trends: Mit dem Container durch die Schweiz

Containerisierung auf dem Vormarsch

Docker ist die Lösung, die dem Container-Gedanken zum Durchbruch verholfen hat und auch in unserem Survey vorne mitmischt. Dabei ist das Konzept von isolierten Prozessen noch aus dem letzten Jahrtausend und auch die Basisfunktionen im Linux-Kernel, die moderne Containerlösungen überhaupt möglich machen, wurden bereits mehrere Jahre vor dem ersten Docker Release eingeführt. Reflektiert wird das bei der Liste verwendeter Plattformen, denn Docker ist auf Rang 3. Gleichzeitig ist die Technologie auf Rang 2 bei den gerne zu nutzenden und den im Unternehmen einzuführenden Plattformen.
Im Grunde sind Container einfache Prozesse, die durch Features im Linux-Kernel eine eigene Umgebung erhalten, ohne virtualisiert zu werden. Der Vorteil liegt darin, dass Prozesse schnell und schlank gestartet werden können und dennoch die Vorteile einer Kapselung wie bei VMs erhalten bleiben. So kann man auf einem Server einfach Hunderte Container starten, was mit virtuellen Maschinen kaum möglich wäre. Das heisst, wenn wir von Containern sprechen, ist generell die Rede von Linux-Prozessen.
Doch für die moderne Cloud reicht das nicht: Über das Starten und Stoppen von Containern hinaus benötigt man eine Lösung, die auf mehrere Server verteilt Container automatisiert managen kann. Stoppen, Starten, Replizieren, Überwachen, Ersetzen etc. – diese Aktivitäten-Kette lässt sich nicht manuell managen. Genau dafür gibt es Orchestrierungs-Tools wie Kubernetes, das in der swiss developer survey ebenfalls zu den Spitzenreitern zählt. Kubernetes befindet sich auf Rang 1 bei «Gerne nutzen» und Rang 3 bei «Einführen». Diese Cloud-zentrische Entwicklung bestätigt sich durch gutes Abschneiden bei der nächsten technischen Ebene darunter. Mit Ansible und Terraform gewinnt auch IaaS an Bedeutung, eine logische Schlussfolgerung aus dem Container-Gedanken. Beide Technologien steigen auf der Wunschliste einzuführender Frameworks hoch ein.

Golang im Aufwind

Der Trend zur Cloud findet sich auch bei den Programmiersprachen: Sowohl Kubernetes als auch Container Runtimes und Build Tools wurden mit der Programmiersprache «Go» (auch Golang) entwickelt. Golang findet sich in den Top 5 sowohl der Sprachen, die Entwickler neu einsetzen möchten, als auch der Sprachen, die Firmen einführen sollten.
Der Vormarsch der Cloud wird weiter durch andere Container-bezogene Technologien wie OpenShift deutlich. Zur Erklärung: Bei OpenShift handelt es sich um eine Enterprise-Distribution für Kubernetes und Container, die erst heuer in die Vorauswahl aufgenommen wurde. Aus dem Stand stieg sie auf Platz 10 der Technologien ein, die Coder gerne nutzen würden. OpenShift schafft für viele Fimen die zentrale Basis einer Private Cloud hinter der eigenen Firewall. Bauen Unternehmen also Container- und Kubernetes-Know-how auf, können sie flexibel auf die Public Clouds setzen oder via OpenShift und ähnliche Lösungen intern entwickeln.

Neues für das Java-Land Schweiz

Ein weiteres Signal dafür, dass die Reise Richtung Container geht, ist Quarkus: Der Umfrage-Neuling taucht gleich an mehreren Stellen auf und ist für das Java-Land Schweiz mit Sicherheit eine relevante Entwicklung. Denn Quarkus ist ein «Kubernetes Native Java Stack», der einem ermöglichen soll, für den Betrieb in Containern optimierte Java-Applikationen bauen zu können. Mit CockroachDB ist ausserdem bei den Datenbanken eine Container-fokussierte Lösung als Zusatznennung aufgetaucht. Wenn auch der Einstieg eher tief ist, handelt es sich um die einzige mehrfach vorkommende Freitext- Angabe beim Thema Datenbanken. Vielleicht auch, weil die Datenbankwelt wesentlich langsamer neue Lösungen produziert als andere Bereiche.
Eine weitere Lösung, die aus der Welt der containerisierten und vor allem der horizontal breit skalierten Lösungen kommt, ist Kafka, eine verteilte Streamingplattform für Events und Daten. Die Technologie, die 2019 noch keine 5 Nennungen erreicht hatte, ist mit 74 Nennungen direkt auf Platz 12 der verwendeten Datenbanken gesprungen. Weiterhin findet sie sich auf Platz 4 bei «Gerne nutzen» sowie auf Platz 6 beim Parameter «Einführen».
Neben den Einzeleinsichten ist sicher auch spannend, dass sowohl aufseiten der Datenbanken mit PostgreSQL als auf Ebene der Containerisierung mit Docker (isolierte Prozesse) zwei vergleichsweise alte Technologien zurzeit die Treiber der jüngsten Entwicklungen sind. Vielleicht ist es deswegen sogar einmal angebracht, ein oft missbrauchtes Zitat Viktor Hugos richtig anzuwenden: «Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.»
Zu den Autoren
Christian Walter ist Geschäftsführer von swiss made software. Und Jonas Felix ist Co-Founder von Fossilo.com sowie des Anbieters von Entwicklerkursen Letsboot.com.

Christian Walter
Autor(in) Christian Walter

Jonas Felix
Autor(in) Jonas Felix




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