Microsoft flirtet mit Linux und Open Source
Microsoft und der Mobilbereich
Xamarin Studio könnte auch als Versuch gewertet werden, mobile Entwickler bei Laune zu halten, damit diese überhaupt Anwendungen für Microsofts mobiles Betriebssystem Windows Phone entwickeln.
Angesichts der aktuellen Marktlage kann Microsoft im Mobilbereich sicherlich jede Unterstützung gut gebrauchen. Laut den Analysten von IDC sieht es auf dem weltweiten Markt für Smartphones für Microsoft desaströs aus: 85,3 Prozent entfallen auf Googles Android, 13,9 Prozent auf Apples iOS und lediglich ein halbes Prozent auf Windows Phone.
Auch im Hinblick auf das jährliche Wachstum ist bei dem Schlusslicht bisher kein Silberstreif am Horizont auszumachen. Im Gegenteil: Während Android im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent moderat zulegte und iOS zuletzt um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr schrumpfte, musste Microsoft einen Rückgang der ohnehin schon mageren Marktanteile hinnehmen, der sich nur als dramatisch bezeichnen lässt: minus 75,8 Prozent.
“Microsoft hat in den letzten Jahren eine Menge zu Linux beigetragen.„
Bei Android handelt es sich im Übrigen um eine hauseigene Linux-Distribution von Google. Und in Apple iOS werkelt mit BSD Unix ein enger Verwandter von Linux. Googles Bemühungen, Android mit dem eigenen Desktop-Linux Chrome OS aus der Chromebook-Reihe erschwinglicher Google-Laptops zusammenzuführen, um ein einheitlichtes Ökosystem an Anwendungen zu schaffen, hat Microsoft inzwischen gewiss zu denken gegeben. Eine Alternative zu Windows ist möglicherweise nur einen Download entfernt. Dabei zählen sowohl Mobilgeräte als auch Laptops zu den Stützpfeilern der Enterprise-IT, weil in vielen Unternehmen zunehmend mobil gearbeitet wird.
Unternehmen setzen verstärkt auf mobile Geräte
Einer IDC-Studie zufolge investieren Firmen in Westeuropa verstärkt in leistungsstarke Tablets und Laptops. Das obere Preissegment für mobile Produktivitätswerkzeuge verzeichnet im Jahresvergleich ein gesundes Wachstum in Höhe von erstaunlichen 66,7 Prozent. Auch die Nachfrage nach 2-in-1-Geräten – darunter auch solche mit abnehmbarem Bildschirm – weist deutlich nach oben.
Von dem Trend zur mobilen Produktivität profitieren allem Anschein nach auch Microsofts Tablet- und Laptop-Produktfamilien. So sind bei Microsoft trotz des Debakels um Windows Phone im Mobilbereich noch nicht Hopfen und Malz verloren.
Das starke Wachstum fördert sicherlich das Durchhaltevermögen – das sich zumindest im Fall der Tablet-Plattform Surface mittlerweile auch in barer Münze auszahlt. Zwar war das Surface der ersten Generation ein Ladenhüter und Microsoft blieb auf Geräten im Wert von 900 Millionen Dollar sitzen. In der aktuellen vierten Generation verzeichnen aber sowohl das Surface Pro als auch das Surface Book einen recht respektablen Umsatz von zusammen rund 4 Milliarden Dollar.
Microsoft goes Linux - ein erstes Fazit
Microsoft geht mit seinem Linux-Engagement sehr strategisch vor. Durch die Platinum-Mitgliedschaft in der Linux Foundation hat sich der Cloud- und Software-Konzern in die Lage versetzt, auf Software-Produkte der Linux-Gemeinde gezielt Einfluss zu nehmen.
Microsofts Annäherung an Linux wird die IT in den Unternehmen nachhaltig umkrempeln, ohne dabei bestehende Investitionen in Enterprise-Software aus Redmond zu gefährden. „Microsoft goes Linux“ bedeutet keinesfalls, dass das Unternehmen nun dem eigenen Betriebssystem den Rücken kehren möchte. Im Gegenteil: Microsofts Bemühungen dürften die Relevanz des Windows-Ökosystems stärken.
Software-Entwickler zeigen sich mit dem neuen Kurs mehr als einverstanden. Ihre Loyalität ist ein guter Garant für die Wertbeständigkeit der IT-Investitionen von Unternehmen in das Ökosystem der Enterprise-Lösungen von Microsoft.