Top-10-Härtetest
25.11.2016, 11:19 Uhr
Welcher ERP-Anbieter ist der Beste?
Im ERP-Benchmark von Panorama Consulting bewerteten 1.660 Kunden ihre Anbieter: SAP, Microsoft, Oracle, IFS, Sage, Infor, Epicor und Netsuite. Und welches ERP ist nun das Beste?
Panorama Consulting gibt jedes Jahr eine ERP-Bestenliste heraus. Das aktuelle ERP-Ranking stützt sich auf insgesamt 1.660 Antworten, die Panorama vom September 2012 bis Februar 2016 erhalten hat. Das Beratungshaus bewertet dabei anhand von fünf Hauptkriterien: (1) der weltweite Marktanteil, (2) die "Total Cost of Ownership" als Prozent vom Jahresumsatz, (3) die durchschnittliche Implementierungszeit bis zum produktiven Einsatz, (4) die Funktionalität und (5) die durchschnittliche Payback-Periode. Die Funktionalitätsnote stützt sich auf die Bewertung von Kundenunternehmen.
Die Highlights des Top-10 ERP-Vendor-Benchmarks von Panorama Consulting:
- Marktanteile: Mit einem Anteil von 20,3 Prozent am Weltmarkt ist und bleibt SAP ERP-Weltmarktführer. Ausserdem realisieren die Walldorfer den kürzesten Payback aller zehn Anbieter: Im Durchschnitt brauchen Kunden 8,5 Monate, um die Implementationskosten wieder reinzuholen.
- Funktionsumfang: Die beste Note in Sachen Funktionalität heimsten die Schweden mit ihren IFS Applications ein.
- Implementationszeit: Ein ERP ist ein sehr komplexes Software-System. Die Implementation und Einrichtung braucht ihre Zeit. Oracle geht mit einer durchschnittlichen Implementationsdauer von 25,4 Monaten am schnellsten in den produktiven Einsatz. Aber die "Total Cost of Ownership", also auch die laufenden Kosten, sind unter allen 10 Anbietern auch am höchsten. Sie betragen 5,7 Prozent des Jahresumsatzes beim Kunden.
- Implementationskosten: Der kalifornische ERP-Anbieter Netsuite ist am kostengünstigsten. Die Implementation der Software-Suite "frisst" nur 2,8 Prozent des Jahresumsatzes beim Kunden. Auch die Payback-Periode fällt erstaunlich kurz aus. Jedoch lässt die Funktionalität zu wünschen übrig.
- Rote Laterne: In den fünf Bewertungsdisziplinen schneidet der südafrikanische ERP-Vendor Syspro drei Mal am schlechtesten ab: beim Marktanteil, der Payback-Periode und der Implementationszeit.
- Wer ist auf der Kaufliste? SAP erscheint am häufigsten auf der Shortlist der Unternehmen (41%), wenn es um neue Anschaffungen geht, gefolgt von Oracle (37%) und Microsoft Dynamics (27%). Gekauft werde dann aber Microsoft am häufigsten (32%), dann kommt Oracle (23%) und SAP (20%), sagt Panorama Consulting. Die Zahlen gelten weltweit.
- Zufriedenheit steigt: Stand heute sind 74 Prozent der Umfrageteilnehmer mit ihrer ERP-Software zufrieden und würden sich laut Panorama Consulting wieder für denselben Anbieter entscheiden. Die Zufriedenheit ist (weltweit) über die letzten Jahre gewachsen.
Welches ERP ist teuer, welches kostengünstig im Betrieb?
Kundenunternehmen wählen Business-Software wie ERP-Systeme vor allem nach zwei Kriterien aus: Die Software muss möglichst viele funktionale Anforderungen exakt erfüllen, sodass sich nachträgliche Anpassungen und Ergänzungen in Grenzen halten. Ausserdem wollen Kunden selbstverständlich möglichst viel Leistung für ihr Geld. Aufschluss geben die "Total Cost of Ownership (TCO)", die Panorama Consulting in Prozent vom Jahresumsatz des Kunden kalkuliert hat. Denn je nach Unternehmensgrösse und gewünschtem Funktionsumfang fallen die Kosten unterschiedlich hoch aus.
