Swiss IT
13.05.2018, 23:03 Uhr
Die richtige Cloud-Strategie für Schweizer Unternehmen
Die Versprechen des Cloud Computing scheinen in den Unternehmen anzukommen. Das geschieht offensichtlich zwar erst punktuell. Doch gerade beim zentralen Thema Sicherheit herrscht zwischen IT- und Fachabteilungen Einigkeit.
Eigentlich sind die Argumente für den Cloud-Einsatz immer gleich: weniger Kosten für die IT-Infrastruktur bis hin zur Software-Nutzung, ständiger Rückgriff auf Spezialisten-Know-how, immer aktuelle Systeme, hohe Performance beim bedarfsgerechten Bezug und grösstmöglicher Schutz gegen Angriffe von Hackern und vor Ausfällen. Je ausgereifter der Rückgriff auf die Cloud ist, desto besser die Unternehmens-IT, resümiert denn auch die «CIO-Studie 2017» der FHNW. Das sind grosse Versprechen, die, wenn es nach dem Netzwerkausrüster Cisco geht, schon im Jahr 2021 zur Folge haben werden, dass 94 Prozent aller Workloads in Cloud-Umgebungen laufen. Glaubt man den Zahlen, hat sich der einstige Trend zur Standardtechnologie entwickelt.
Allerdings zeigt sich diese neue Realität sehr unterschiedlich. Ein Unternehmen, das klassische Ansprüche an den Cloud-Einsatz gestellt hat, ist der in Basel ansässige Rohstoffhändler Sugro. Dessen IT-Chef Roger Mühlheim führt aus, dass man seit 2014 eine Private Cloud für alle Bereiche des Unternehmens aufgegleist habe und damit alle Daten sowie Applikationen bei einem Outsourcing-Partner betreibe. Die Umstellung sei erfolgt, weil eine Erneuerung der bestehenden und zuvor noch selbst betriebenen IT-Infrastruktur altershalber nötig geworden sei. «Um nun einerseits die Kosten und andererseits den Aufwand der internen IT-Abteilung zu reduzieren, wurden verschiedene Varianten geprüft», sagt Mühlheim. Auf den Prüfstand seien eigene Server in eigenen Räumlichkeiten gekommen, das Housing eigener Server bei einem vertrauenswürdigen Anbieter und eben das am Ende gewählte Full-Outsourcing. Da man bis auf das Full-Outsourcing die anderen Modelle schon im Einsatz hatte und dazu Kosten und Aufwand für den Unterhalt kannte, sei die Evaluation relativ einfach gewesen. Der Anstoss zum Gang in die Cloud kam übrigens von Mühlheim, also von der IT-Abteilung.
Unstrittig ist heute ohnehin, dass immer mehr Unternehmen ihre IT-Infrastruktur und Teile ihrer Anwendungen in die Cloud verschieben. Doch bei den dafür angebotenen Modellen wächst die Schwierigkeit, sie zu orchestrieren. Denn Altanwendungen werden nicht einfach abgelöst, sondern bleiben vielmehr weiter im Betrieb. Inzwischen rücken deshalb insbesondere hybride Cloud-Angebote und entsprechende Strategien als neue Trends in den Fokus. Glaubt man den jüngsten internationalen Analysen beziehen zwei Drittel der Unternehmen insbesondere schon Infrastruktur-Services (IaaS) im sogenannten Multi-Cloud-Modell, also über zwei oder mehr Cloud Service Provider (CSP). Wobei in der Schweiz, wie das Beispiel Sugro zeigt, der Trend weniger ausgeprägt ist.
Gemäss der Veritas-Studie «Die Wahrheit in der Cloud» haben hierzulande und gegen den Trend 57 Prozent der Unternehmen nur einen CSP und 30 Prozent hegen auch in Zukunft keine Multi-Cloud-Absichten. Und wahr ist gemäss der von Veritas durchgeführten Befragung von 1200 CIOs in 13 Ländern auch, dass eine Cloud-Migration kein Kinderspiel ist. Sie krankt laut 38 Prozent der Befragten an fehlender interner Qualifikation, an der Komplexität (37 %), den Einschränkungen aufgrund veralteter Technik (36 %), am Fehlen einer Strategie (32 %) oder daran, dass Datensilos Probleme (27 %) bei der Cloud-Umstellung bereiten.