Aktuelle Bitkom-Umfrage
29.09.2022, 08:55 Uhr
Deutsche Unternehmen sehen in der DSGVO wenig Vorteile
Fünf Jahre nach Inkrafttreten der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stellen deutsche Unternehmen dem Gesetzeswerk ein schlechtes Zeugnis aus. Es fehlt an einer einheitlichen Umsetzung, so lautet eine häufig geäusserte Klage.
Als die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) 2016 verabschiedet wurde und nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren schliesslich am 25. Mai 2018 in Kraft trat, waren die Hoffnungen gross. Ein EU-weit einheitliches Datenschutzkonzept werde sich zu einem Standard für die Welt entwickeln, so die Prognose der Befürworter damals. Eine aktuelle Umfrage des ITK-Branchenverbandes Bitkom unter deutschen Unternehmen zeigt: Daraus ist offenbar nicht viel geworden.
Defizite bei der Umsetzung
Nur die Hälfte der gut 500 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern, die befragt wurden, glaubt, dass die DSGVO zu den versprochenen, einheitlichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU führt, dabei sind 67 Prozent durchaus der Ansicht, dass die DSGVO weltweit Massstäbe für den Umgang mit personenbezogenen Daten setzt. Doch an der Einheitlichkeit der Auslegung hapert es, hier sehen 70 Prozent aller Befragten noch Defizite.
Die Hoffnung, die DSGVO werde sich zu einem weltweiten Wettbewerbsvorteil für deutsche Unternehmen ("Datenschutz Made in Germany") entwickeln, hat sich für viele Umfrageteilnehmer nicht erfüllt. 40 Prozent der Befragten sehen durch die DSGVO für sich keine Wettbewerbsvorteile im globalen Markt, 30 Prozent sehen sogar Nachteile gegenüber Playern mit weniger restriktiven Datenschutzregelungen.
Fast alle hatten Mehrkosten
Im Jahr 5 nach Inkrafttreten der DSGVO ist sie noch längst nicht in allen Unternehmen umgesetzt. Von den Befragten gaben nur 22 Prozent an, die Regeln der Verordnung inzwischen vollständig umgesetzt zu haben, weitere 40 Prozent haben zumindest den grössten Teil geschafft, ein Drittel steht noch mitten im Umsetzungsprozess. Immerhin: Keins der befragten Unternehmen gab an, gar nichts in Sachen DSGVO unternommen zu haben. Dafür hat die notwendige Anpassung der Prozesse bei fast allen Unternehmen zusätzliche Kosten verursacht, 93 Prozent haben ihre Investitionen in Datenschutz hochgefahren.
Dass viele Unternehmen bei der Umsetzung der DSGVO-Anforderungen noch nicht weiter sind, liegt nach ihren Angaben an externen Faktoren, die sie nicht selbst zu verantworten haben. Sie sehen sich vor allem mit Rechtsunsicherheit und einer widersprüchlichen Auslegung der Datenschutzvorgaben innerhalb Europas und zwischen den Bundesländern konfrontiert.
So geben 88 Prozent an, die Umsetzung der DSGVO sei nie vollständig abgeschlossen, etwa weil es neue Guidelines gibt. 78 Prozent sehen bestehende Rechtsunsicherheiten zu den Vorgaben der DSGVO als Hemmnis. 77 Prozent haben festgestellt, dass durch das Ausrollen neuer Tools immer wieder eine neue Prüfung in Gang gesetzt wird. 57 Prozent sehen in der uneinheitlichen Auslegung der DSGVO innerhalb der EU ein Hemmnis, 40 Prozent in der uneinheitlichen Auslegung in Deutschland.
Schadet mehr als sie nützt
Unter dem Strich glauben viele Unternehmen, dass die DSGVO mehr schadet als sie nützt. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass der strenge Datenschutz in Deutschland die Digitalisierung erschwert, 61 Prozent bemängeln konkret, dass Deutschland es mit dem Datenschutz übertreibe. Vor einem Jahr hatten diese Meinung nur 50 Prozent der Unternehmen vertreten.