«Für Manor ist die IT das Rückgrat»

So wechselt das ERP in die Cloud

CW: Nun steht der Wechsel des ERP in die Cloud an.
Guggenbühler: Genau. Lassen Sie mich aber etwas aus­holen. Ziel des Programms «Omnia» war ursprünglich nur die Ablösung des Warenwirtschaftssystems. Dieses Projekt hat mich so sehr gereizt, dass ich zurück zu Manor gewechselt bin. Ich konnte ein System stilllegen, an dem ich als Junior vor 25 Jahren selbst mitprogrammiert habe.
Die Software ist eine Eigenentwicklung als Oracle-Applikationen und -Datenbanken auf Basis des früheren DEC-Betriebssystems VMS. Für beides ist es je länger, je mehr schwierig, Personal zu bekommen. Auch hat vor 25 Jahren noch kaum jemand von Omnichannel und Web-Shops gesprochen. Entsprechend schwierig war es, die neuen Vertriebskanäle und Funktionen in der Software abzubilden.
Beispiele sind das Kampagnenmanagement oder eine Verkaufsaktion wie der «Black Friday»: Heute müssen die Rabatte einerseits im Warenwirtschaftssystem und andererseits auf den Kassen eingepflegt werden. Diese Doppelspurigkeit erfordert einen grossen Koordinations­aufwand und ist fehleranfällig. Für die neue Lösung ist es unser Ziel, dass der Kunde über alle Kanäle hinweg die gleichen Rabatte bekommt.
“Die ERP-Migration ist das grösste IT-Projekt bei Manor seit 25 Jahren„
Markus Guggenbühler
CW: Welche alternativen Warenwirtschaftssysteme haben Sie evaluiert? Und: Warum wählten Sie Microsoft?
Guggenbühler: Wir sind mit ungefähr zehn Anbietern in die Evaluation gestartet. Davon mussten wir einige aufgrund ihrer Spezialisierung aussortieren. Denn wir wollten weder ein ERP für das Fashion-Geschäft, noch für Lebensmittel. Übrig blieben Oracle, SAP und Microsoft.
Ein Projekt mit SAP wäre wahrscheinlich risikoärmer gewesen, weil die Software bei allen grossen Retailern im Schweizer Markt schon im Einsatz steht. Unser Entscheid für Microsoft fiel aufgrund unserer Überzeugung, dass wir die modernere Umgebung bekommen, die über alle Module hinweg eine einheitliche Oberfläche besitzt und sich ausserdem sowohl stationär als auch mobil verwenden lässt. Zusätzlich profitieren wir von den Investitionen des Herstellers speziell im Retail-Markt. Uns hilft dabei, dass wir Microsofts weltweit grösstes Retail-Projekt sind, womit wir direkte Ansprechpartner im Produktteam in Seattle haben. Sie sind auch am Wochenende für uns erreichbar.
In der Mitarbeiterschulung zeigt sich nun, dass die moderne Bedienoberfläche die Nutzung sehr vereinfacht. Von den Anwendern kommen Rückmeldungen, dass sie die Software ähnlich intuitiv wie Office oder auch Programme aus dem Privatbereich bedienen können, was das Einarbeiten natürlich sehr vereinfacht.
CW: Welchen Einfluss hatte der Preis auf den Entscheid?
Guggenbühler: Erstaunlicherweise gab es beim Preis keinen bedeutenden Unterschied. Allerdings haben sich die Anbieter in der entscheidenden Phase sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Denn es handelte sich schon um ein Prestigeprojekt, ist doch Manor der letzte grosse Retailer in der Schweiz, der das zentrale Warenwirtschaftssystem ablöst.




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