Doppelmayr/Garaventa
03.06.2019, 10:40 Uhr
Mit globalem ERP zu Seilbahn-Weltrekorden
Der Seilbahn-Spezialist Doppelmayr/Garaventa baut mit IFS ein international einheitliches ERP-System auf. So will das Unternehmen besser und schneller neue Rekord-Seilbahnen fertigen.
Die 3S Hòn Thom im Süden Vietnams ist mit exakt 7899,9 Metern die längste Dreiseilbahn der Welt
(Quelle: Doppelmayr/Garaventa)
Eine exakte Projektsteuerung ist für die Doppelmayr/Garaventa Gruppe geschäftskritisch. Der Auftragsfertiger stellt Seilbahnen für Kunden aus aller Welt her und unterliegt dabei meist engen Lieferplänen. Dabei weist das Unternehmen eine hohe Eigenfertigungsquote auf und muss seine Projekte oftmals über mehrere internationale Standorte hinweg koordinieren. Für die Gruppe sind deshalb eine detaillierte Planung, umfassende Steuerung und Überwachung aller Projektaktivitäten unerlässlich.
Diese Aufgaben erledigte Doppelmayr/Garaventa bis anhin mithilfe heterogener Systeme, darunter ein Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS) sowie mehrerer Zusatzprogramme. Diese Applikationen konnten nur noch mit viel Aufwand weiterentwickelt werden. Das PPS erreichte das Ende seines Lebenszyklus und musste deshalb ausgetauscht werden. Das nahm Doppelmayr/Garaventa zum Anlass, gruppenweit ein einheitliches ERP-System einzuführen. «Wir wollten das gesamte Unternehmen auf denselben Stand heben und unsere Systemlandschaft konsolidieren», sagt István Szalai aus dem Garaventa-Management. «Unser Ziel war, mit einer durchgängigen Software die Transparenz zu erhöhen und damit die Planung und Steuerung unserer Projekte weiter zu optimieren.»
Pilotinstallation in der Schweiz
Nach einem umfangreichen Auswahlprozess entschied sich Doppelmayr/Garaventa dafür, das ERP-System IFS Applications einzuführen. «Die projektorientierte Fertigung zählt zu den Kerngebieten von IFS, weshalb IFS Applications über leistungsstarke Komponenten für Projekt- und Produktionssteuerung verfügt. Das war für uns ganz entscheidend», sagt der Manager. «Ausserdem hat uns überzeugt, dass die Software insbesondere für den internationalen Einsatz konzipiert ist und sich Prozesse mit ihren Multi- und Inter-Site-Funktionen über die verschiedenen Standorte hinweg effizient steuern lassen.»
Die Einführung dieses ERP-Systems setzte Doppelmayr/Garaventa in mehreren Schritten um. Den Auftakt bildete eine Pilotinstallation in der Schweiz. Anschliessend wurde IFS an sämtlichen Standorten in der Schweiz, in Österreich und in Italien implementiert. Diese Kernländer der Gruppe wurden zudem auf eine inzwischen aktualisierte Version der Software umgestellt, die unter anderem eine modernere Benutzeroberfläche mitbrachte. Nach diesem Upgrade wurde IFS auch auf die Standorte in Kanada und den USA ausgerollt. Dabei verfolgte Doppelmayr/Garaventa einen zentralisierten Ansatz. «Wir wollten den Aufwand für die IT reduzieren, sodass sie nicht ständig mehrere Standorte nachziehen muss, und ausserdem den System-Support zentralisieren. Deshalb hosten wir IFS mit dem ganzen Datenbanksystem zentral an unserem Stammsitz in Wolfurt in Österreich. Die einzelnen Standorte sind über gesicherte VPN-Verbindungen an die Zentrale angebunden», sagt Szalai.
Mitarbeiter entwickeln ERP mit
Massgebliche Hilfestellung leistete der Anbieter auch bei der Schulung der Mitarbeiter. Beim Pilotprojekt in der Schweiz wurden die Mitarbeiter direkt von IFS-Beratern geschult. Bei den anschliessenden Rollouts übernahm Doppelmayr/Garaventa die Einweisung der Mitarbeiter dann gemäss des «User schulen User»-Prinzips selbst. Lediglich in Bereichen mit lokalen gesetzlichen Vorgaben – etwa im Rechnungs- und Personalwesen – wurden sie noch von den lokalen IFS-Experten unterstützt.
Als wesentlicher Erfolgsfaktor erwies sich die Strategie von Doppelmayr/Garaventa, die Mitarbeiter von Anfang an in das Design der Lösung einzubinden. «Die Pilotlösung in der Schweiz haben wir gemeinsam mit den Fachabteilungen erarbeitet und dazu auch Mitarbeiter von anderen Standorten ins Boot geholt. So wussten die Angestellten bereits, wie die Lösung aussehen wird, als sie dann auf ihre jeweiligen Standorte ausgerollt wurde», sagt Szalai. Allen Unternehmen, die ein ähnliches Projekt in der Planung haben, empfiehlt der Manager, sich die Zeit für ein Solution Management zu nehmen. «Die Mitarbeiter müssen sich bereits damit auseinandersetzen, was ein ERP-System bedeutet und wie es funktioniert, bevor die Lösung implementiert wird. Ein integriertes Gesamtsystem mit durchgängigem Wertefluss bedingt, dass sich die Organisation anpasst. Wird etwa im Lager etwas falsch gebucht, verursacht das Probleme in der Finanzbuchhaltung. Das ist eine ganz andere Liga und darauf müssen die Leute vorbereitet sein.»