In den TCO sind nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die Betriebskosten für die spätere Nutzung enthalten. Dazu zählen unter anderem Energie-, Reparatur-, Personal- und Wartungskosten.
Die Gründe, ein neues ERP zu implementieren, sind vielfältig: 49 Prozent der Firmen wollen damit ein bereits vorhandenes, aber veraltetes ERP-System ablösen. 16 Prozent ersetzen eine selbstgestrickte eigene Lösung. 15 Prozent ersetzen ihre Buchhaltungs-Software und 20 Prozent sind Newbies, die vor der Neuimplementation noch nie ein "echtes" ERP-System hatten.
Wie lange dauert die Neuinstallation?
Die Erfolgsraten einer Neuinstallation fallen unterschiedlich aus, denn ERP-Lösungen sind sehr komplex. Nur 57 Prozent der Firmen bezeichnen ihre Implementation als Erfolg. Bei sieben Prozent ging es total daneben. Die restlichen 36 Prozent hängen irgendwo zwischen Erfolg und Fehlschlag. Auch die Projektdauer, die für die Einrichtung der Software veranschlagt werden muss, klafft je nach Anbieter gewaltig auseinander.
SAP, Microsoft, IFS und Oracle im Detail
SAP
SAP sei seit über vier Jahrzehnten im ERP-Geschäft und punktet vor allem bei grossen, international operierenden Unternehmenskunden, loben die Analysten von Panorama Consulting. Getestet hat Panorama, das sei kritisch angemerkt, aber die eher "kleinen" SAP-Lösungen Business One, Business ByDesign, Business All-in-One und SAP Hana. SAPs Paradeprodukt S/4 Hana fehlt in der Bewertung.
Oracle
Oracle glänze vor allem durch hohe Flexibilität und Skalierbarkeit. Das Unternehmen hat intensiv Best-Practices-Anbieter eingekauft, und tut dies immer noch. Auf dem Prüfstand standen die Software-Suite Oracle Fusion Apps, die E-Business Suite, Peoplesoft, JD Edwards Enterprise One, JD Edwards World, Hyperion Financial Performance Management, Primavera Enterprise Project Portfolio Management und die Oracle Cloud.
Microsoft
An den ERP-Lösungen von Microsoft heben die Panorama-Analysten insbesondere den mehrsprachigen Support und die Multi-Währungs-Unterstützung hervor. Microsoft sei zudem ein Top-Performer im mittelständischen ERP-Markt. Schaut man sich allerdings die Benotung im Detail an, kommen hierzu Zweifel auf. Unter die Lupe nahm Panorama die Dynamics-Produktserien AX, CRM, GP, NAV, POS, RMS, SL.
IFS Applications
Der Funktionsumfang der IFS Applications hat den Spitzenplatz erobert. Bewertet haben die Kunden den "Functional Score" auf einer Notenskala von 1 bis 5. Die Payback-Periode und die Implementationsdauer fällt jedoch recht lang aus. IFs Applications sei benutzerfreundlich und wegen seiner komponentenbasierten Bauweise flexibel einsetzbar, lobten die Analysten.
Insgesamt, so konstatiert Panorama, sind lediglich 10 Prozent der Kunden mit ihrem ERP-Anbieter unzufrieden oder gar sehr unzufrieden. Aber auch nur 12 Prozent sind sehr zufrieden. Die grosse Mehrheit zwischen den beiden Extrempolen äusserte sich zufrieden oder neutral. Die Zahlen gelten weltweit, der Fokus - so vermuten wir - wird jedoch eher auf dem nordamerikanischen Markt liegen.