Hybrid Cloud
22.08.2016, 17:01 Uhr
Microsoft Azure für das eigene Rechenzentrum
Mit Azure Stack lässt sich Microsofts Azure-Dienst als Hybrid Cloud einrichten – und sensible Daten verbleiben sicher im eigenen Rechenzentrum.
Microsofts Cloud-Plattform Azure hält mittlerweile ein ganzes Bündel an Services bereit: Datendienste wie Speicherplatz und Datenbanken, Anwendungen wie Verzeichnisdienste und vieles mehr. Immer mehr Unternehmen weltweit nutzen solche Public-Cloud-Angebote, mit denen sich die Unternehmens-IT nach Bedarf fast beliebig skalieren lässt.
Fast 100.000 neue Abonnenten entscheiden sich jeden Monat für Microsoft Azure, so die Aussage von Mike Neil, Corporate Vice President Enterprise Cloud bei Microsoft. Die Zahl könnte wahrscheinlich noch deutlich höher liegen, hätten nicht noch immer viele Unternehmen ein Problem damit, ihre Daten einer Public Cloud anzuvertrauen. So hat man in der Public Cloud nicht mehr wirklich die Kontrolle über seine Daten. Oft verhindern auch rechtliche Vorgaben die Nutzung einer Public Cloud.
Laut „Cloud-Monitor 2016“ des IT-Branchenverbands Bitkom nutzen zwar bereits 54 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Dienste – ein Grossteil setzt dabei allerdings auf eine Private Cloud. Für 58 Prozent der Unternehmen sind Sicherheitsbedenken das grösste Hemmnis, wenn es um die Nutzung eines Public-Cloud-Angebots geht.
Als Lösung hierfür präsentierte Microsoft Anfang dieses Jahres Azure Stack. Damit wird Microsoft Azure zur Hybrid Cloud: Die Software ermöglicht es IT-Abteilungen, interne IT-Ressourcen genauso flexibel und einfach einzusetzen wie Microsofts Public-Cloud-Dienst. Mit Azure Stack nutzen Unternehmen die Vorteile der Microsoft-Cloud-Lösung – entscheiden aber selbst, welche ihrer Daten im eigenen Rechenzentrum verbleiben und welche in die Public Cloud ausgelagert werden.
IT-Transformation in die Cloud
Azure Stack bringt dieselben Portal- und Verwaltungs-Tools mit wie die Public-Cloud-Variante. Mit Azure Stack stellt die firmeneigene IT-Abteilung Cloud-Dienste bereit, ohne sich um technische Details wie Provisionierung, Scaling und Selfservices kümmern zu müssen. Das alles erledigt Azure Stack.
Auf diese Weise wird das unternehmenseigene Rechenzentrum zum Anbieter von Azure-basierten IaaS- und PaaS-Diensten: von virtuellen Maschinen unter Windows oder Linux über private Netzwerke mittels IPSec-VPN oder ExpressRoute bis hin zu Blob-Speicher für SQL-Server- und SharePoint-Anwendungen.
Bei Microsoft heisst es „Cloud is a paradigm, not a place“ – laut Mike Neil sollten Unternehmen die Cloud als Modell ansehen, nicht als Speicherort. Es komme nicht darauf an, wo die Daten liegen – sondern wie sie den Nutzern zur Verfügung gestellt werden.
Ein hybrider Cloud-Ansatz könnte also der goldene Mittelweg sein, der sowohl die Vorzüge einer Private Cloud als auch die einer Public Cloud abdeckt. So greift man zum Beispiel nur bei Bedarf zusätzlich auf Public-Cloud-Ressourcen zu, um zu skalieren, etwa in Zeiten von Lastspitzen oder zu Entwicklungs- und Testzwecken.
Azure Stack kann allerdings nicht alle Funktionen der Public-Cloud-Variante im unternehmenseigenen Rechenzentrum nachbilden. Dazu gehören etwa Funktionen zur Datenanalyse in Echtzeit sowie Vorhersageanalysen. Laut Microsoft sind in Azure allein im letzten Jahr mehr als 500 Neuerungen hinzugekommen. Wenn man Bedarf an diesen Diensten hat, dann führt derzeit noch kein Weg an der Public-Cloud-Variante vorbei.
Gemeinsame Plattform
Die Public-Cloud-Variante von Azure und Azure Stack setzen auf dieselbe Architektur und dasselbe Benutzerportal. Für Azure entwickelte Anwendungen laufen sowohl auf der lokalen Azure-Installation als auch in der Public Cloud. Es stehen jeweils dieselben APIs und SDKs zur Verfügung, von .NET bis hin zu Java und Node.JS. So lassen sich Anwendungen nach Belieben zwischen bei den Clouds hin und her schieben – je nachdem wie es die Geschäftsprozesse gerade erfordern. Microsoft nennt das „write once, deploy to Azure or Azure Stack“.
„Damit bieten wir als weltweiter Provider von Cloud-Technologien eine Vielfalt an Wahlmöglichkeiten für die Umsetzung von Private-, Public- und hybriden Cloud-Szenarien, die bisher im Markt einzigartig ist“, so Peter Arbitter, Senior Director Cloud & Enterprise Business Group bei Microsoft Deutschland.
Azure Pack
Die Idee einer lokalen Azure-Installation ist im Übrigen nicht neu. Bereits seit einiger Zeit bietet Microsoft mit Azure Pack mehrere Azure-Technologien für die lokale Installation auf Windows Server 2012 an. Doch damit lässt sich keine echte Hybrid Cloud aufbauen. So kann man zum Beispiel Ressourcen nicht gleichzeitig auf dem lokalen Azure und in der Public-Cloud-Variante nutzen.
Azure Stack ist eine komplette Neuentwicklung. Während Azure Pack nur einzelne Azure-Technologien lokal nutzbar macht, bringt Azure Stack die gesamte Technologie der Public-Cloud-Variante in das Unternehmensnetz, was den Aufbau einer vollwertigen Hybrid Cloud möglich macht.
Azure Stack testen
Azure Stack stellt Microsoft derzeit noch als sogenannte Technology Review zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine Vorabversion zum Testen. Als Basis für Azure Stack dient ein Windows Server 2016, dessen endgültige Version gegen Ende dieses Jahres erscheinen soll.
Wer Azure Stack testen will, braucht einen performanten Server mit der Windows Server 2016 Technical Preview 4: 96 GByte Arbeitsspeicher sind dabei das Minimum, empfohlen werden 128 GByte. Der Prozessor sollte über mindestens zwölf physische Kerne verfügen.
Für einen schnellen Einstieg in Azure Stack stellt Microsoft auf der Entwicklerplattform GitHub mehrere Vorlagen für den Azure Resource Manager sowie Betriebssystem-Images bereit, die in den kommenden Monaten weiter ergänzt werden sollen.
Was die finale Version von Azure Stack kosten wird und welche Lizenzmodelle es geben wird, ist noch unklar.