«Für Manor ist die IT das Rückgrat»
Aktuelle Herausforderungen für die Manor-IT
CW: Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die IT von Manor?
Guggenbühler: Kurzfristig ist die grösste Herausforderung, das Omnia-Projekt sauber abzuschliessen. Es ist ja mit dem Umschalten Ende Juni nicht getan, sondern erst nach der Stabilisierungsphase, die weitere drei Monate dauern wird.
Anschliessend gilt es, das Potenzial der neuen Plattform wirklich auszuschöpfen. Manor soll und will zu einem wirklichen Omnichannel-Konzern werden mithilfe der Software-Plattform. Im ERP lässt sich abbilden, dass Kunden ein Produkt an einem Ort bestellen, es an einem anderen Ort abholen und bei Nichtgefallen an einem dritten Ort zurückgeben. Ausserdem werden mobile Kassen unterstützt, mit denen die Berater im Warenhaus den Kunden den Einkauf vereinfachen können – wenn sie zum Beispiel nicht mehr zum Bezahlen an einen anderen Ort gehen müssen. Der persönliche Einkaufsbegleiter wäre hier ein Stichwort. Diese Prozesse müssen erst in der Software implementiert und anschliessend auf die Fläche gebracht werden.
CW: Im neuen Warenhaus in Bern haben Sie solche Ideen doch schon verwirklicht.
Guggenbühler: Ich würde die Systeme in Bern eher einen Proof of Concept nennen. Dort können die Berater mit Tablets den Kunden auch Ware anbieten, die nicht im Haus verfügbar ist – auch wenn der Kunde niemals online bestellen würde. Er kann die Produkte dann am Tablet auswählen und sie in das Haus in Bern zum Abholen oder natürlich nach Hause liefern lassen.
Hier sehe ich Manor klar im Vorteil verglichen mit Digitec, Galaxus oder Amazon. Denn die reinen Online-Player haben kein Ladengeschäft, in dem sie die Konsumenten vor Ort beraten können. In Zukunft wird Manor dieses Alleinstellungsmerkmal noch viel stärker ausspielen.
CW: Wie viel Prozent seines Umsatzes generiert Manor heute online?
Guggenbühler: Über den Umsatzanteil kann ich keine Aussage machen, da wir als privates Unternehmen keine solchen Zahlen veröffentlichen. Allerdings haben wir derzeit weniger als die Hälfte des Sortiments im Online-Shop. Nach der Umstellung wird die Auswahl dann schnell grösser, wobei die Lebensmittel und einige Fashion-Artikel vorläufig noch fehlen werden.
Im Rahmen eines Pilots im Warenhaus in Baden konnten wir testen, wie gut die Tablet-Bestellungen vor Ort funktionieren. Die Konsumenten konnten dort im Haus nicht verfügbare Ware online bestellen – beispielsweise eine Hose in einer anderen Farbe oder Grösse. Hier zeigte sich in der regionalen Auswertung der Verkaufszahlen nach einigen Monaten tatsächlich ein leichtes Umsatzplus.
CW: Wenn Omnia abgeschlossen ist: Ist Manor dann IT-technisch besser aufgestellt als die Konkurrenz? Und: Wo gibts noch Nachholbedarf?
Guggenbühler: Sicher werden einige Kritiker sagen: Manor ist spät dran mit der Umstellung. Wenn sie aber geschafft ist, haben wir eine sehr gute Ausgangslage und einen Vorsprung in gewissen Bereichen. Wir sind auf einer modernen Plattform und das Team ist kundenorientiert aufgestellt. Wir sind dann wesentlich besser positioniert, um agil neue Themen auf die Verkaufsflächen bringen zu können – sei es offline oder online. Ich sehe Manor auch besser aufgestellt als den einen oder anderen Wettbewerber.
Noch viel ungenutztes Potenzial haben wir bei den Daten. Wir hatten in der Vergangenheit mehrere heterogene Systeme, die nun auf einer Plattform zusammengeführt werden. Somit können wir zukünftig die Warenströme besser kanalisieren und dem Konsumenten mehr passende Produkte präsentieren. Aus der Analytics können und werden wir in Zukunft allerdings noch viel mehr machen.