Swisscom Business Days 03.11.2021, 07:54 Uhr

Wie Schweizer Firmen Daten für neue Geschäfte nutzen

In vielen Unternehmen liegen Geschäftsdaten brach. Sie können den Konzernen jedoch gut dienen, um sich neues Business zu erschliessen, hiess es an den «Swisscom Business Days».
Lukas Bigler rief an den «Swisscom Business Days» dazu auf, mehr Innovation mit Daten zu treiben
(Quelle: computerworld.ch)
Die Geschäftsdaten werden von den Unternehmen in der Schweiz noch zu selten für Innovation genutzt. In einer spontanen Umfrage unter den rund 200 Teilnehmern an den «Swisscom BusinessDays» in Luzern gaben 50 Prozent an, sie würden Daten nur «wenig» einsetzen, um sich neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Diese Aussage sei durchaus repräsentativ für die Schweizer Wirtschaft, sagte Lukas Bigler, Head of Enterprise Sales & Services bei Swisscom, zur Eröffnung des Anlasses am Donnerstag. Er und seine Kollegen wollten die Schweizer Betriebe aber ermutigen, künftig mehr Daten zum Vorteil des Wirtschaftsstandortes Schweiz zu nutzen.
Bigler führte den Tourismussektor an, der während des vergangenen Jahres 40 Prozent weniger Übernachtungen verzeichnete. Die Einnahmen gingen um 48 Prozent zurück. Gleichzeitig sei die Nachfrage auf Campingplätzen um 12 Prozent gewachsen. Um solche Entwicklungen in Zukunft besser managen zu können, spannt der Verband Schweiz Tourismus neu mit Swisscom zusammen. Anonymisierte Mobilfunkdaten sollen es künftig den Hotels, Restaurants und Unterhaltungsanbietern erlauben, das Besucheraufkommen an Points of Interest 48 Stunden im Voraus zu planen. Dabei kommt die Plattform «Mobility Insights» zum Einsatz, in der ab nächste Woche schweizweit 500 Points of Interest hinterlegt sind, so der Swisscom-Manager.

Gesundheitswesen und Bau

Als zweites Beispiel für Innovation durch die Datennutzung nannte Bigler das Gesundheitswesen. Hier sei der Trend zu personalisierter Medizin zu beobachten, der von zwei Entwicklungen getrieben werde: Erstens den allgegenwärtigen Gadgets wie dem Smartphone und der Smartwatch, die permanent Gesundheitsdaten liefern und speichern. Und zweitens dem Preisverfall bei der DNA-Sequenzierung für die Krankheitserkennung. Die Analyse hätte im Jahr 2000 noch rund 100'000 US-Dollar gekostet, heute sei sie für um die 1000 US-Dollar zu haben.
Nun ginge es in der Schweiz darum, die personalisierte Medizin zu einem Geschäft zu machen, führte der Swisscom-Manager aus. Sein Unternehmen zähle rund 4000 Ärztinnen und Ärzte zu seinen Kunden, die schon diverse Lösungen wie «curaBill», «curaMed» oder «Medical Connector Suite» im Einsatz hätten. Via dem Dienst «EPD Connect» könnten die Mediziner auch an das elektronischen Patientendossier (EPD) angeschlossen werden. Nach den erfolgreichen Zertifizierungen hätte die Schweiz mit dem EPD nun auch eine adäquate Plattform für die personalisierte Medizin, sagte Bigler.

Künstliche Intelligenz auf der Baustelle

Vom Swisscom-Kunden Rhomberg Sersa bekamen die Teilnehmer einen Einblick in sein Digitalisierungsprojekt. Das Unternehmen mit der Spezialisierung auf Gleisbau und –unterhalt habe sich zum Ziel gesetzt, künftig von jeder Baustelle einen «digitalen Zwilling» zu konstruieren, bevor mit den Arbeiten begonnen werde, sagte der Head of Group IT, Christian Schollenberger. Denn zum Beispiel könne in einem Tunnel nicht einfach die Anzahl Arbeiter oder Maschinen verdoppelt werden, wenn der Bahnbetrieb weiterläuft. Es brauche eine akribische Planung, bevor die Bagger mit Kies und Schotter auffahren.
Christian Schollenberger von Rhomberg Sersa nutzt KI für die Materialerkennung auf Gleisbaustellen
Quelle: computerworld.ch
Schollenberger spannt neben der Swisscom auch mit den Arbeitern im Gleis zusammen. «Die Mitarbeiter wissen am besten, was ihnen auf der Baustelle hilft und was nicht», sagte er. Ein Beispiel ist die Vernetzung der Geräte: Die Angestellten von Rhomberg Sersa wissen so jederzeit, wo ein Bagger steht, mit welcher Auslastung er arbeitet und wann die nächste Wartung ansteht.
An teils schwer zugänglichen Baustellen komme von Zeit zu Zeit auch die Frage auf, ob eine spezielle Maschine vor Ort ist oder nicht. Um den Arbeitern Wege zu sparen, hat Rhomberg Sersa zusammen mit Swisscom eine künstliche Intelligenz (KI) mit Fotos der Geräte trainiert. «Wir haben einfach angefangen: Der Computer bekam rund 75'000 Fotos gezeigt. Anschliessend schaffte es die KI, auf einem Bild nur einer Baggerschaufel bei Dunkelheit in 85 Prozent der Fälle das Baggermodell korrekt zu identifizieren», berichtete Schollenberger. Als schwieriger erwiesen sich die Materialerkennung und die Volumenbestimmung. Während die Baustoffe von der KI mit einer hohen Sicherheit korrekt erkannt werden, sei die Volumenerkennung eine Herausforderung. Wie der IT-Leiter sagte, werde Rhomberg Sersa aber weitere die Anwendungen von KI für den Baubetrieb evaluieren und auch einsetzen, wenn es den Mitarbeitern helfe.



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