Warum Live-Sport die Telko-Zukunft mitentscheidet

Gespräche finden statt

Das interessanteste Produkt im Verdrängungswettbewerb ist TV. Im Mobile- und Internetgeschäft können sich die Firmen praktisch nur über Preis-Leistung differenzieren, im Fernsehgeschäft geht es noch um Inhalte. Lineares Fernsehen verliert allerdings immer mehr an Bedeutung, die Konsumenten streamen oder zeichnen auf. Einzig im Sport geht das nicht, da nur das Live-Gefühl echte Emotionen garantiert. Zusammengefasst könnte man also sagen: Wer das beste Sport-TV-Angebot hat, erhält die TV-Kunden und kann diesen auch gleich seine anderen Produkte verkaufen. Jahrelang hatte Swisscom in dem Bereich mit Teleclub die besten Argumente, schnürte ihren Kunden ein Angebot, bei dem die Kabler nicht mithalten konnten. Das erzürnte diese derart, dass sich die Wettbewerbskommission mehrfach mit dem TV-Streit befassen musste, noch heute sind die Beteiligten sehr emotional, sobald man mit ihnen über Live-Sport im Pay-TV spricht. Als die Swiss Football League vor einigen Monaten den Zuschlag an Cinetrade gab, wurde UPC-Chef Eric Tveter wütend, sprach davon, trotz besserem Angebot übergangen worden zu sein. Eine Aussage, die Swiss-Football-League-CEO Claudius Schäfer auf Nachfrage nicht bestätigte. Allerdings, sagte er, habe nicht nur der Preis, sondern auch die gemeinsame Vergangenheit mit Teleclub den Ausschlag gegeben.

Swisscom und UPC müssen nun die Emotionen beiseitelassen und geschickt zu verhandeln. Nach heutigem Stand müssten Fussball- und Eishockeyinteressierte sowohl eine Set-Top-Box der Swisscom als auch von einem Kabelnetzbetreiber oder Sunrise kaufen. Das ist unzumutbar. Im Gespräch mit Computerworld hat Cinetrade-CEO Wilfried Heinzelmann durchblicken lassen, auch weiterhin die National League zeigen zu wollen. Und entsprechend die Fussballinhalte an MySports zu liefern. Gespräche habe man bereits angerissen, die Fortsetzung werde derzeit von UPC blockiert. Ohnehin seien es bisher technische Probleme und fehlende Investitionslust der Kabler gewesen, die dafür sorgten, dass Teleclub nicht in allen Haushalten mit dem gleichen Inhalt empfangen werden konnte.

Die technischen Schwierigkeiten sollen nun aber behoben sein und Heinzelmann ist zuversichtlich, dass bald alle Konsumenten dieselben Inhalte empfangen können. Allerdings: Als wir vor drei Jahren eine ähnliche Geschichte recherchierten, hiess es bereits, dass die Kabelnetze technisch in der Lage wären, das Teleclub-Angebot vollumfänglich auszustrahlen. Und dass Gespräche geführt werden. Ergeben haben diese nichts, ausser, dass sich die Fronten derart verhärteten, dass sich UPC zur Gründung eines eigenen Sport-Senders veranlasst sah. UPC gibt keine Auskunft über mögliche Gespräche. Auch sei man bereits seit der Einführung des Sportangebots durch Swisscom technisch in der Lage gewesen, dasselbe Angebot zu verbreiten. Finanziell erfolgreich werden die Sportübertragungen für beide Unternehmen übrigens kaum sein. Aber darum geht es ja ihnen ja auch nicht.




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