14.10.2008, 00:00 Uhr

Finanzkrise erreicht das Silicon Valley - und Europa

Die US-Finanzkrise bleibt auch für die Internet-Szene im amerikanischen Silicon Valley nicht folgenlos. Erste Mitarbeiter haben ihre Kündigungen bereits erhalten. Auch in Deutschland müssen Gründer künftig wohl mit weniger Geld auskommen - und sind trotzdem optimistisch. Hoffnungsfrohen Online-Start-ups stünden düstere Zeiten bevor, orakelte der Berufsinvestor Lukasz Gadowski unlängst in einem Interview. Die Finanzkrise würde jungen Unternehmen aus dem Bankenumfeld wie etwa Anlegercommunitys das Leben schwer machen. Nur "geringe Überlebenschancen" räumte ihnen der StudiVZ-Investor und Spreadshirt-Gründer ein.
Alles halb so schlimm, meinen viele Gründer selbst. Der Kreditmarktplatz Smava hat sich beispielsweise gerade in einer zweiten Finanzierung mehr als vier Millionen Euro gesichert. "Von der finanziellen Seite sind wir nicht betroffen", so Smava-Geschäftsführer Alexander Artopé. "Aber die Kapitalknappheit wird sich bemerkbar machen, wenn junge Start-ups Geld brauchen." Statt sterbender Unternehmen erwartet Artopé aber eher eine noch strengere Auswahl und härtere Regeln von den Investoren. Geldgeber achten seit Längerem schon auf schnelle Rentabilität und fordern hohe Anteile. Das bringt insbesondere Gründungen in Gefahr, die auf die Werbevermarktung hoffen und keine anderen Einnahmen planen. "Bricht der Werbemarkt wirklich ein, müssen wir unser Konzept ändern ? aber damit rechnen wir nicht", so Daniel Schaffeld, Geschäftsführer der Mode-Community Styleranking, die sich vollständig über Werbung finanziert.
Bleiben Anzeigengelder aus, kommen auch die Verlage unter Druck: Sie haben in den letzten Wochen vermehrt werbefinanzierte Start-ups übernommen und können die Geschäftsmodelle nicht drehen. "In der Krise wird sich zeigen, ob alle diese Geschäftsmodelle tragfähig sind", sagt Thomas Eisinger, Vertriebsleiter beim Webmarketing-Spezialisten Explido. Zu erwarten ist daher, dass Medienkonzerne Übernahmen einschränken. In diesem Fall fehlen privaten Investoren Ausstiegschancen und damit frisches Geld für neue Investitionen. (ph/iwb)



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