Schweizer SAP-Kunden verunsichert

«Das ERP S/4Hana läuft einwandfrei»

Laut der IG-SAP-Umfrage sind rund 7 Prozent der Schweizer Anwenderunternehmen bereits produktiv auf der neuen S/4Hana-Plattform. Bei 77 Studienteilnehmern sind das fünf Firmen. Zwei davon berichteten an dem Meeting von ihren Erfahrungen mit der neuen ERP-Software.
Rund 7 Prozent sind schon umgestellt, immerhin 43 Prozent planen die ERP-Migration bis 2025
Quelle: IG SAP CH
Der erste Referent betreut neben dem S/4Hana circa 30 Umsysteme. Die Lagerverwaltungs-Software ist zum Beispiel via Schnittstellen an das ERP angebunden. In dem Referat wurde die Wichtigkeit eines qualifizierten SAP-Team für die Migration betont. Die Angestellten müssen vor der Umstellung für das neue System geschult werden. Nur so sei es zu schaffen, im Projekt dann auch die notwendige Fahrt aufzunehmen. Den rund 100 Gästen wurde davon abgeraten, auf die allerneuste S/4Hana-Version zu setzen. Vielmehr sei es sinnvoll, bei Anwendern den funktionsfähigen Release zu erfragen und die Veröffentlichung eines FPS-Updates (Feature Pack Stacks) abzuwarten.

«Das ERP läuft einwandfrei»

Der zweite Referent war voll des Lobes für das neue System: «Das ERP S/4Hana läuft einwandfrei.» Allerdings seien die Schnittstellen und die Umsysteme eine «Wundertüte». Während des Migrationsprojekts stellte sich heraus, dass ein Detail in der «Simplifizierungsliste» von SAP (kurz gesagt eine Liste der R/3-Funktionen, die in S/4 nicht mehr unterstützt werden) enormen Mehraufwand bedeutete: die Schnittstellen zur Produktentwicklungs-Software. Daher sei eine Analyse der Schnittstellen vor dem Projektstart wichtig, um Überraschungen bei der Migration und Verzögerungen im Projekt zu vermeiden.
Im Rahmen mit der Migration ebenfalls nicht geplant war ein neuer Web-Shop. Der bisherige Online-Shop funktionierte mit R/3, aber nicht mit S/4. Deshalb wurde parallel noch auf Hybris gewechselt. Weiter fehlt im Standard-Setup von S/4 der Support für die Rechnungslegungen in den verschiedenen Ländern. Für das Neu-Anbinden veranschlagten die SAP-Spezialisten hohe Franken-Beträge. Laut dem Referenten existieren allerdings günstige Alternativlösungen aus der Cloud, die sich kostenneutral nutzen lassen.
Schliesslich warnte der Referent seine Mitstreiter von der IG SAP davor, die Migration lange aufzuschieben. «Besser, Ihr startet jetzt. Dann habt Ihr es bald hinter Euch», waren seine Worte – über die viele Anwesende schmunzelten. Wenig zu lachen gab es über den Tipp, das Projekt nicht auf Jahre anzulegen. Eine Migration zum Beispiel von On-Premises in die Cloud erfordere teilweise den Parallelbetrieb dreier ERPs: das Altsystem, ein Migrationssystem und die Cloud. Für alle drei müssen während der Migration die Lizenzgebühren bezahlt werden. «Ein jahrelanges Migrationsprojekt könnt Ihr Euch nur schon wegen der doppelten Lizenzkosten nicht leisten», sagte der Referent. Sein Tipp: Gute Konditionen für die Parallellaufzeiten aushandeln.
Wegen der Kosten für Lizenzen und Wartung sowie der Migrationsthematik will sich die IG SAP weiterhin für ihre Mitgliedsfirmen einsetzen, kündigte Hartmann an dem Anlass an. SAP Schweiz sei offen für Gespräche – auch zu den anderen Themen aus der Mitgliederumfrage.



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