Red Hat Forum 12.09.2018, 11:45 Uhr
Technologie verändert SBB, Swisscom und Vorwerk
Am Zürcher «Red Hat Forum» sprachen SBB, Swisscom und Vorwerk über Technologie-Projekte – und wie zum Beispiel Cloud und OpenShift helfen können oder sogar müssen.
Red Hats Jim Whitehurst nannte Technologie den einfachsten Teil der digitalen Transformation
(Quelle: computerworld.ch)
Für Red-Hat-CEO Jim Whitehurst ist die Technologie der einfachste Teil der digitalen Transformation. Informatik-Lösungen gäbe es heute für alle möglichen Anforderungen, sagte er zur Eröffnung des «Red Hat Forums» am Dienstag in Zürich. Hingegen fehlten Standards für den Wandel des Geschäfts sowie der Organisation und das Engagement der Mitarbeiter während der Transformation. Dabei könne sein Unternehmen nur bedingt helfen, sagte Whitehurst.
Immerhin kann die Technologie von Red Hat eingesetzt werden, um neue digitale Geschäftsmodelle zu realisieren. Das Industrieunternehmen Vorwerk war in Vergangenheit grösstenteils abhängig vom Direktverkauf. Die Küchengeräte und Staubsauger wurden ausschliesslich über firmeneigene Handelsvertreter vertrieben. Das Geschäft wurde elektronisch unterstützt, einen wirklich digitalen Geschäftsprozess gab es aber nicht, sagte Julius Ganns an dem Forum. «Wir hatten keinen digitalen Masterplan.»
Küchenmaschine as a Service
Vorwerk hatte aber eine Idee: Die Küchenmaschine «Thermomix» steht in weltweit vier Millionen Haushalten. Kochanleitungen für das Gerät wurden bis anhin als Kochbücher, Rezepthefte oder Smartphone-App an die Kunden verkauft. Nun besitzt das neuste Modell ein Linux-Betriebssystem, einen Touchscreen und eine spezielle Schnittstelle. Über diesen Port können mit dem Netzwerkadapter «Cook-key» Rezepte direkt auf das Gerät geladen werden. Heute beziehen via Abonnement rund drei Millionen Kunden die Updates für die Rezept-Datenbank auf dem Gerät. «Der Abo-Dienst ist ein Millionen-Geschäft», sagte Ganns. Der Vice President Digital hat dem Industriekonzern Vorwerk ein zusätzliches digitales Geschäftsfeld erschlossen.
Neben den Rezepten verteilt Vorwerk über den Dienst auch Updates für die Maschinen. Zudem lassen sich die Geräte aus der Ferne überwachen, um besseren Support leisten zu können, sagte Ganns. Er betonte, dass die Kunden den Service-Diensten des Herstellers explizit zustimmen müssen. Rund 1,7 Millionen Besitzer hätten das bisher getan. So könne Vorwerk täglich Daten von gut 400'000 Koch-Sessions sammeln. Beim Speichern und Auswerten der unterschiedlich sicherheitskritischen Daten helfe mit Red Hat mit der OpenShift-Technologie, die in Schweizer Rechenzentren betrieben werde, so Ganns.
Der rollierende SBB-Fahrplan
Auf eine flexible und skalierbare Infrastruktur wird in Zukunft auch die SBB angewiesen sein, sagte Martin Žekar an dem Forum. Dabei wolle der Leiter Operations Management vermehrt auf Technologie von Red Hat setzen. Die SBB arbeite an nicht weniger als einer weltweiten Novität: dem rollierenden Fahrplan. Während es heute fixe Abfahrts- und Ankunftszeiten gibt, könnte in Zukunft der Fahrplan minütlich neu geschrieben werden, sagte Žekar.
Der Grund für die Pläne der SBB sind die weiterhin steigenden Fahrgastzahlen. Das Schienennetz ist heute bereits nahezu ausgelastet. Müssen künftig noch mehr Passagiere befördert werden, ist eine neue Fahrtenplanung erforderlich. Wie Žekar sagte, könnten zum Beispiel mehr Züge gleichzeitig auf einer Strecke fahren. Um dann die Betriebssicherheit zu gewährleisten, müsse die Strecke in Segmente unterteilt und adäquat überwacht werden. Für solche Anforderungen seien die heute installierten Verkehrssteuerungssysteme aber nicht ausgelegt. Die SBB entwickle nun mit Technologiepartner wie Red Hat, Siemens und Thales neue Systemen.
Container in der Swisscom-Cloud
Ebenfalls vermehrt auf Red Hat setzt in Zukunft die Swisscom. Wie Roland Bieri, Head of Product House Network & Cloud, an dem Forum sagte, will das Unternehmen eine Lücke im Portfolio schliessen. Auf Kundenseite habe Swisscom die Nachfrage nach einer Container-Plattform registriert. Für OpenShift gab es einen grösseren Bedarf als zum Beispiel für die Wettbewerberlösung von Pivotal. Nun wolle Swisscom im November einen Container-Service auf der Basis der Red-Hat-Technologie lancieren.
Zusätzlich arbeitet der Telco innerhalb seiner Netzwerkinfrastruktur mit der Automatisierungsplattform Ansible Tower von Red Hat. Die Lösung wird laut Bieri die Verwaltung von rund 15'000 Komponenten automatisieren, darunter Firewalls, Server, Switches und Speichersysteme. Swisscom rechnet damit, den heute fünf Teams mit 80 Angestellten tausende Arbeitsstunden einsparen zu können, die sie bisher für manuelle Betriebsaufgaben aufwenden mussten.
In den Bundesbehörden könnte bald ebenfalls Red-Hat-Technologie zum Einsatz kommen. Wie Country Manager Léonard Bodmer an dem Forum sagte, reist er mit CEO Whitehurst noch am Dienstag nach Bern. Die beiden Manager hätten dort einen Gesprächstermin mit Ueli Maurer, dem Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartements EFD. Über den Grund für das Treffen sagte Bodmer allerdings nichts.