30.07.2009, 00:00 Uhr

Yahoo: Zu billig verkauft

Yahoo lässt sich von Microsoft dafür bezahlen, dass es seine Suche aufgibt und stattdessen bing implementiert. Damit setzt der Internetkonzern seine Zukunft aufs Spiel. Indem sich der Internetkonzern für die kommenden zehn Jahre verpflichtet, Microsofts Suchmaschine bing exklusiv in all seine Angebote einzubinden, gibt Yahoo das auf, wofür die Marke lange stand: technologische Avantgarde. Nicht nur der Suchalgorithmus stammt künftig aus dem Haus Microsoft, sondern auch die Plattform, über die das Geschäft mit den Textanzeigen abgewickelt wird.

Diesen Verlust kann auch eine Umsatzbeteiligung von 88 Prozent nicht ausgleichen, die Yahoo aus der Suchwortvermarktung auf den eigenen Seiten erzielt. Von dem auf bing.com erwirtschaften SEM-Einnahmen erhält Yahoo keinen Cent, denn dieser fliesst ohne Abzug an Microsoft.

Bei Yahoo bleibt der Vertrieb der Textanzeigen, den übernimmt der Internetkonzern für bing gleich mit. Das spart Kosten für Microsoft, bringt jedoch Yahoo nicht weiter: Expertise im Verkauf zählt im Onlinebusiness weit weniger als technisches Know-how. Kündigungen wird diese Abmachung jedenfalls nicht verhindern: Chefin Carol Bartz hat bereits weitere Entlassungen angekündigt.

Der Vertrag ist für zehn Jahre abgeschlossen - Yahoos Abschied von der eigenen Suche ist jedoch für immer. Die Technologie entwickelt sich zu schnell, um nach dieser Pause wieder ins Geschäft einzusteigen. Eine folgenschwere Entscheidung, denn schliesslich ist die Nutzung von Suchmaschinen weltweit die häufigste Onlineaktivität.
Yahoo gibt seine Eigenständigkeit für Mehreinnahmen von geschätzten 500 Millionen US-Dollar im Jahr auf - bei einem Umsatz von 1,57 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal dieses Jahres ist das nicht viel Geld. Die finanzielle Lage bei Yahoo muss sehr verzweifelt sein, wenn dieser Deal als gutes Geschäft verkauft wird. (IWB/tg)



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