SAP bewegt sich auf Schweizer Kunden zu
Big Bang an Ostern
Die Migration bei dem deutschen Industriekonzern ist knapp ein halbes Jahr her: An den Osterfeiertagen wurde in einem «Big Bang» das Altsystem abgeschaltet und die neue ERP-Software gestartet, sagte Dörnbach. Wie so viele seiner Kollegen habe auch er sich schwergetan, der Eigentümerfamilie einen tatsächlichen Geschäftsnutzen durch die Migration aufzuzeigen.
Den Business Case definierte Dörnbach schliesslich gemeinsam mit den Fachbereichen: Dank der Unterstützung der Konzernleitung konnten die im ERP abgebildeten Geschäftsprozesse hinterfragt und teilweise neu aufgesetzt werden. Dafür wurden «Global Process Owner» benannt, die fortan für die Standardisierung der Prozesse eine End-to-End-Verantwortung übernahmen. Damit war auch klar, dass eine «Brownfield»-Migration für Viessmann nicht infrage kam. Der CIO und seine 185 Kollegen in der IT-Organisation verwendeten ein Migrations-Tool des Dienstleisters cbs für die Transformation der Geschäftsprozesse in das S/4-System. Dörnbach sprach von einem «Greenfield»-Ansatz mit einigen individuellen Anpassungen – einer «Matschwiese»-Migration. Aus dem zentralen Altsystem für 28 Fertigungsstätten in 34 Ländern mit 190 Buchungskreisen auf Basis einer Oracle-Datenbank wurde ein neues, leeres S/4.
Während die Migration des Kernsystems fast reibungslos funktionierte, mussten bei einigen der Add-ons noch zusätzlich Ressourcen aufgewendet werden. Die Add-ons waren nach Aussage Dörnbachs teilweise nicht kompatibel zum S/4-Release. Mehr noch: Die Anbieter erachteten S/4 als neues Produkt, so dass für die Updates noch ungeplant Kosten hinzukamen. An die Adresse von SAP sandte der Viessmann-Manager dann auch die Bitte, der Hersteller solle auch seine Partner und Zulieferer für die neuen ERP-Releases fit machen.
«Überraschend problemlose Migration»
Trotz dieser unvorhergesehenen Hürde konnte Viessmann am Osterwochenende vom 19. bis 22. April 2019 schliesslich noch die Geschäftsdaten in das neue System laden: Migriert wurden 6104 Business Objects mit rund 35 Millionen Datensätzen in 37'276 Tabellen. Als die weltweit rund 6000 SAP-User von Viessmann am Dienstag nach Ostern an den Arbeitsplatz zurückkehrten, arbeiteten alle Systeme. «Produktion, Versand, Lager – sämtliche Bereiche liefen ohne Unterbrechung unter Volllast weiter. Eine so problemlose Migration war für mich auch überraschend», sagte Dörnbach.
Die DSAG und die IG SAP CH unterstützen die SAP-Kunden bei der Migration nach S/4. Am Meeting wurden weitere Kernthemen mit SAP diskutiert, darunter Praxisreferate über Einsatz von Fiori und Einführung von BW/4Hana.